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Frauen in Führungspositionen – Warum Frauen weniger häufig in Chefetagen zu finden sind?

Weibliche Führungskräfte sind im Berufsleben nach wie vor unterrepräsentiert. Die Gründe dafür sind vielschichtig.

Frauen stehen heutzutage gleichermaßen im Berufsleben wie Männer, fast die Hälfte (47 %) aller Erwerbstätigen in Deutschland ist laut Statistischem Bundesamt weiblich. Auch der Anteil der Frauen in Führungspositionen hat sich in den letzten Jahren stetig erhöht. Allerdings ausgehend von einem sehr niedrigen Ausgangswert, und im Vergleich zu männlichen Führungskräften ist die Zahl immer noch niedrig. Laut IAB-Führungskräftestudie sind Frauen in Betrieben der Privatwirtschaft auf der ersten Führungsebene mit durchschnittlich einem Viertel (24 %) vertreten. Häufig sind diese weiblichen Führungskräfte in klein- und mittelständischen Unternehmen beschäftigt, während ihr Anteil in den Großbetrieben auf unter 5 % sinkt. Und das, obwohl Frauen im Schnitt höhere Bildungsabschlüsse und bessere schulische Leistungen aufweisen als Männer. Wie ist dieses Ungleichgewicht zu erklären?

Unvereinbarkeit von Familie und Beruf

In Deutschland ist es immer noch schwierig, Berufstätigkeit und Kinder miteinander in Einklang zu bringen. Trotz der Maßnahmen von Regierungsseite zur Verbesserung der Kinderbetreuung denken nach einer Umfrage im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend 75 % der Befragten, dass es sehr wichtig ist, in Deutschland die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern. Dort, wo es an Kindergartenplätzen mangelt und gleichzeitig die finanziellen Mittel für eine Betreuung, beispielsweise durch eine Tagesmutter, genauso fehlen wie der Rückhalt von Familienmitgliedern, muss ein Elternteil zwangsläufig zu Hause bleiben. In den meisten Fällen sind das auch heute noch die Frauen. Wer aber den Spagat zwischen Familie und Berufstätigkeit wagt, wird häufig mit unflexiblen Arbeitszeiten, Unverständnis des Arbeitgebers und innerlicher Zerrissenheit zwischen Beruf und Familie konfrontiert. Kein Wunder, dass der Anteil der weiblichen Führungskräfte in der Familiengründungs- und Kinderbetreuungsphase deutlich sinkt.

Keine Chancengleichheit?

Während in der Theorie und von Gesetzes wegen Chancengleichheit gewährleistet wird, sieht es in der Praxis häufig anders aus: Viele Frauen und Männer empfinden Elternzeit als Karrierehemmnis, betroffen sind davon jedoch überwiegend Frauen (siehe oben). Der stille Vorwurf, dass männliche Mitbewerber auch deshalb bevorzugt würden, weil bei den weiblichen Kandidatinnen Elternzeit und Teilzeitarbeit in Aussicht stehe, ist stets präsent. Nicht zuletzt kommen die gravierenden Gehaltsunterschiede bei Männern und Frauen zum Tragen. Weibliche Arbeitnehmer verdienen im Schnitt ca. 20 % weniger als ihre männlichen Pendants. Das Prinzip „gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ gilt häufig nicht. Durch dieses – teils empfundene, teils faktisch bestehende – Ungleichgewicht wird ein „Eindringen“ weiblicher Führungskräfte in weitgehend männlich dominierte Machtstrukturen in den Führungsetagen verhindert.

Persönlichkeitsmerkmale

Manchmal hemmt die weibliche Persönlichkeitsstruktur ein berufliches Weiterkommen. Angefangen bei der schlechten Selbstdarstellung – nicht kleckern, sondern klotzen ist eher männertypisch, weibliche Bescheidenheit und Zurückhaltung ist an der Stelle nicht gefragt. Darüber hinaus fühlen sich Frauen sehr viel häufiger als Männer in der Pflicht, für die Familie im Beruf zurückzustecken. Hier blitzt das alte, traditionelle Rollenverständnis, das unter Umständen durch Familie und Umfeld geprägt ist, doch wieder auf. Wenn aber die Entscheidung für die Karriere gefallen ist, bringen Frauen oft andere Charaktereigenschaften und Soft Skills mit in den Job als ihre männlichen Kollegen. Diese Fähigkeiten sind in der Zusammenarbeit vielleicht effektiver und besser, gehen in der von Männern geprägten Umgebung aber unter. Außerdem wird Frauen fehlender Mut zum Risiko nachgesagt. Nicht selten entscheiden sie sich ganz bewusst gegen Ellbogenmentalität und Machtgerangel, was jedoch auch im Abschied von der Chefetage und nicht im Hinaufsteigen der Karriereleiter resultieren kann.

Art der Berufswahl

Laut Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit bestehen deutliche geschlechtspezifische Unterschiede beim Berufswahlverhalten und beim Übergang in den Beruf, die für die Verteilung von Führungspositionen auf Frauen und Männer von Bedeutung sind. Junge Frauen und Mädchen suchen sich ihren Job nicht nach Karriereaussichten, Verdienstmöglichkeiten und Arbeitsmarktlage aus, sondern haben generell ein begrenztes Berufswahlspektrum und wählen solche Berufe, die traditionell als Frauenberufe angesehen werden. So liegt der Anteil weiblicher Auszubildender im Bereich der Hauswirtschaft und der freien Berufe bei über 90 %. In den Berufen des öffentlichen Dienstes liegt der Frauenanteil bei 63 %, im Handwerk dagegen deutlich unterdurchschnittlich bei 23 % (Berufsbildungsbericht 2008). Ähnlich ist es im Studium: Frauen wählen überwiegend geisteswissenschaftliche Studiengänge, Männer Ingenieur-, Wirtschafts- oder Naturwissenschaften, die oft bessere Karrierechancen bieten.