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Fettsteuer soll Übergewicht bekämpfen – Was bringt sie wirklich?

Mit einer so genannten Fettsteuer will man dem immer noch zunehmenden Risikofaktor Übergewicht entgegen wirken. Wie sinnvoll wäre dies für Deutschland?

Schon im letzten Jahr wurde mehrfach darüber berichtet, dass Dänemark seinen Übergewichtigen mit einer Fettsteuer auf Lebensmittel zu Leibe rücken will. Andere Länder diskutierten dies ebenso. Kürzlich untersuchte eine Ernährungsökonomin die tatsächlichen Auswirkungen einer möglichen Fettsteuer auf die Gesellschaft.

Die Fettsteuer auf Lebensmittel

Von der Fettsteuer auf Lebensmittel sollen insbesondere die fettreichen Nahrungsmittel wie zum Beispiel Butter oder auch Fleisch und sogar Schokolade betroffen sein. Sie erhöht den Preis für diese Lebensmittel. Mit dieser Steuer soll eine Reduzierung des in der Gesellschaft weit verbreiteten Übergewichts und dessen Folgen erreicht werden.

Mögliche Auswirkungen der Fettsteuer aus ernährungsökonomischer Sicht

Die Kieler Ernährungsökonomin Dr. Silke Thiele untersuchte die positiven wie auch die negativen Folgen einer Fettsteuer, wenn diese Lebensmittel um 0,5 Cent je Gramm gesättigtem Fett teurer machen würde. Hierzu legte sie 12.000 Haushalte zugrunde und berechnete die Wirkungen für Deutschland.

Die auf der internationalen Tagung der europäischen und amerikanischen Agrarökonomen in München vorgestellten Ergebnisse zeigen eindeutig, dass eine Erhöhung des Lebensmittelpreises im oben genannten Ausmaß tatsächlich zu einer positiven Veränderung des Ernährungsverhaltens führen würde. Durch den Preisunterschied würden die Verbraucher allgemein weniger fettreiche Lebensmittel tierischen Ursprungs zu sich nehmen und statt dessen vermehrt auf Getreide, Gemüse und Obst zurückgreifen. Damit würde sich die tägliche Aufnahme von Kalorien vermindern und langfristig zu einer Reduktion des Körpergewichts führen.

Wie bei vielen Dingen gibt es aber auch hier eine zweite Seite: Eine Veränderung des Ernährungsverhaltens im oben beschriebenen Ausmaß scheint den Ausführungen der Wissenschaftlerin zufolge allerdings auch negative Auswirkungen zu haben. So kam sie zu dem Schluss, dass eine Verminderung der Aufnahme tierischer Lebensmittel wie zum Beispiel Milch oder Fisch zu einer geringeren Nährstoffversorgung in Bezug auf Jod, Kalzium und Vitamin D führt. Außerdem wären beispielsweise ärmere Bevölkerungsgruppen benachteiligt, denn auch sie müssten die höheren Kosten tragen, egal ob übergewichtig oder nicht.

Fett sparen aus der Sicht von Ernährungsberatern

Die Empfehlungen professioneller Ernährungsfachkräfte gehen da in eine etwas andere Richtung. Grundsätzlich macht Fett sparen (nicht nur bei Übergewicht) zwar Sinn, dennoch wird eine dauerhafte Änderung des Essverhaltens (das eigentliche Ziel) nicht oder nur unwesentlich durch den Verzehr fettreduzierter Produkte erreicht. Zudem ist Fett in der menschlichen Ernährung ein wichtiger Faktor zum Beispiel für die Funktion des Immunsystems.

Zukunftsvision im Kampf gegen Übergewicht

Neue Konzepte sind notwendig, denn die Zahl der Übergewichtigen und damit auch die Kosten für das Gesundheitssystem steigen ständig und nehmen bedrohliche Ausmaße an. Ob nun Fluglinien ihren Beitrag zur Verminderung von Übergewicht und seinen gesundheitlichen Folgen leisten oder eine Fettsteuer auf Lebensmittel sei dahingestellt. Derzeit gibt es jedoch keine hochwirksame Lösung im Kampf gegen Übergewicht ohne Risiken und Nebenwirkungen.

Nachtrag: Fettsteuergesetz seit Oktober in Kraft

Seit Oktober gilt nun neues Recht in Dänemark: Das neue Steuergesetz zur Verbesserung der Essgewohnheiten ist in Kraft getreten. Die Fettsteuer muß mit 16 Dänischen Kronen (was etwa 2,15 € entspricht) pro Kilogramm an gesättigten Fettsäuren (in Lebensmitteln mit mehr als 2,3 Prozent gesättigten Fettsäuren) entrichtet werden. Von dieser Regelung sind Eier,Milch und Fisch nicht betroffen. Ein Lebensmittel wird somit nach seinem Anteil an gesättigten Fettsäuren in den Rohstoffen besteuert.

Die dänische Regierung greift damit in die Einkaufs- und Ernährungsgewohnheiten der Dänen ein, mit dem Ziel, diese vor einer zu hohen Aufnahme von gesättigten Fettsäuren und damit vor Übergewicht und Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems zu schützen.