Ist es sinnvoll, an Kindern diesen Eingriff durchzuführen?
März ; Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Wien: die vierjährige Iman verstirbt nach einer Tonsillektomie. Über diesen und ähnliche Vorfälle berichten Medien bereits seit einiger Zeit. Auf Grund dessen ist es als Elternteil sehr wichtig, gründlich zu überlegen, ob eine Tonsillektomie am Kind sinnvoll ist.
Was ist unter einer Tonsillektomie zu verstehen?
Wenn von einer „Mandeloperation“ gesprochen wird, so sind damit die Rachenmandeln gemeint, welche im Mundrachen paarig angelegt sind. Diese Rachenmandeln werden bei der sogenannten „Tonsillektomie“, wie der operative Eingriff fachlich korrekt bezeichnet wird, in Allgemeinnarkose resiziert, also entfernt. Das problematische bei diesem Eingriff ist, dass in der überwiegenden Mehrheit der Bevölkerung bisher das Bewusstsein über das tatsächliche Ausmaß dieses operativen Eingriffes nicht oder kaum vorhanden war. Vielmehr wurde eine „Mandeloperation“ als kleiner Eingriff gesehen, und daher oft eher verharmlost. Die Tatsache jedoch ist, dass durch die Resektion der Rachenmandeln ein großes Wundgebiet im Mundrachenraum entsteht.
Jede Wunde kann bluten – die Wundheilung
Das Wundgebiet nach einer Tonsillektomie soll, so wie jede Wunde, nach und nach abheilen, was in der Regel ziemlich genau vierzehn Tage in Anspruch nimmt. Bei der Wunde nach einer Tonsillektomie handelt es sich um eine Schleimhautwunde, welche durch das feuchte Milieu schwieriger abheilt als beispielsweise eine oberflächliche Hautwunde.
Im Heilungsverlauf bilden sich weiße Beläge, die der „Kruste“ einer oberflächlichen Wunde entsprechen. Diese müssen sich lösen, damit das Operationsgebiet letztendlich abheilt. Damit sich diese Beläge lösen, ist es unumgänglich, trotz teils starker Schmerzen, zu essen und zu trinken. Isst der Patient jedoch nicht regelmäßig oder gar nicht, so kann es so weit kommen, dass sich ein zu großer Belag in einem Stück ablöst und dadurch die Gefahr einer Nachblutung gegeben ist, welche letztlich auch sehr dramatisch enden kann.
Gerade bei Kindern ist es daher sehr wichtig, ihr Verhalten genau zu beobachten. Je jünger diese sind, um so schwieriger ist es, ihr Befinden richtig einzuschätzen, da sich das Kind oft noch nicht deutlich genug artikulieren kann.
Wann soll ein Kind einer Tonsillektomie unterzogen werden?
2007 erarbeiteten Fachärzte für HNO-Erkrankungen in Zusammenarbeit mit Kinder- und Jugendärzten einheitliche Richtlinien betreffend der Indikation für eine Tonsillektomie in Österreich. Dies wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit und Frauen durchgeführt. Es ergaben sich schließlich drei Indikationen, die eine Tonsillektomie notwendig machen:
- Die Rachen- und/oder Gaumenmandeln sind so stark vergrössert, dass das Kind in der Folge an Atemproblemen leidet
- Bei wiederholten schweren Infektionen der Gaumenmandeln
- Bei Verdacht auf einen bösartigen Tumor der Gaumenmandeln
Nach diesen drei Kriterien wird nun entschieden, ob eine Tonsillektomie notwendig wird oder ob eine andere Therapieform sinnvoller ist. Darüber hinaus gelten in Österreich nun die Regeln, dass einerseits bei Kindern vor Vollendung des sechsten Lebensjahres die Rachenmandeln möglichst nicht als Ganzes entfernt werden sollen. Leidet der kleine Patient in Folge von vergrößerten Rachenmandeln an Atemproblemen, so wird nun eine sogenannte „Tonsillotomie“, also eine Teilresektion dieser Rachenmandel angestrebt. Es wird nicht mehr die ganze Rachenmandel entfernt, sondern es erfolgt lediglich eine Verkleinerung.
Bei wiederholt entzündlichen Vorgängen werden zunächst alle konservativen Behandlungsmöglichkeiten, wie beispielsweise die Gabe von Antibiotika, ausgeschöpft, bevor eine Operation in Frage kommt.
Der stationäre Aufenthalt nach der Operation
Das Kind muss postoperativ, also nach dem Eingriff, mindestens zwei bis drei Tage im Krankenhaus bleiben. Die Eltern erhalten darüber hinaus für zuhause ein Informationsblatt, worin wichtige Ratschläge für die Ernährung des Kindes und das sonstige Verhalten dokumentiert sind.
Mit diesen Maßnahmen hoffen die behandelnden Ärzte, Nachblutungen in Zukunft möglichst vermeiden zu können. Ob sich dieser Weg als der richtige erweisen wird, wird sich letztlich noch zeigen. Es ist auf jeden Fall ein großer Schritt in die richtige Richtung.