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Frauenheilkunde und Heilpflanzen: Altes Wissen neu angewendet

Heilerinnen waren einst vor allem auf die Frauenheilkunde, die Schwangerschaft spezialisiert. Die alten Mittel zeigen noch heute Wirkung, gute wie negative.

Eine wichtige Sonnwendpflanze ist das Johanniskraut (Hypericum perforatum). Nach alter Tradition bereiteten die Hebammen den Gebärenden ein duftendes Lager daraus. Ein solches Kräuterbett sollte ursprünglich alle dämonischen Einflüsse von Mutter und Kind fern halten. Nach moderner Erkenntnis ersetzten Kräuterlager wie auch magische Räucherungen schlichtweg die Raumdesinfektion. Immerhin konnten unsere Wissenschaftler in den Bettstrohkräutern antibakterielle Wirkstoffe nachweisen.

Reiche Frauen legte man im Mittelalter auf Kräuterbetten und Kräuterkissen, gefüllt mit Arnika, Frauenmantel, Beifuß und Melisse. Diese sollten die Wehen erleichtern. Manchmal wurden sie auch um das Kniegelenk gebunden. Diese Kräuter waren auch als „Schlosskräuter“ bekannt.

Frauenmantel als Allheilmittel

In Rumänien, wo heute noch Mangel an Arzneimitteln herrscht, wird Frauenmantelkraut angesetzt und zur Entbindung getrunken. Er ist das wichtigste Kraut für das Wochenbett. Der Frauenmantel (Alchemilla) begleitet uns in der Schwangerschaft bis hinein in die Stillzeit. Er stärkt – als Tee getrunken – die Muskeln im Unterleib. Empfehlenswert ist es, während der Schwangerschaft täglich eine große Tasse Frauenmanteltee zu trinken. Bei Gelbkörperhormonmangel kann sich eine befruchtete Eizelle nur schwer in der Gebärmutterschleimhaut einnisten. Frauenmantel gleicht diesen Mangel aus. Weiterhin kräftigt er die Venen und hilft bei Übelkeit oder Erbrechen. Man kann Frauenmanteltee auch als Alchemilla Urtinktur, erwerben und 1- bis 2-mal täglich 10 Tropfen einnehmen.

Die Keimzumpe

Keimzumpe hilft gegen verfrühte Wehen, verhindert Fehlgeburten und beugt Ängsten vor, Ingwer (in Kleinstmengen!) lindert den Brechreiz, Mutterkümmel beruhigt die Magensäfte, Fenchel wirkt milchbildend; gegen Unruhe, Schlaflosigkeit und Schweißausbrüche hilft die Urtinktur des Wolftrapps, Efeueinreibungen wirken Schwangerschaftsstreifen entgegen.

Kräuterkunde richtig dosiert

Zahlreiche Heilpflanzen bergen wunderbare Wirkungen – viele Frauen möchten sich und dem ungeborenen Kind in der Schwangerschaft etwas Gutes tun und greifen daher zu sogenannten Schwangerschaftstees. Vom Gebrauch dieser soll hiermit zunächst abgeraten werden, denn bei genauer Betrachtung stellt sich oftmals heraus, dass in den meisten Mischungen durchblutungsfördernde und erwärmende Kräuter enthalten sind, die in kleinen Mengen zwar Schwangerschaftserbrechen lindern können, in größeren Dosen jedoch Wehen begünstigen.

Finger weg vom Schwangerschaftstee

Auch die obligatorischen Himbeerblätter sollten nicht von jeder Schwangeren und nicht zu jeder Zeit getrunken werden, denn sie können mitunter den Muttermund viel zu früh erweichen oder die schwangerschaftsbedingte Stuhlverstopfung verstärken. Beliebt innerhalb solcher Teemischungen sind außerdem Schafgarbe und Zinnkraut. Erstere enthält im ätherischen Öl relativ viel Thujon, ein Abtreibungsmittel und Nervengift, sollte daher in der Schwangerschaft nur in Maßen genossen werden; letzteres beinhaltet wehenerregende Pflanzenwirkstoffe. In jedem Fall stellen fertige Kräutermischungen keine Universallösung dar. Die Tees sollten individuell zusammengestellt werden und auf die Bedürfnisse der jeweiligen Frau zugeschnitten sein, denn alles, was wirkt, kann natürlich auch Nebenwirkungen haben. In einer unkomplizierten Schwangerschaft machen kleine Mengen der vorgenannten Pflanzen oder homöopathische Tiefstpotenzen (D2) sicher nichts aus, aber bei Dauereinnahme oder in größeren Mengen kann vor allem in Problemschwangerschaften die schädliche Wirkung überwiegen.

Liebstöckel erst nach der Entbindung

Selbst von kräuterkundigen Hebammen wird immer wieder Liebstöckel zum Ausschwemmen der Schwangerschaftsödeme empfohlen. Doch reizt dieser zugleich auch die Nieren, die während der Schwangerschaft besser entlastet werden sollten. Darüber hinaus kann Liebstöckel wiederum Blutungen oder eine frühzeitige Wehentätigkeit begünstigen. Sanfter und ebenfalls antiödematös wirken beispielsweise Brennesselblätter, in Maßen als Tee genossen.