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Genfood und Gesundheit – Gentechnik in Nahrungsmitteln

Viele Menschen denken gentechnisch veränderte Nahrungsmittel seien ungesünder als ihre herkömmlichen Alternativen. Ist diese Annahme berechtigt?

Die BASF erwägt nach der Kartoffelsorte Amflora für weitere Gen-Kartoffeln Zulassungen zu beantragen. Auch wenn Amflora in erster Linie nicht zum Verzehr produziert wurde , lohnt es sich in diesem Zusammenhang die Frage zu diskutieren, ob Genfood ungesund ist.

DNA

Jede lebende Zelle speichert seine Erbinformation in Form von Desoxyribonukleinsäure, kurz DNA. Dabei handelt es sich um ein Molekül mit einem simpel erscheinenden Aufbau. Vier verschiedene Moleküle, die Nukleotide ATP, GTP, TTP und CTP, werden zu einer Kette verbunden. Zwei Ketten mit komplementärem Aufbau lagern sich zusammen und bilden die DNA. Der individuelle Unterschied der Kettenglieder liegt lediglich in den Basen der Nukleotide, Adenin (A), Guanin (G), Thymin (T) und Cytosin (C). Die menschliche DNA besteht aus 3.000.000.000 Basenpaaren, zusammengesetzt allein aus diesen vier Komponenten! Eine DNA-Sequenz lässt sich also durch die Angabe dieser Einheiten charakterisieren: beispielsweise AGAGTGACG [2].

Makromoleküle wie Enzyme sind nun in der Lage diese Sequenzen zu übersetzten. So wird eine bestimmte DNA-Sequenz beispielsweise für den Bau eines Proteins herangezogen, das in der Lage ist Alkohol (Ethanol) abzubauen. Bemerken die Leberzellen also einen Anstieg der Alkoholkonzentration im Blut, so wird genau diese Sequenz vermehrt abgelesen und ein Molekül mit dem Namen Alkoholdehydrogenase produziert. Dieses Molekül baut den aufgenommenen Alkohol dann wieder ab .

Gentechnik

Es ist möglich die oben vorgestellten DNA-Sequenzen zu verändern. Es lassen sich Anteile herausschneiden, einfügen und austauschen. Man stelle sich vor, eine menschliche befruchtete Eizelle würde manipuliert. Der DNA würde die oben vorgestellte Sequenz für die Alkoholdehydrogenase entfernt. Angenommen der Mensch entwickelte sich dennoch normal, so würde seinen Zellen aber die Sequenz und damit das Protein und damit die Fähigkeit Alkohol abzubauen fehlen .

Genfood: Fallbeispiel

Ernteerträge leiden oft unter Parasitenbefall, oftmals in Form von Insekten. Es gibt zwar Bakterien (Bacillus thuringiensis), die ein Insektizid produzieren, doch hilft das der Pflanze wenig, da diese Bakterien nicht auf der Pflanze leben. Warum können die Bakterien Insekten bekämpfen und der Mais nicht? Nun, sie besitzen eine DNA-Sequenz, welche die Information zur Bildung eines Toxins (Bt-Toxin) enthält, das Insektenlarven tötet. Biologen haben nun diese Sequenz aus den Bakterien herausgeschnitten und der Maispflanze (Bt-Mais) eingefügt. Die Zellen des Bt-Mais bilden nun ebenfalls das Insektizid, die Insektenlarven sterben, der Ertrag steigt, die Menschen werden satt und der Bauer erzielt einen höheren Gewinn.

Ist Genfood ungesund?

Der oben vorgestellte Bt-Mais weist zwei Unterschiede zu Nicht-Bt-Mais auf. Zum Einen ist die Sequenz seiner DNA etwas verändert. Das heißt, dass einige ATGCs anders angeordnet sind als zuvor. Diese Tatsache birgt keinerlei Risiko, weil der menschliche Magen die DNA einfach verdaut. Dabei ist die Reihenfolge der ATGCs unerheblich. Mit jedem pflanzlichen und tierischen Produkt verspeist der Mensch unendliche viele verschiedene DNA-Moleküle. Jedes Steak besteht aus einer Vielzahl von Zellen, die alle DNA enthalten. Der zweite Unterschied besteht in der Bildung des Bt-Toxins. Die Unverträglichkeit dieses Toxins kann allerdings ermittelt werden. Kommen Kontrolleure zu dem Ergebnis, dass das Toxin für den Menschen harmlos ist, so besteht kein Grund den Bt-Mais im Vergleich mit Nicht-Bt-Mais als ungesünder zu betrachten.

Ökologische Probleme

Alle Pflanzen und Tiere, die sich im Laufe von Millionen von Jahren entwickelt haben, stehen auf hochkomplexe Weise direkt oder indirekt miteinander in Zusammenhang. Man kann sich das wie ein Netz mit vielen Knotenpunkten vorstellen. Reißt einer dieser Knotenpunkte, indem eine Art ausstirbt, so verliert das gesamte Netzwerk an Stabilität. Was hat das mit Bt-Mais zu tun? Nun, der Bt-Mais ist unnatürlicherweise in der Lage Insektenlarven zu töten. Daher könnte er einen Wachstumsvorteil gegenüber Pflanzen aufweisen, die sich nicht gegen Insektenbefall wehren können. So wäre er in der Lage diese anderen Pflanzen zu verdrängen. Die Folge: Knotenpunkte aus dem Ökologischen Netzwerk würden verloren gehen und die Gesamtstabilität des Netzwerkes leiden. Durch den Anbau von Bt-Mais bestünde so das Risiko der negativen Beeinflussung der Biodiversität [4].

Gentechnisch veränderte Nahrungsmittel sind also nicht wegen einer gentechnischen Veränderung automatisch ungesünder als herkömmliche Produkte. Allerdings sollten bei unkontrolliertem Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen die Gefahren für die Biodiversität berücksichtigt werden!