EinE MeisterInzeichnerIn liebt ihreN PartnerIn. So ähnlich könnten bald viele Sätze in Aufsätzen oder journalistischen Artikel aussehen.
„Mit der Frauenförderung, die in den sechziger, siebziger Jahren begann, waren wir sehr erfolgreich. […] Doch vielleicht ist das ein Grund für das jetzige Männerproblem: Wir haben darüber die Männer vergessen,“ sagt Klaus Hurrelmann, Sozial- und Bildungswissenschaftler, tätig an der Universität Bielefeld.
Woher kommt das allgemeine Gendern?
Nicht nur in den Wissenschaften, auch im Journalismus hat etwas Einzug gehalten, was manche für eine Verballhornung der deutschen Sprache halten. Das „Gendern“, das Schreiben eines Binnen-I, wird nicht nur von einigen Frauenrechtlerinnen gefordert, in Österreich hat auch das Bundesministerium für Bildung einen Katalog herausgegeben, der für alle universitären Publikationen dies zwingend vorschreibt und auch mit Beispielen versinnbildlicht.
Nun kann man das gut oder schlecht finden. Im Folgenden wird versucht, eine Pro- und Kontraliste zu erstellen, die einen Wegweisen und vielleicht auch ein erstes genaues „darüber nachdenken“ ermöglicht. Es soll auch verdeutlicht werden, wo es mit der deutschen Sprache hingehen kann, wenn man die „Genderisierung“ wirklich bis zuletzt durchzieht.
Eine Gegenüberstellung von Pro und Kontra
Ein Pro-Punkt für die Verwendung des Binnen-I ist, dass man die Verwendung des generischen Maskulinums als sexistisch (diskriminierend aufgrund des Geschlechtes) bezeichnen könnte. Als Kontra-Punkt sei erwähnt, dass durch den konsequenten Einsatzes des Binnenmajuskels Sätze entstehen würden, wie „eineN liebeN und verständnisvolleN PartnerIn“, welche nicht der deutschen Rechtschreibung entsprechen, da der Duden Majuskel nur und ausschließlich an den Wortanfang setzt.
Wer soll angesprochen werden?
Ein weiterer Pro-Punkt ist, dass durch die Verwendung des Maskulinums nur der männliche Teil der Bevölkerung angesprochen werde. Dagegen lässt sich argumentieren, dass man durch das Vorlesen dieser Binnenmajuskeln im Allgemeinen nur den weiblichen Teil der Bevölkerung träfe.
Der feministische Imperativ
Der feministische Imperativ (f. I.) sagt zu diesem Thema, dass ein Satz wie „Frauen sind die besseren Rennfahrer“ ebenfalls sexistisch sei. Weiters wird gesagt, dass „Frauen sind die besseren Rennfahrerinnen“ ebenfalls falsch sei, da hier die Männer keine Erwähnung finden würden. Gemäß dem f. I. wäre dann nur der Satz „Frauen sind bessere Rennfahrerinnen als Männer Rennfahrer“ korrekt. Selbst Vertreterinnen dieses Ansatzes sagen, dass eine solche Satzkonstruktion umständlich sei und plädieren daher für das Binnen-I.
Nur Positives wird gegendert
Als einen Kritikpunkt an der Verwendung des Binnen-I ist die Aussage zu verstehen, dass nur positiv konnotierte Begriffe mit dem Binnen-I versehen werden würden. So lese man niemals Wörter wie „VerbrecherIn“, „TerroristIn“ oder „VergewaltigerIn“. Diese Tatsache entspricht allerdings nicht dem feministischen Anspruch, Frauen immer und überall sichtbar darzustellen. Ähnlich gelagert, aber doch anders verstanden, wird die Tatsache, dass es manche Wörter in der deutschen Sprache gibt, die durch Anhängen eines „In“ schlicht falsch wären. Beispielsweise wäre das Wort „ArztIn“ falsch, da die weibliche Form „Ärztin“ heißt. Auch „ÄrztIn“ wäre falsch, da es keinen „Ärzt“ gibt.
Lisa Irmen vom psychologischen Institut der Universität Heidelberg bezeichnete in einem Vortrag an der Universität Bern im Jahr 2006 die Verwendung des Binnen-I als eine Umkehrung des generischen Maskulinums, diese wäre somit nicht geschlechtergerecht.
Auswuchs des Gendern
Ein abschließender Punkt gegen die Verwendung der Binnenmajuskeln ist die Verwendung von zusammengesetzten Hauptwörtern. Aus „Meisterzeichner“ würde bei Verwendung der Binnenmajuskeln die „MeisterInnenzeichnerInnen“. Das ist wohl keine Punkt, der wirklich gegen die Binnenmajuskeln spricht, daraus ergeben sich im alltäglichen Gebrauch der deutschen Sprache „bloß“ Probleme, die eine Übersteigerung nach sich ziehen könnten.
Die Verwendung des Binnen-I, so wurde ebenfalls argumentiert, soll nur den Schein einer feministischen Haltung aufrecht erhalten.
Die Waage hat entschieden
Somit kann man abschließend sagen, dass es mehr Punkte gegen das „Gendern“ gibt als dafür. Die Punkte, die dafür sprechen, können schon deshalb nicht aufrecht erhalten werden, da sie nicht zu Ende gedacht wurden und ihre Auswüchse und Auswirkungen nicht bedacht wurden.