Es ist nur eine kleine Mücke – aber ihr Stich kann gefährlich sein: Auswirkungen sind schwere Hautgeschwüre, Zerstörung von Knochenmark, Leber und Milz.
Ein einfacher Moskito ist dreimal größer als die kleine Sandfliege, und ihr Biss wird von vielen kaum wahrgenommen. Dennoch kann die von der Sandmücke übertragene Krankheit tödlich sein, wenn sie nicht behandelt wird. Zwölf Millionen Menschen infizieren sich jedes Jahr mit dem Parasiten Leishmania, den die Sandmücke beim Stich mit ihrem Speichel überträgt. In Deutschland erkranken laut Universität Heidelberg etwa 50 bis 100 Patienten pro Jahr. Die Dunkelziffer ist weitaus höher, weil es kein festgelegtes Meldesystem für diese Erkrankung gibt.
Gefahr auch am Mittelmeer
Hauptverbreitungsgebiete der Sandmücke sind Indien und Bangladesch. Dennoch sind nicht nur Fernreisende betroffen, denn auch in den Küstenregionen der Mittelmeerländer, in Spanien, Frankreich und Italien, ist die Sandmücke schon beobachtet worden. Zu den Gefahren, die Urlaubern beispielsweise durch vermehrt auftretende Quallen drohen, kommt nun die Krankheit Leishmania. Diese nehme auch in Deutschland an Bedeutung zu, erklärt Dr. Stefan Zimmermann von der Universität Heidelberg. Die Gründe: zunehmende Reisen in ferne Länder und der Klimawandel. Gefährlich sind vor allem naturbelassene Gebiete, denn die Mücke braucht zur Vermehrung Bodenplätze mit verrottetem Pflanzenmaterial.
Behandlung ja, Impfstoff nein
Die ersten Anzeichen für eine Infektion mit Leishmania treten oft erst Monate später ein: Gewichtsverlust und Fieber, oft sind die Blutwerte schlecht. Da die Symptome der Leishmaniose oft sehr unterschiedlich sind, kann es laut Dr. Zimmermann weitere Monate dauern, bis die Erkrankung diagnostiziert wird. Dann jedoch gebe es wirksame Medikamente, die einen Patienten nach wenigen Wochen heilen.
Einen Impfstoff gegen die Krankheit gibt es nicht. Daher raten die Experten zur Prophylaxe: unbedeckte Hautstellen mit insektenabwehrenden Mitteln einreiben und nach Sonnenuntergang langärmlige Kleidung tragen, außerdem Moskitonetze für die Nacht. Die Netze müssen besonders feinmaschig sein, denn die Mücken sind so klein, dass sie immer noch durchpassen, wo gewöhnliche Mücken und Malariamoskitos draußen bleiben. Obwohl Sandfliegen nachtaktiv sind, können sie auch tagsüber beißen, wenn sie aufgescheucht werden.
Hunde besonders gefährdet
Laut dem Institut für Medizinische Biometrie der Universität Tübingen werden Hunde und Nagetiere besonders häufig von der Sandfliege gestochen. Sie bilden das Reservoire, von dem der Leishmania-Parasit auf den Menschen übertragen wird. Darum raten die Wissenschaftler davon ab, Hunde in Risikogebiete mitzunehmen. Bei den Menschen sind alle Altersgruppen gleichermaßen gefährdet. Bereits der Biss einer einzigen Sandfliege kann laut Forscher ausreichen, um einen Menschen zu infizieren.
Der Stich der Sandfliege provoziert einen zentralen Krater mit erhobenem Rand, der mit Schorf zuwächst. Der Heilungsprozess kann Monate dauern. Bei Parasiten, die in Lateinamerika gefunden wurden, kann sich die Infektion von der Haut auf Nase und Mund ausdehnen und dort schwerwiegende Komplikationen auslösen. Auch wer schon einmal Leishmania gehabt hat, kann sie immer wieder bekommen.