In einem Friedwald wird die Asche Verstorbener direkt zu den Wurzeln eines Baumes gegeben. Die Grabpflege übernimmt die Natur.
Immer mehr Menschen entscheiden sich für eine naturnahe Bestattung. Nach ihrem Ableben werden sie eingeäschert und in einer biologisch abbaubaren Urne auf einem Friedwald unter einem Baum beigesetzt. Ein Friedwald ist ein natürlich gewachsener, forstlich gepflegter Wald – jedoch kein Waldfriedhof. Als Begräbnisplatz ist er von außen nicht erkennbar. Menschen, die sich für eine Friedwaldbestattung entscheiden, suchen sich ihren Baum meist zu Lebzeiten aus, oft im Familienkreis, denn ein Baumgrab in einem Friedwald ist ein Familiengrab für 99 Jahre.
Naturnahe Bestattung in einem Friedwald oder Ruheforst
In Deutschland herrscht Friedhofzwang, eine Beerdigung kann nicht einfach irgendwo in freier Natur stattfinden. Aber inzwischen gibt es besondere Wälder, in denen die Beisetzung Verstorbener möglich ist und die deshalb als Friedhof gelten. Kommerzielle Anbieter in diesem Bereich heißen Friedwald oder Ruheforst. Besonders Deutsche empfinden den Wald in dem sie oft Ruhe und Erholung erfahren haben, als ein Stück Heimat. Auch der Gedanke, dass nach dem Ableben die eigene Asche in den Naturkreislauf eingeht, ist für viele Menschen ein wichtiger Grund, die sich für eine Baumbestattung entscheiden.
Etwa vor 20 Jahren entstand in der Schweiz die Idee einer naturnahen Bestattung. Den ersten Friedwald gibt es in Deutschland seit 2001. Das Gute an dieser Idee: Interessenten können sich schon zu Lebzeiten für einen Wald entscheiden und sich die Stelle aussuchen, an der sie einmal ihre letzte Ruhe finden möchten. Auch mit wem sie die Grabstätte teilen, können Friedwald- oder Ruheforst-Interessenten vorher festlegen. In der Regel finden um einen Baum herum die Asche von bis zu zwölf Verstorbenen Platz. Möglich ist eine zufällige oder gemeinsame Bestattung. Familien und Freundeskreise können sich außerdem den gesamten Platz um einen Baum (Familienbaum, Freundschaftsbaum) herum sichern.
Erst Einäscherung, dann Bestattung
Die Einäscherung des Verstorbenen ist unerlässliche Voraussetzung für eine Bestattung in einem Friedwald. Särge wäre zu groß und wurden das Wurzelwerk schädigen. Eine Bepflanzung der Grabstätte ist unnötig, die Natur selbst sorgt je nach Jahreszeit für einen wechselnden Flor. Kerzen, Grabsteine und ähnlicher Schmuck ist unerwünscht. Dennoch brauchen Angehörige oder Freunde auf einen festen Ort für ihre Trauer nicht verzichten: Ein Namensschild an den Bäumen ist zwar nicht verpflichtend, sorgt aber dafür, das die Verstorbenen nicht anonym beigesetzt werden. Außerdem sorgt ein Lageplan für Klarheit, wer wo begraben ist. Auch hier können Verstorbene zu Lebzeiten entscheiden, ob ein Namensschild angebracht werden soll oder nicht. Die Asche der Verstorbenen wird etwa 2 bis 3 Meter tief unterhalb des Stammes in den Wurzelbereich eingebracht. Die Urnen sind biologisch abbaubar. Trauerfeiern am Ort sind möglich, meistens findet die Beisetzung aber nur im engen Familienkreis statt.
Die Kosten sind oft schwer mit denen einer herkömmlichen Bestattung zu vergleichen. Im Einzelfall hängt der Preis vom ausgewählten Baum ab. Der Platz unter einem Schatten spendenden Prachtbaum ist teuerer als unter einem Baum jüngeren Alters. Die genauen Kosten erfahren Interessierte bei der jeweiligen Friedwald-Verwaltung. Wegen der verschiedenen Konzepte und Ausgestaltungen sind die Preise der einzelnen Anbieter nicht unbedingt vergleichbar. Es sind Liegezeiten bis zu 99 Jahren möglich. Hat man sich für eine letzte Ruhestätte entschieden, bekommt man vom Friedwald ein Baumzertifikat und eine Waldkarte. Kosten für Grabsteine und Grabpflege entfallen vollständig. Beerdigt wird hauptsächlich unter heimischen Gewächsen wie Eichen, Hainbuchen, Buchen, Kirschen, Linden oder Schwarzdornsträuchern.
Einen Bestattungswald finden
Ein ernstes Hindernis für einen naturnahe Bestattung sind die oft langen Wege zum nächsten Bestattungswald. Denn längst gibt es die umgewidmeten Waldgebiete noch nicht flächendeckend. Erst an 32 Orten in der Bundesrepublik sind Beerdigungen auf einem Friedwald möglich. Doch es kommen laufend neue Wälder hinzu. Viele Friedwälder bieten eine fachkundige Führung unter Leitung eines Försters an.
Die Angebote an dieser Bestattungsform wachsen ständig. Eine Übersicht über bestehende Friedwälder und Ruheforste gibt diese Übersicht auf den Seiten von Aeternitas e.V.
Wer sich mit dem eigenen Sterben beschäftigt oder beschäftigen muss, für den ist es oft tröstlich zu wissen, wo die letzte Ruhestätte sein wird. Warum also nicht gemeinsam mit der Familie diesen Ort selbst wählen, selbst bestimmen und ein Baumgrab auf dem passenden Friedwald aussuchen? Schon zu Lebzeiten kann man hin und wieder dem ausgewählten Baum einen Besuch abstatten und den Ort besuchen, wo man irgendwann begraben sein wird.
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Es ist bestimmt schön, dass man seinen Ruheforst auswählen kann. Meine Oma hat auch noch u den Lebzeiten ihre letzte Ruhestätte bestimmt. Für uns alle war sehr wichtig, damit ihr Herz Ruhe findet. Danke für die Tipps!
Hier gibt es einen sehr schönen alten Friedhof in der Nähe. Warum sollte ich mich ins Auto setzen, um irgendwo einen Waldbaum anzusteuern, an dem ich nichts machen kann, in einem Wald mit matschigen Wegen?