Sensationelle Neuerung verändert die Verbraucher-Elektronik. Handbewegungen übernehmen demnächst die Funktionen der TV-Fernbedienung und der PC-Maus. Fernsehgeräte und Computer lassen sich durch Gesten steuern.
Einst war die TV-Fernbedienung eine begrüßenswerte Neuerung, die das Fernsehen bequemer machte – aus dem Sessel steigen und am Apparat ein paar Knöpfe bedienen wurde überflüssig. Eine entsprechende Vereinfachung in der Bedienung des Computers – bei Laptops meist eingebaut und als Schaltfläche integriert – war die Maus. Jetzt läutet für beide einst fortschrittliche Elemente das Totenglöcklein, denn Handbewegungen ersetzen in Zukunft sowohl die Fernseh-Fernbedienung als auch die PC-Maus.
Einschalten durch Zeigen einer geschlossenen Faust
An Geräten, die noch in diesem Jahr von Hitachi, Microsoft und anderen PC- und TV-Herstellern auf den Mark gebracht werden – zunächst wahrscheinlich in den USA – genügt ein Gestikulieren und die Elektronik gehorcht und reagiert. Das geht etwa so:
Mit einer einfachen und leichten Drehung des Handgelenks in Front des Fernsehgerätes – vergleichbar etwa dem Zuschrauben einer Flasche – wird die Einschaltung der TV-Kanäle getätigt. Das Handgelenk nach rechts bewegt, bedeutet ein „Aufwärts“ bei der Kanalsuche, wer sein Handgelenk dagegen nach links dreht, schaltet zurück, von Programm 13 beispielsweise auf zwölf. Zuvor natürlich war das Gerät durch das Zeigen einer geschlossenen Faust eingeschaltet worden, das Ausschalten erfolgt – immer bequem im Sessel verbleibend – durch das langsame Öffnen der Faust. Ähnlich reguliert sich die Lautstärke des Gerätes: Daumen nach oben bedeutet lauter, nach unten leiser. Die künftigen TV-Apparate ermöglichen auch dies: Will man ein Foto oder auch eine Szene auf dem Bildschirm vergrößern, muss man beide Hände vor der Brust in Höhe des Kinns gespreizt auseinander halten, kommen sich dagegen beide Handflächen in der gleichen Lage näher, wird das Foto verkleinert.
Gestikulieren statt Berühren des Bildschirms
Die ersten entsprechenden Geräte kommen aus dem Haus des japanischen Herstellers Hitachi. Microsoft offeriert eine vergleichbare Technologie mit dem neuen Videospiel „Project Natal“, das spätestens zur kommenden Weihnachtssaison angeboten werden soll. Dabei entfallen hochsensitive Kontrollgeräte, wie sie bei Nintendos Spielkonsole „Wii“ noch erforderlich sind.
Ebenfalls gegen Ende 2010 wird es Computer wie auch Laptops geben, die nach dem gleichen Prinzip zu handhaben sind. Das heute noch vorherrschende Berühren etwa des Bildschirms, der ja dabei nicht gerade sauberer wird, entfällt – die meisten, wenn nicht alle Funktionen, auch das schnelle Vor- und Zurücklaufen einer DVD, wird durch Gesten mit den Händen ausgelöst. Jedes entsprechende Gestikulieren übrigens kann von jedermanns Händen angewendet werden, im Gegensatz etwa zu einem heutigen Telefon T Sinus 701K, das durch das Aussprechen eines bestimmten Wortes, etwa „Gabyhandy“, die eingespeicherte Nummer wählt – das gelingt in der Regel nur mit der programmierten Stimme.
Geheimhaltung bei 3D-Kameras und Software
Das alles wird ermöglicht durch eine völlig neue Generation von Minikameras, die vom Gerät aus auf Handbewegungen reagieren. Sie können unterscheiden, ob sich jemand das Auge reibt oder am Ohr juckt und einer Geste, die eine elektronische Funktion auslösen soll. Entsprechende Einspeicherungen sind erforderlich. „Sie arbeiten fehlerfrei“, sagte ein Mitarbeiter der Softwarefirma GestureTek aus Amerikas Forschungszentrum Silicon Valley. Dort und beim Kameraproduzenten Canesta in Sunnyvale/Kalifornien hat man länger als zehn Jahre an der Entwicklung und Perfektionierung solcher 3D-Kameras und -software gearbeitet. Die Endergebnisse wurden unter strengster Geheimhaltung auf der Consumer Electronics Show in Las Vegas vorgestellt. Technische Details wurden nicht mitgeteilt, Fotografieren war verboten.
Auch das israelische Hightech-Unternehmen PrimeSense/Tel Aviv war vertreten. Sein 3D-Kamerachip findet in einigen Geräten der Zukunft Verwendung.