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Fünfarmige Schönheiten – Schlangensterne im Hunsrückschiefer

Sie sind grazile Schönheiten. In Schiefer eingebettet haben die fossilen Schlangensterne hunderte Millionen Jahre überdauert.

Sie sind die Berühmtheiten des Hunsrückschiefers. Über fünfzig Arten sind der Wissenschaft mittlerweile bekannt. Zusammen mit ihren bekannteren Vettern, den Seesternen, bilden die Schlangensterne die Klasse der Asterozoa oder Sterntiere. Fünf lange, schlanke Arme gehen von einer zentralen Körperscheibe ab. Hier sitzen die Organe wie der Mund, der Magen oder der Darm. Wie bei alle Stachelhäutern befindet sich in der Haut der Schlangensterne oder Ophiura eine große Anzahl von kleinen Kalkplättchen. Sie bilden eine Art Skelett und stabilisieren die äußere Form des Tieres.

Räuber auf dem Meeresboden

Die Schlangensterne sind gewandte und erfolgreiche Räuber. Sie bewegen sich durch rhythmisches Ausstrecken und Einziehen ihrer langen Arme vorwärts. Halt finden sie durch Stacheln auf ihrem Körper. Auf ihren Beutezügen gefundene Nahrungsbrocken befördern Klebdrüsen auf der Unterseite der Arme zur Mundöffnung. Diese sitzt unter der Körperscheibe, von der die fünf Arme abgehen. Dieser Körperbau hat sich seit fast fünfhundert Millionen Jahren nicht mehr verändert.

Tod im Schlamm

Schlangensterne sind Bodenbewohner. Im Meer des Devon im Gebiet des heutigen Hunsrück sorgten sie für die Müllabfuhr auf dem schlammigen Untergrund. Leider war der Lebensraum der Tiere sehr empfindlich. Der Abhang war instabil und es kam häufig zu Schlammlawinen. Diese rissen die auf dem Boden hausenden Lebewesen mit sich. Schlamm und Ton ließen die Tiere ersticken und schlossen sie gleichzeitig luftdicht ein. Die Leichen gerieten so außer Reichweite von Aasfressern. Sie blieben ungestört und zeigen bis heute ihre von der Strömung der Lawine in eine Richtung getriebenen Arme.

Artenreicher Lebensraum

In den Schiefern der Osteifel und des Hunsrücks ist eine artenreiche Lebenswelt erhalten geblieben. Besonders bekannt und häufig sind die Schlangensterne und ihre nahen Verwandten, die Seesterne. Die Lebensbedingungen waren vermutlich sehr günstig für diese Tiergruppe. So hat man im Jahr 1996 eine Gesteinsplatte mit fast 100 Einzeltieren gefunden. Sie ist heute im Landessammlung für Naturkunde Rheinland-Pfalz am Naturhistorischen Museum Mainz aufbewahrt. Von den bis heute entdeckten 23 verschiedenen Arten von Schlangensternen sind folgende die bekanntesten und häufigsten:

  1. Furcaster: Von den Schlangensterne der Gattung Furcaster hat man mehrere Arten gefunden. Furcaster palaeozoicus ist sogar das am häufigsten gefundene Fossil im Hunsrückschiefer. Je nach Art konnten die Tiere bis zu einem halben Meter Durchmesser erreichen. Die Haut war mit kurzen, feinen Stacheln besetzt. Die Körperscheibe ist verhältnismäßig klein.
  2. Encrinaster: Die Gattung Encrinaster besitzt schmale, lange Arme. An den Enden laufen sie in schlanken und langen Spitzen aus. Im Vergleich zur Armlänge ist die Körperscheibe recht groß. Die sie bedeckenden Schuppen sind ebenfalls recht groß.
  3. Loriolaster: Auffallend bei diesem Schlangenstern ist seine enorm große Körperscheibe. Sie setzt sich als eine zwischen den Armen aufgespannte Haut über den zentralen Teil hinaus fort. Daher ist sie dort am dicksten und an den Rändern äußerst dünn. Die Arme werden durch Stacheln verstärkt.
  4. Cheuropteraster: Dieser Schlangenstern konnte Durchmesser von bis zu einem halben Meter erreichen. Er ist die größte bis jetzt gefundene Ophiura. Sein äußeres Erscheinungsbld ähnelt ansonsten stark einem Loriolaster. Wie dieser ist auch beim Cheuropteraster die Körperscheibe als Haut bis zu den Enden seiner Arme verlängert.