Volksbräuche und kirchliche Traditionen vermischen sich. In den vielen Feiertagen im Mai spiegeln sich kirchliche Überlieferungen ebenso wider wie der Kampf der Arbeiter- und der Frauenbewegung um Gleichberechtigung.
Kein anderer Monat ist so reich an Feiertagen wie gerade der Mai. Schon dem ersten Tag des Monats hat der Volksglaube seit jeher besondere Bedeutung zugemessen. Das zeigt sich auch im geheimnisvollen Vortag. In der „Walpurgisnacht“ fliegen die Hexen zum Brocken, und auch sonst ereignet sich mancherlei Geheimnisvolles. Der Tag selbst galt in der Landwirtschaft als „Lostag“. Zum Maitag müsse sich eine Krähe in der Saat verstrecken können, war einst in Norddeutschland eine Regel.
„Tag der Arbeit“
Wenn heute der 1. Mai als „Tag der Arbeit“ staatlicher Feiertag ist, ist dies erst verhältnismäßig neueren Datums. 1888 hatte der Gewerkschaftsverband „American Federation of Labor“ vor dem Hintergrund der gerade in der Neuen Welt unerträglichen Arbeitsbedingungen festgelegt, dass am 1. Mai 1890 erstmals ein Kampftag für einen gesetzlich festgelegten 8-Stunden-Tag begangen werden solle. Sehr schnell griff diese Bewegung über den Ozean über, und auch in Europa forderten die Arbeiter an diesem Tag bessere Arbeitsbedingungen.
Wenn sie aber an diesem Tag der Arbeit fernblieben, werteten die Arbeitgeber dies als Streik, und es kam zu harten Auseinandersetzungen. Zwar schrieb die Weimarer Verfassung den Acht-Stunden-Tag fest, aber zu einer Anerkennung des 1. Mai als Feiertag konnte sich die Regierung damals nicht durchringen. So ist die Zeit der Weimarer Republik von – zum Teil blutigen – Auseinandersetzungen um diesen Tag gekennzeichnet. Es blieb dem NS-Staat vorbehalten, als gleichsam erste soziale Tat den 1. Mai 1933 zum Feiertag zu erklären. Und das ist er seither geblieben.
Zu den Absonderlichkeiten dieses Tages gehört es, dass er im Ursprungsland USA nicht gefeiert wird. Dort ist erst Anfang September „Labor Day“. Papst Pius XII. hat den 1. Mai 1955 im Versuch, die Arbeiterbewegung in den Dienst der Kirche zu stellen, zum Gedenktag „Joseph des Arbeiters“ ernannt. Gemeint ist der Heilige Joseph, von dem die Bibel erzählt, er sei ein Zimmermann gewesen.
Christi Himmelfahrt
Im Jahre 2008 fällt der kirchliche Feiertag „Christi Himmelfahrt“ gleichfalls auf den 1. Mai. Er geht auf den biblischen Bericht in der Apostelgeschichte zurück und fällt auf den 40. Tag nach Ostern – wobei der Ostersonntag mitgezählt wird. Als staatlicher Feiertag war er durch Länderregelung bereits im 19. Jahrhundert arbeitsfrei. Auch hier blieb es ausgerechnet dem NS-Staat vorbehalten, 1936 den Tag in den gesamtdeutschen Feiertagskalender aufzunehmen. In der vormaligen DDR mutierte er zum „Herrentag“. Allerdings war es schon lange üblich, dass insbesondere junge Männer den freien Tag zu bierseligen Ausflügen nutzten.
Muttertag
Aus den USA ist der Brauch gekommen, den zweiten Sonntag im Mai als „Muttertag“ zu begehen. Auch hier haben sich die Nationalsozialisten sehr schnell dieses Gedankens bemächtigt und für ihre Ideologie ausgenutzt. Zurückgehen soll der Muttertag auf den in den angelsächsischen Ländern seit dem 13. Jahrhundert am Sonntag Laetare gefeierten „Mothering Day“ – einen Familiensonntag. In den USA beging die Frauenrechtlerin Anna Jarvis erstmals am 9. Mai 1907 – dem 2. Todestag ihrer eigenen Mutter – in Philadelphia einen Gedenktag. Präsident Woodrow Wilson erklärte den 2. Sonntag im Mai 1914 zum Nationalen Feiertag. Nach dem 1. Weltkrieg erreichte der Brauch Europa – 1922 auch Deutschland.
Pfingsten
Pfingsten wird am 50. Tag nach Ostern gefeiert. Der „Geburtstag der Kirche“ erinnert an die ebenfalls in der Apostelgeschichte beschriebene Ausgießung des Heiligen Geistes über die Jünger. Mit Pfingsten sind viele Volksbräuche verbunden, aber auch Redensarten wie der vom „Pfingstochsen“. Vor allem in Süddeutschland ist es üblich, zu diesem Fest die Häuser mit „Maien“ zu schmücken. Die auch nach Norddeutschland gelangte Sitte, einen Maibaum aufzustellen, war früher häufig an dieses Fest gebunden.
Fronleichnam
Am zweiten Donnerstag nach Pfingsten begeht die Katholische Kirche das Fest „Fronleichnam“. In den USA, aber auch in Spanien ist es mit Erlaubnis des Vatikans auf den Sonntag darauf verlegt worden. Verbunden ist die bis in die Anfänge des Christentums zurückgehende Feier des „Corpus Christi“ – der Eucharistie – vor allem im süddeutschen Raum, in Italien und Spanien mit Prozessionen. Dabei zieht das Allerheiligste durch den Ort und an verschiedenen Stationen wird die Wandlung gefeiert. In Italien und Spanien begleitet die Polizei diese Umzüge in ihren Festuniformen.