Phytotherapie und Heilpflanzenkunde bieten vielerlei Möglichkeiten, Haut und Haar gesund zu halten oder gesunden zu lassen. Wie verraten wir Ihnen hier.
Von welcher Wichtigkeit Haut und Haare für den Menschen sind, zeigt sich bereits anhand zahlreicher Sprichworte: Man verliebt sich mit „Haut und Haaren“, etwas geht „unter die Haut“, man bekommt eine Gänsehaut oder die „Haare stehen einem zu Berge“.
Emotionen werden somit häufig mittels des größten menschlichen Organs ausgedrückt und empfunden: Unsere Haut bietet nicht nur Schutz, sie dient zudem als sensibles Sinnesorgan, empfindet Schmerz, Wärme, Kälte und Berührung.
Die Natur bietet unendliche Möglichkeiten, sich nicht nur mit Haut und Haaren zu verlieben, sondern diese auch mit der Kraft von Pflanzen zu pflegen, zu heilen und Probleme zu bekämpfen …
Gesunde Haut
ist normalerweise in der Lage, sich bei leichteren oberflächlichen Verletzungen selbst zu schließen und das Gewebe zu regenerieren. Sie benötigt aber zum Aufbau und zur Erhaltung der Schutz- und Funktionsfähigkeit ausreichende Mischkost und regelmäßige, angemessene Pflege. Für die Ernährung der Haut und die Funktion der eingelagerten Nerven ist auch die ausreichende Zufuhr von Vitaminen aus der B-Gruppe wichtig. Mineralien wie Kalzium und Silizium (Kieselsäure) haben große Bedeutung für die Elastizität und die Funktionsfähigkeit der Hautzellen.
Schönheit von innen oder von außen? Und wann ist eine Haut „schön“?
Gesunde Haut wirkt schön. Neben der individuellen Wirkung und Ausstrahlung stehen Attribute wie „jugendlich, klar, straff, gesund“ bei der Beschreibung im Vordergrund.
Sicher ist, dass die Haut als Organ ausreichende Ernährung braucht. Dabei spielen natürlich auch die Vitamine A und E – neuerdings unter der Bezeichnung „Radikalfänger“ – eine Rolle. Die äußerliche Anwendung der Vitamine als Bestandteil von Cremes und Salben muss dabei mit Skepsis betrachtet werden. Fragen nach ausreichender Dosierung, Penetration, Resorption und Bioverfügbarkeit sind angebracht. Schönheit wird erreicht und erhalten durch entsprechende allgemeine Ernährung und Pflege. Die verschiedenen Regionen unserer Haut haben unterschiedliche Funktionen zu erfüllen, so dass ihre Reinigung und Pflege auch danach zu richten ist.
Baden oder Duschen?
Duschen als moderne Form der Wasseranwendung zum Zwecke der körperlichen Reinigung wird zwar auch als Wohltat dargestellt, doch erfolgt es oft zu häufig und meist mit Hilfe von künstlichen Seifen, teilsynthetischen Aromastoffen und viel Schaum. Die Austrocknung der Haut ist vorprogrammiert.
Das Baden hat zu allen Zeiten die Menschen begleitet und wurde Mittelpunkt einiger Kulturen. Die Grenze zwischen Ritual und medizinischer Bedeutung war und ist oft verschwommen. Nicht zuletzt hat die Anwendung von Wasser seit etwa Mitte des vorigen Jahrhunderts, u.a. durch Sebastian Kneipp, verstärkt als therapeutisches Konzept Bedeutung gewonnen. Dabei steht der Mensch als Ganzes im Mittelpunkt, wenn auch Körperteile einzeln behandelt werden. Wasseranwendungen mit Zusätzen aus Pflanzen, seien es Extrakte oder einzelne Wirkstoffe, wurden zur Wirksamkeitsdefinition wissenschaftlich untersucht. Es entstand der Begriff „Balneologie“. Medizinische Bäder wurden logischerweise Bestandteile der Therapie, da die Wirkung von Wasser und darin enthaltener Zusätze zunächst auf die Haut und durch diese auch auf innere Organe nachgewiesen wurde, wie in Form von Beruhigungs-, Kreislauf-, Rheuma- und anderen Bädern.
Auch in der Dermatologie kommen Bäder zum Einsatz. Grundsätzlich ist gesunde Haut für Fremdstoffe ein Hindernis. Für die lokale Anwendung zur Therapie erkrankter Haut wie für die pharmakologisch neutralen Trägerstoffe gelten besondere Anforderungen und Regeln. Geeignete Drogen sind unter anderem Eichenrinde, Kamillenblüten, Kleie, Salbeiblätter und Schafgarbenkraut. Sie werden in Form wässriger Auszüge oder verdünnter alkoholischer Extrakte verwendet. Hierfür liegen positive Monographien mit anerkannten Indikationen vor, wie beispielsweise bei Akne, Wundbehandlung, Dermatosen, Haut- und Schleimhautentzündungen, atopischer Dermatitis, Neurodermitis, seborrhoischem oder nässendem Ekzem, Furunkulose, Psoriasis und auch gynäkologischen Indikationen.
Die begrenzte Anwendung von getränkten Kompressen aus Tees von Stiefmütterchenkraut, Augentrostkraut und ähnlichem waren früher vor allem bei Kindern üblich. Auch zur innerlichen oder äußerlichen Anwendung als Bäder und Kompressen gegen chronische Hautschäden waren solche Aufgüsse üblich: Die meistgebrauchten Pflanzen sind Löwenzahn, Brennnesselkraut, Birkenblätter und Hagebuttenfrüchte.
Dermopharmazie, Phytokosmetik und Dermo-Phytopharmaka
Galenik, Qualität und Haltbarkeit moderner Pharmaka haben heute einen hohen internationalen Standard erreicht. Auch pflanzliche Stoffe, die früher gelegentlich technische Probleme bereiteten, sind heute therapeutisch einsetzbar und für Problemindikationen wie Neurodermitis, Psoriasis und zur risikofreien Wundbehandlung verfügbar. In diesem Zusammenhang seien homöopathische Urtinkturen von Calendula, Cardiospermum oder Mahonia in Salben- und Cremeform zu nennen. Auch standardisierte Zubereitungen aus traditionellen und wissenschaftlich anerkannten Drogen wie Arnikablüten, Beinwellwurzel, Kamillenblüten und Zaubernussrinde oder -blätter finden nach wie vor vielseitige therapeutische Verwendung zur Behandlung, zum Beispiel auch bei Hämorrhoiden und zur Förderung der Wundheilung. Weitere Dermopharmaka mit Bittersüßextrakt oder Rosmarinöl werden gegen Beschwerden des rheumatischen Formenkreises auch zur Resorption aufgetragen.
Andere, sogenannte „halbfeste Arzneiformen“ (Cremes, Gele, Salben), mit ätherischen Ölen oder Wirkstoffen (z.B. Eukalyptusöl, Latschenkiefernöl, Terpentinöl, Thymianöl, Campher, Menthol) finden Verwendung bei Erkrankungen der Atemwege und werden ebenfalls auf die Haut aufgetragen. Damit wird Inhalationswirkung und lokale Resorption erreicht sowie eine mögliche Magenbelastung durch schwer verträgliche Wirkstoffe umgangen. Gleichzeitig sind die allergischen Risiken gering. Interessante pflanzliche Stoffe, wie Boretschsamenöl, Nachtkerzenöl und Teebaumöl wären es wert, intensiv therapeutisch genutzt zu werden. Das geschieht jedoch nur in geringem Umfang, weil der erforderliche Aufwand zur Klärung aller wissenschaftlichen Fragen sehr hoch ist. Aus diesem Grunde sind die meisten daraus hergestellten Präparate nicht als zugelassene Arzneimittel, sondern als Kosmetika teilweise freiverkäuflich im Handel. Damit sind sie leider sowohl zutreffender Indikationsstellung, angemessener Dosierung als auch zuverlässiger Applikation rationaler Kontrolle entzogen. Es bleibt, dem Wissen vergangener Zeiten Vertrauen zu schenken …
Multifunktionelles Lebensorgan
Die Haut leistet noch mehr: Sie ist Schutzhülle gegen Fremdkörper aus der Umwelt, wehrt krankmachende Bakterien, Viren und Pilze ab, bewirkt Aufnahme und Ausscheidung von Stoffen, ist hochsensibles Sinnesorgan, zugleich Spiegelbild unserer Seele in jedem Lebensalter.
Kein Modeschöpfer der Welt würde es je schaffen, für uns ein Kleidungsstück anzufertigen, das uns von Geburt bis zum Tode begleitet und kleidet, immer passt und zudem noch einen eingebauten Selbstreparaturmechanismus besitzt, wie ihn die Haut darstellt. Sie braucht allerdings viel Liebe, Verständnis, Sympathie, Fürsorge und Pflege. Der materielle Teil der Ansprüche kann mit Hilfe von Phytopharmaka erfüllt werden.
Anmerkung: Die Heilpflanzenkunde ersetzt bei Beschwerden nicht den Besuch eines Arztes oder Heilpraktikers.