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Gegensätze in einer Partnerschaft – Chancen und Risiken in Beziehungen

Neben dem bekannten Spruch „Gleich und gleich gesellt sich gern“ gibt es auch den ebenso bekannten Spruch „Gegensätze ziehen sich an“.

Es stellt sich die Frage, inwieweit beide Sätze auf die Partnerwahl anwendbar sind. Hierbei ist zu beachten, in welcher Hinsicht welcher Ausspruch zutreffend ist.

Gemeinsame Wertvorstellungen und Ansichten

In diesem Zusammenhang ist sicherlich der Satz „Gleich und gleich gesellt sich gern“ zutreffender, wenn sich die Partnerschaft harmonisch gestalten soll. Beispielsweise leidet ein Partner, für den Treue in einer festen Beziehung über alles geht, unter häufigen Seitensprüngen des Anderen, weil derjenige unter Umständen die Auffassung vertritt, dass rein sexuelle Affären keine Bedrohung für eine bestehende Partnerschaft darstellen oder diese sogar bereichern können. Die Beziehung zerbricht früher oder später aus verschiedenen Gründen – der Partner, dem Treue besonders wichtig ist, leidet unter der Untreue des Partners und befreit sich möglicherweise irgendwann aus diesem Leidenszustand. Der Partner hingegen, der es mit der Treue nicht so genau nimmt, empfindet den Anderen möglicherweise als spießig, langweilig und übermäßig eifersüchtig. Konflikte sind in jedem Fall vorprogrammiert.

Ähnlich verhält es sich auch, wenn einer der beiden Partner Kinder haben möchte, der Andere jedoch nicht. Je nachdem, ob trotzdem Kinder hinzukommen oder nicht, würde sich Einer der beiden Partner unter Umständen immer zurückgesetzt fühlen oder dem Anderen bei Beziehungskrisen sogar Vorwürfe machen wie etwa „Wegen dir haben wir keine Kinder – dabei hätte ich so gerne welche haben wollen!“ oder umgekehrt „Jetzt haben wir auch noch ein Kind als Klotz am Bein!“.

Trotz gemeinsamer Wertvorstellungen können Gegensätze sich anziehen

Auch wenn das Weltbild der beiden Partner aus den oben genannten Gründen übereinstimmen sollte, können sich Gegensätze in bestimmter Hinsicht auch anziehen. Beispielsweise spricht nichts dagegen, wenn ein Partner eher temperamentvoll veranlagt ist und der Andere als Gegensatz den ruhenden Pol bildet.

Forscher haben herausgefunden, dass sich oft Menschen ineinander verlieben, die zwar gleiche Wertvorstellungen und Weltanschauungen haben, aber sich in der Ausprägung bestimmter Eigenschaften voneinander unterscheiden. Ein temperamentvoller, bisweilen unbeherrschter Mensch verliebt sich oft in jemanden, der sehr ruhig und ausgleichend ist; wahrscheinlich, weil das Temperamentsbündel die ruhige Art des Partners als wohltuend und beruhigend und auch als Zeichen innerer Stärke empfindet. Umgekehrt schätzt der ruhigere Partner das Temperament des Anderen, weil dadurch „Leben in die Bude“ kommt und nicht immer alles in ruhigen, geordneten Bahnen verläuft. Durch den Temperamentsunterschied erhält sich möglicherweise die Lebendigkeit und Spannkraft einer Partnerschaft.

Wie entsteht Liebe trotz Gegensätzlichkeit?

Dies ist oft dadurch begründet, dass man in dem Partner bei gegensätzlichen Charaktereigenschaften das sieht, was man sich von sich selbst in bestimmten Situationen öfter wünschen würde. Ein introvertierter Mensch würde sich unter Umständen eine höhere Fähigkeit wünschen, um fremde Menschen durch Temperament, Witz und Charme für sich einnehmen zu können, ein temperamentvoller, extrovertierter Mensch würde sich umgekehrt öfter wünschen, bestimmte Dinge etwas rationaler und bedachter sehen zu können und nicht jeden Konflikt durch Temperamentsausbrüche noch weiter zu schüren.

Ein weiteres Beispiel wäre die Fähigkeit und das Rückgrat des Partners, Dinge offen anzusprechen, indem er seinen Standpunkt bestimmt, aber sachlich vertritt. Menschen, die um des lieben Friedens Willen oder aus einer gewissen „Autoritätshörigkeit“ heraus lieber immer wieder zurückstecken, mit ihrer Meinung hinterm Berg halten und dadurch vielfach eine ungerechte Behandlung durch Dritte in Kauf nehmen, fühlen sich häufig von Menschen angezogen, die ihren Standpunkt vertreten – egal, ob in informellen Situationen im Familien- oder Bekanntenkreis oder formellen Situationen wie am Arbeitsplatz, bei Gericht und Ähnliches.

Gegensätzlichkeit bezieht sich selten auf Äußerlichkeiten

Gerade, wenn sich Paare in äußeren Attributen stark unterscheiden, beispielsweise wenn eine 1.80 große Frau mit einem Mann liiert, der gerade 1.60 an die Messlatte bringt oder ein von der Umwelt gemeinhin als gutaussehend erachteter Mann eine Frau an seiner Seite hat, die dem gängigen Schönheitsideal in irgendeiner Form nicht entspricht, äußert meist die Umwelt ihr Unverständnis über solche Konstellationen.

Dass sich rein äußerlich gegensätzliche Paare ineinander verlieben, hat meist nichts mit dem Äußeren an sich zu tun, sondern mit den oben angeführten Aspekten.