Alljährlich, wenn der Winter weitestgehend vorüber zu sein scheint, ist nicht nur in den Medien von Frühlingsgefühlen die Rede.
Teilweise werden die viel zitierten Frühlingsgefühle lediglich als Ausreden für Schürzenjäger und Aufreißer gewertet oder aber auch als eine Art Einbildung mit Placebo-Effekt. Dass Frühlingsgefühle jedoch weder ein billiger Grund sind, um jemanden anzubaggern, noch eine pure Einbildung, belegen zahlreiche Artikel und Studien.
Frühlingsgefühle und Licht
Im Winter sind die Tage am kürzesten, sodass gerade bei trübem Wetter nur wenig Licht vorhanden ist, um die Vitamin D-Produktion anzuregen und somit für gute Stimmung zu sorgen. Aus diesem Grund ist häufig auch von Herbst- und/oder Winterdepression die Rede. Wenn ab Maria Lichtmess im Februar die Tage wieder länger werden, wird der häufige winterbedingte Lichtmangel vielfach wieder ausgeglichen. Wenn dann noch Sonnenschein und milde Temperaturen hinzukommen, steigt automatisch auch das Stimmungsbarometer an. Da es Menschen gibt, die in wärmeren Regionen wie etwa auf den Kanarischen Inseln überwintern oder den Lichtmangel durch Kunstlicht und künstliche Wärme (Heizungen, Kaminfeuer) ausgleichen, schreiben manche Forscher den Hormonen nicht mehr eine ganz so große Bedeutung zu wie in früheren Zeiten. Dennoch ist die Sonne als natürliche Lichtquelle am geeignetsten, um die Stimmung und den Spiegel von Glückshormonen anzuheben.
Hormone spielen auch eine Rolle bei den Frühlingsgefühlen
In zahlreichen Cartoons werden die vermeintlich hormonell bedingten Frühlingsgefühle, die für einen erhöhten Flirtfaktor sorgen sollen, auf die Schippe genommen. Durch die Zunahme des natürlichen Lichts im Frühjahr aufgrund einer längeren täglichen Sonnenscheindauer werden vermehrt Glückshormone produziert wie beispielsweise Serotonin und Dopramin. Letzteres ist hauptsächlich für eine gesteigerte Flirt- und Liebeslust, aber auch für gute Laune verantwortlich. Die Produktion des Schlafhormons Melatonin hingegen wird im Frühling deutlich zurückgefahren, sodass auch die Lust an Aktivitäten im Freien wieder steigt.
Optische Reize, die Frühlingsgefühle auslösen
Gerade wenn die Temperaturen parallel zur Sonnenscheindauer ansteigen, wird auch die Kleidung wieder luftiger, sodass bei vielen Menschen mehr Haut zu sehen ist. In der Folge sorgt diese Kombination auch für einen steigenden Flirt- und Lustfaktor. Ebenso machen die frühlingshaften Farben von Bäumen und Blumen auf den Wiesen Lust auf das Frühjahr und gegebenenfalls auch wahlweise auf eine Person des anderen oder des eigenen Geschlechts. Zu den beliebten, farbenprächtigen Frühlingsblumen zählen beispielsweise Tulpen, Krokusse, Narzissen, Osterglocken und Stiefmütterchen, wobei Letztere auch häufiger in den Sommermonaten gesichtet werden. Einer besonderen Bedeutung kommt in diesem Zusammenhang auch der Farbe Grün zu, die nicht nur für Hoffnung und Freude steht, sondern auch für einen Neuanfang nach dem kalten Winter. In der kalten Jahreszeit sind die Bäume komplett unbelaubt, während im Frühjahr aus den Knospen neue Blätter und teilweise auch Blüten entstehen, die die Lebenslust nach dem Winter wieder verstärken.
Vogelzwitschern als Teil von Frühlingsgefühlen
Auch akustische Signale wie das morgendliche Singen der Vögel ist ein deutliches Zeichen dafür, dass der Winter geschafft ist und es wieder Frühling wird. Bei den meisten Menschen löst das Vogelgezwitscher ebenfalls gute Laune aus. In Essen wurde jedoch durch einen Artikel in der WAZ /NRZ bekannt, dass ein Bürger beim Ordnungsamt angerufen und sich über den morgendlichen Gesang von Amseln, Drosseln, Fink, Star etcetera beschwert habe, weil er das Geträller und Gezwitscher als Lärmbelästigung empfunden habe. Dazu ist dem Leiter des Ordnungsamtes Essen nach eigener Aussage auch nichts mehr eingefallen.
Die Gefahr von Frühlingsgefühlen
Wenn alle anderen Menschen gut drauf sind aufgrund von Hormonen, Sonne, erwachender Natur und gestiegener Flirtlust und man selbst in einem Stimmungstief bleibt – beispielsweise, weil man sich einsam fühlt oder aus etwaigen anderen Gründen zu Depressionen neigt – kann das Glück der anderen die eigene Stimmung leicht weiter nach unten ziehen. In diesem Fall ist ein Gespräch mit einem Arzt oder Psychologen sehr hilfreich.