So schmeckt gute Erziehung. Es ist nicht leicht, Kinder zu gesunden Essern zu machen. Aber Pizza und Burger müssen nicht den Speiseplan beherrschen.
Am Anfang ist die Welt noch in Ordnung. Wenn Kinder auf die Welt kommen, haben sie die allerbesten Voraussetzungen, zu richtig gesunden Essern zu werden. Ihre biologische Regulation funktioniert vorbildlich: Säuglinge essen nur dann, wenn sie Hunger haben. Und nur das, was ihnen gut tut. Babys besitzen nämlich ein natürliches Gefühl für Nährstoffe und Kalorien.
Kinder werden als Feinschmecker geboren
Immer häufiger gerät das Essverhalten von Kindern in die Schlagzeilen. Ihre typischen Vorlieben hat die Donald-Studie des Forschungsinstitutes für Kinderernährung in Dortmund (FKE) bestätigt: Pizza, Nudeln, Pommes, Süßigkeiten und Softdrinks, alles, was im Übermaß dick und krank macht.
Doch warum verändert sich der Geschmack von Kindern, die eigentlich als Profis in Sachen Schmecken geboren werden? Wer seine Kinder zu gesunden Essern erziehen will, sollte folgendes wissen: Schon von Anfang an können Säuglinge die fünf verschiedenen Geschmacksrichtungen unterscheiden: süß, sauer, salzig, bitter und „umami“, den herzhaften, deftigen Geschmack. Süßes schmeckt Babys allerdings am allerbesten, Bitteres finden sie scheußlich. Beides macht durchaus Sinn: Der süße Geschmack kennzeichnet eine nahrhafte Kohlenhydratquelle, Bitteres dagegen könnte giftig sein.
Dagegen kommen „umami“ und ein leicht salziger Geschmack schon recht früh gut an. Freilich nicht im frühen Säuglingsalter, was auch gut so ist, da das Salz den unausgereiften Nieren Probleme bereiten könnte.
Kindliche Mäkelei hat durchaus seine Gründe
Kleinkinder haben außerdem eine angeborene Skepsis Neuem gegenüber. Eine kluge Strategie, schließlich können sie ja nicht sicher sein, ob ihnen die unbekannten Speisen auch bekommen. Kindliche Mäkelei bei Tisch hat also gute Gründe. Kinder essen das gern, was sie häufig essen. Ernährungspsychologen nennen das „erfahrungsbedingte Gewohnheitsbildung“. Die Geschmacksvorlieben entfalten sich in den ersten sechs bis sieben Lebensjahren und bleiben ein Leben lang bestehen.
Die ersten Lektionen in Sachen Geschmacksbildung gibt es schon im Mutterleib. Durch das Fruchtwasser entsteht die sogenannte Flavourbrücke zwischen Mutter und Kind. Der Fötus lernt die Geschmacksrichtungen der Lebensmittel kennen, die die Mutter zu sich nimmt. Nach der Geburt wird das mütterliche Essverhalten mit der Muttermilch übertragen.
Nach der Stillzeit beginnt das eigentliche Geschmackstraining. Sobald das Baby mit etwa sechs Monaten Brei isst, sollte man es langsam an neue Lebensmittel gewöhnen. Je einfacher die Zutatenliste anfangs ist, desto besser. So kann das Kind den Eigengeschmack der Speise kennen lernen. Mit zehn Monaten kann es langsam in das Familienessen einsteigen.
Liebe geht durch den Magen, die Erziehung ebenfalls
Halbe Kita – Gruppen entscheiden am Mittagstisch, die Nudelsauce zu boykottieren, weil einer der Großen damit angefangen hat. Das Pausenbrot von Schulkindern landet im Müll, weil Milchschnitten „cooler“ sind. Das ist ärgerlich, heißt aber nicht, dass Eltern die Verantwortung für die Essvorlieben ihres Zöglings an Kindergarten und Schule abgeben dürfen. Das häusliche Vorbild hat immer noch den höchsten Stellenwert.
Eltern sollten versuchen, das Geschmacksrepertoire ihres Kindes von klein an zu erweitern, indem sie mit ihm die Welt des Schmeckens, Riechens und Genießens entdecken. Wichtig ist vor allem das gemeinsame Essen am Familientisch. Dabei geht es um mehr als nur gesunde Ernährung und Geschmacksbildung, nämlich um Esskultur, Geselligkeit, gemeinsame Zeit und Kommunikation.
Mit rationalen Ernährungsempfehlungen, die die Sinne nicht ansprechen, kommt man bei Kindern allerdings nicht weit. Dass sie im Alter einmal an Osteoporose leiden könnten, wenn sie zu weinig Milchprodukte zu sich nehmen, interessiert sie nämlich wenig. Besser ist es, auf die Vermittlung von Genussfähigkeit zu bauen. Statt das an der Supermarktkasse erstandene Eis auf dem Weg zum Auto zu verschlingen, sollte man sich mit dem Kind in Ruhe auf eine Parkbank setzen und es beim Schlecken ganz bewusst wahrnehmen lassen, wie das Gefrorene auf der Zunge zergeht.
Die größte Kunst ist es, Kindern Gemüse schmackhaft zu machen. Bei Kindern geht viel über das Mundgefühl. Rohes Gemüse kommt tendenziell besser an als gekochtes, weil es schön knackt. Kinder lassen sich auch begeistern, wenn sie beim Kochen helfen dürfen, etwa Früchte in Quark rühren oder Schnittlauch über die Suppe streuen. Und sie lieben schöne Dekorationen, phantasievolle Namen und „Essmärchen“. Warum nicht mal anstelle einer banalen Linsen- eine „Aschenputtelsuppe“ servieren?
Die Ernährungsregeln für Kinder und Erwachsene
Unkompliziert, schmackhaft, abwechslungsreich, so sollte eine gesunde Ernährung für Kinder (und Erwachsene) sein. Das Forschungsinstitut für Kinderernährung in Dortmund hat hierzu ein Ernährungsprogramm erstellt. Bei der „Optimierten Mischkost“ geht es nicht um umständliches Kalorienzählen oder aufwändige Rezepte. Es müssen nur drei einfache Grundregeln beachtet werden:
Reichlich:
Kindern reichlich Obst, Gemüse, Getreideerzeugnisse und Kartoffeln und zum Trinken Getränke wie Mineralwasser, verdünnte Säfte und ungesüßte Früchte- oder Kräutertees anbieten.
Mäßig:
Tierische Lebensmittel wie Eier, Fleisch, Fisch, Wurst, Milch und Milchprodukte in Maßen auf den Tisch bringen.
Sparsam:
Mit fett- und zuckerreichen Lebensmitteln wie Speisefetten, Süßwaren, Knabberartikeln sparsam umgehen.