Gesicherte Erkenntnisse zur Vorbeugung und zur Behandlung. Eine von neun Frauen wird einen Brustkrebs entwickeln – Tendenz steigend. Kein Grund zur Panik, denn rechtzeitig erkannt ist die böserartige Erkrankung heilbar
Brustkrebs durch Deodorants, Brustkrebs wegen krebserregender Stoffe in Büstenhaltern – immer wieder werden neue, beängstigende Studien veröffentlicht. Oft stiften sie mehr Verwirrung, als dass sie eine Orientierungshilfe bieten. Einige grundlegende Erkenntnisse lassen sich aber herausfiltern.
Die Früherkennung ist wichtig
Am wichtigsten ist es, die Krankheit möglichst früh zu entdecken. Das gilt besonders für Frauen vor der Menopause. Sie erkranken zwar seltener an Brustkrebs als ältere Frauen, doch wenn sie erkranken, ist die Situation meist sehr ernst. Da sich in dem dichteren Brustgewebe jüngerer Frauen ein Tumor schwer feststellen lässt, ist er bei Diagnosestellung bereits recht groß. Auch wachsen die Tumoren jüngerer Frauen oft sehr schnell.
Do it yourself – auch die Brustuntersuchung!
Ganz wesentlich ist die regelmäßige Selbstuntersuchung – rund ein Drittel der Tumoren wird bei dieser Gelegenheit von den Frauen selbst aufgespürt. Nicht zu empfehlen ist allerdings die Methode, die Brüste beim Duschen zu kontrollieren. Mit nassen, seifigen Händen lässt sich die Struktur des Gewebes nicht genau genug ertasten. Die beste Methode: Zunächst im Stehen die Hautoberfläche und das direkt darunter liegende Gewebe untersuchen. Danach hinlegen, denn im Liegen breitet sich die Brust aus. So kann das Gewebe bis auf die Rippen durchgetastet werden.
Die familiäre Belastung ist weniger wichtig
Auch wenn in der Familie bisher kein Fall von Brustkrebs vorkam, sollten Frauen sich nicht zu sicher fühlen: Über 80 Prozent der Tumoren treten völlig überraschend auf. Bei der Hälfte aller Fälle existiert kein bekannter Risikofaktor. Bei Frauen, deren Mutter oder Schwester nach der Menopause in einer Brust Krebs bekamen, ist das Risiko kaum erhöht, ebenfalls zu erkranken. Waren jedoch beide Brüste der Mutter vor der Menopause von Krebs befallen, kann das Brustkrebsrisiko für ihre Töchter auf bis zu 80 Prozent steigen. Doch längst nicht jeder Knubbel ist bösartig. Bei Frauen unter 35 stellen sich acht von zehn Knoten als harmlos heraus.
Nicht sicher: die Mammographie
Wenn bei einer Mammographie kein Tumor gefunden wird, bedeutet das leider oft nicht, dass keiner da ist. Zu häufig kommt es bei dieser Untersuchungsmethode zu „falsch negativen“ Befunden. Besonders oft passiert das bei jüngeren Frauen, weil in ihrem dichteren Gewebe der Kontrast zwischen Tumor und gesunder Umgebung zu gering ist.
Die „Faustregel“, das bösartige Knoten grundsätzlich nicht weh tun, stimmt nicht. Jede zehnte Brustkrebserkrankung ist sogar sehr schmerzhaft.
Wenn Brüste von Natur aus zu Gewebsverdichtungen neigen, bedeutet das kein erhöhtes Brustkrebsrisiko. Auch Verletzungen rufen keinen Krebs hervor. Meist geben sie nur Anlass, die Brust genauer zu untersuchen, wobei mancher Tumor entdeckt wird. Falsch ist auch die Behauptung, BHs mit Drahtbügeln würden Krebs verursachen. In Verruf geraten ist allerdings Billigwäsche, deren Farbpigmente Krebs auslösen können.
Wenn es doch Brustkrebs ist
Wenn eine bösartige Geschwulst gefunden wurde, müssen die Betroffenen möglichst gut informiert werden, damit sie alle Risiken abschätzen können. Wird der Tumor gefunden, bevor er sich auf die Lymphknoten ausbreiten konnte, überleben 80 Prozent der Patientinnen mindestens zehn Jahre. Haben sich aber bereits Metastasen in anderen Organen gebildet, sinkt diese Rate auf klägliche fünf Prozent. In solchen Fällen erhöhen sich die Überlebenschancen der Patientinnen nicht, wenn ihre Brüste operativ entfernt werden. Denn wenn Frauen an einem Mammakarzinom sterben, dann nicht an einem erneuten Tumor in der Brust, sondern an Metastasen in den Knochen oder der Leber.
Hat sich der Krebs noch nicht ausgebreitet, ist die brusterhaltende Entfernung des Tumors mit anschließender Bestrahlung ebenso erfolgreich wie die vollständige Amputation. Wenn einer Frau zur „Totalamputation“ geraten wird, sollte sie daher immer eine zweite ärztliche Meinung einholen, die so genannte „second opinion“.