Bei Beachtung entsprechender Regeln und strenger Kontrolle der Blutzuckerwerte können Diabetiker am gesellschaftlichen Leben teilnehmen.
Anlässlich der 43. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft Ende April in Würzburg haben Fachleute – einmal mehr – auf die Bedeutung einer gesunden Ernährung im Falle von Diabetes hingewiesen. Sie sei ein wichtiger Baustein in der Diabetestherapie. Viele Diabetiker sind übergewichtig. Deshalb sind kalorienreduzierte Kost und die Normalisierung des Körpergewichts für sie von entscheidender Bedeutung. Eine ausgewogene Ernährung hilft, den Blutzucker im Gleichgewicht zu halten und diabetischen Folgeerkrankungen wie Arteriosklerose (Gefäßverkalkung) vorzubeugen, die häufig zu Herzinfarkt und Schlaganfall führen können. Gleichzeitig steigen Wohlbefinden und Lebensqualität.
Risikofaktor Körperfett
Zuviel Körperfett, vor allem im Bauchbereich, ist ein Hauptrisikofaktor für einen Typ-2-Diabetes. Durch das Körperfett lässt die Insulinempfindlichkeit der Zellen nach. Der Zucker im Blut kann nicht mehr richtig verwertet werden und steigt an. Deshalb ist es für Diabetiker äußerst wichtig, ihr Gewicht zu normalisieren.
Andererseits sind strenge Diäten in der modernen Diabetestherapie überholt. Es gilt, die Grundregeln einer gesunden Ernährung zu beachten: Ausgewogene Mischkost in moderaten Mengen. Spezielle Diätprodukte für Diabetiker sind nicht notwendig. Mehr als die Hälfte der täglichen Nahrungszufuhr solle aus ballaststoffreichen Kohlenhydraten – Obst, Gemüse, Vollkornprodukte – bestehen. Bei Fett, das ohnehin nur in Maßen verzehrt werden sollte, sind ungesättigte Fettsäuren zu bevorzugen. Dabei ist zu beachten, dass zwei Drittel des täglichen Nahrungsfettes versteckt in Käse, Fleisch, Schokolade oder Chips enthalten sind. Der Eiweißanteil an der Nahrung sollte 10 bis 20 Prozent nicht übersteigen. Lebensmittel mit viel tierischem Eiweiß wie etwa Wurst sind zusätzlich häufig sehr fettreich.
Blutzuckerspitzen nach Mahlzeiten vermeiden
Die blutzuckersteigernde Wirkung von Lebensmitteln wird mit dem glykämischen Index angegeben. Für Diabetiker ist ein niedriger Index wichtig. Es kommt darauf an, die sogenannten Blutzuckerspitzen nach den Mahlzeiten zu vermeiden. Deshalb sollten Diabetiker beispielsweise selten Weißbrot, Cornflakes oder Bratkartoffeln essen.
Diabetiker sollten es sich angewöhnen, den Blutzuckerspiegel nicht nur nüchtern, sondern auch zwei Stunden nach dem Essen zu messen. Damit kann der Kranke seine Ernährung optimal anpassen und lernen, mit seiner Krankheit aktiv umzugehen. Die pharmazeutisch-technische Industrie bietet eine große Auswahl an Messgeräten an, so dass jeder Patient das für ihn Passende finden kann. Die Werte sollen nüchtern unter 100 mg/dl und zwei Stunden nach einer Mahlzeit unter 140 mg liegen. Darüber hinaus muss der Arzt den Langzeitblutzuckerwert der letzten zwei bis drei Monate ermitteln. Der sollte unter 6,5 Prozent liegen.
Nur wenig Alkohol
Unter diesen Voraussetzungen können Diabetiker auch in geringem Maße – höchstens zehn Prozent der täglichen Kalorienmenge – Zucker essen. Wichtig ist, dass Diabetiker die Angaben in Broteinheiten (BE) oder Kohlenhydratportionen (KH-Portion) beachten. Alkohol ist in Maßen erlaubt – bei Männern täglich zwei Gläser Wein oder eine Flasche Bier, bei Frauen die Hälfte. Bei Feiern oder Restaurantbesuchen sollten Diabetiker auf Vor- und Nachspeise verzichten. Statt fettem Fleisch lieber mageres Roastbeef oder Fisch bestellen und mit Gemüse und Salat kombinieren. Vorsicht bei mit Butter oder Sahne angemachten Gerichten! Besser ist eine Zubereitung mit Olivenöl. Saucen sollten gesondert serviert werden.
Vor Reisen Informationen über das Ziel einholen
Vor Reisen, besonders ins Ausland, sollten Diabetiker mit ihrem Arzt sprechen. Es wird empfohlen, sich über Klima und Ernährungsgewohnheiten im Internet zu informieren. Der Patient sollte auf jeden Fall den Internationalen Diabetiker-Ausweis, sein persönliches Blutzuckertagebuch und eine ärztliche Bescheinigung in Englisch mit den internationalen Namen der benötigten Medikamente und des Zubehörs wie Messgeräte oder Stechhilfen mit sich führen.
Eine zusätzliche Auslandskrankenversicherung ist empfehlenswert. Falls etwas verloren geht: Medikamente und Ausrüstung in doppelter Ausführung mitnehmen.
Bei Flugreisen sollte die Fluggesellschaft auf die Erkrankung hingewiesen und um einen Platz am Gang zu mehr Bewegungsfreiheit gebeten werden. Auch um ein speziell angepasstes Essen darf gern gebeten werden. Das Bordpersonal sollte für den Notfall informiert werden. Medikamente und Ausrüstung gehören in das Handgepäck, weshalb die oben erwähnte ärztliche Bescheinigung bei den Sicherheitskontrollen vorgelegt werden sollte. Viel Alkoholfreies trinken! Die Zeitverschiebung bei längeren Flugreisen beeinflusst auch den Stoffwechsel und sollte daher im Voraus mit dem Arzt besprochen werden.
Längere Autofahrten sollten nur mit einem guten Blutzuckerwert begonnen werden. Mindestens alle zwei Stunden eine Pause machen. Für den hoffentlich nicht eintretenden Fall einer Unterzuckerung müssen Traubenzucker oder zuckerhaltige Getränke greifbar sein.