Seit der Erfindung der Armbanduhr wurde diese immer wieder um Zusatzfunktionen ergänzt, die praktischen Nutzen für den Träger haben sollen.
Der Mensch unterscheidet anhand von Helligkeitsunterschieden, ob es gerade Tag oder Nacht ist. In einer Höhle oder einem U-Boot mit künstlicher Beleuchtung ist man dazu nicht mehr in der Lage. Der Zeitsinn kommt durcheinander. Ebenso wenig kann man bestimmte Zeiträume präzise abmessen. Versuchen Sie doch bitte einmal, mit geschlossenen Augen den Zeitraum von einer Minute exakt zu messen. Hilfreich für dieses Experiment wäre eine Uhr mit einem Timer, den Sie auf eine Minute einstellen. Dann versuchen Sie den Timer so knapp wie möglich vor dem Ablauf der Zeit zu stoppen. Vermutlich liegen Sie am Anfang noch recht weit daneben, aber mit etwas Übung schaffen Sie es, den Timer ein paar Sekunden vor Ablauf anzuhalten. Doch wenn es um längere Zeiträume geht, hilft auch kein Training mehr.
Die ersten Zusatzfunktionen
Die allererste Zusatzfunktion einer Uhr mit Zeigern war der Minutenzeiger. Vorher gab es nur die Anzeige der ganzen Stunde. Die nächste Zusatzfunktion war die Anzeige des Datums. Dann folgte der Sekundenzeiger. Und mit der Erfindung der Stoppuhrfunktion, also des Chronographen, war der Mensch in der Lage, selbst definierte Zeiträume zu messen. Eine Funktion, die den Astronauten von Apollo 13 das Leben rettete, als die Instrumente an Bord ausgefallen waren und es darum ging, den richtigen Wiedereintrittszeitpunkt zu ermitteln.
Die ersten Armbanduhren waren ausschließlich mechanisch angetriebene Systeme, daher waren die Möglichkeiten für den Einbau von Zusatzfunktionen begrenzt. Doch der menschliche Erfindergeist ließ sich davon nicht abhalten. In den 1950er und 1960er Jahren erfand man Zusatzfunktionen wie die Anzeige einer zweiten Zeitzone, Weltzeitfunktionen auf bis zu sechs separaten Zifferblättern, Uhren, die mit mechanischen Höhen- oder Tiefenmessern ausgestattet waren und natürlich Alarmfunktionen, die den Träger morgens mit einem fürchterlichen mechanischen Schnarrgeräusch aus dem Schlaf rissen.
Neben diesen praktischen Funktionen gab es natürlich auch Zusatzfunktionen, über deren Sinn man streiten konnte. Die Schweizer Firma Certina präsentierte eine sehr beliebte Uhr, die den Biorhythmus des Menschen anzeigte und damit den richtigen Tageszeitpunkt für bestimmte Aktivitäten.
Die Erweiterung der menschlichen Sinne
Wäre es nicht fantastisch, wenn man voraussehen oder berechnen könnte, wie das Wetter wird, wann der nächste Vollmond ist, wo genau Norden liegt oder wann die Fische beim Angeln am besten beißen ?
Für moderne Armbanduhren ist das alles kein Problem mehr. Mit dem Aufkommen der batteriebetriebenen Quartzarmbanduhr und insbesondere der Digitalanzeige für Uhren Ende der 1970er Jahre begann ein regelrechtes „Wettrüsten“ der Zusatzfunktionen zwischen den Uhrenherstellern. Casio hatte bereits eine Digitaluhr mit Stoppuhr, Alarm und sogar Beleuchtung auf den Markt gebracht. Das Nachfolgemodell konnte alle Wochentage dem entsprechenden Datum bis ins Jahr 2000 korrekt zuordnen. Seiko ging noch einen Schritt weiter und programmierte einen Terminkalender ein, bei dem man einen bestimmten Tag in den nächsten 100 Jahren markieren konnte. Typisch für diese Jahre waren Digitaluhren mit Taschenrechnern.
Doch die Entwicklung ging rasant weiter. Gerade die Firma Casio kam immer wieder mit innovativen Entwicklungen auf den Markt, zum Beispiel gab es Uhren mit Kompass, Thermometer, Barometer, Höhenmesser, Gezeitenmessung und Anzeige der besten Zeiten zum Jagen oder Fischen. Diese Uhren hat Casio heute noch im Programm.
Außerdem entwickelte man Uhren, die Pulsmessungen oder sogar Blutdruckmessungen ermöglichten. Sehr beliebt waren vor dem Handyzeitalter auch Uhren, die Datenbanken enthielten, in denen man hunderte von Geburtstagen, Terminen oder Telefonnummern speichern konnte.
Computer am Handgelenk
Mit den Fortschritten der Computertechnologie entwickelten sich die kleinen Helfer am Handgelenk zu wahren Minicomputern. Die Armbanduhr von heute speichert hunderte von Bergtouren mit Datum, Zeit, Temperatur, Höhen und Barometerverlaufsgraphik, warnt vor Stürmen, zeigt die aktuelle GPS-Position und Geschwindigkeit, geht niemals falsch und telefonieren kann man mit einigen Uhren auch schon.
Ausblick in die Zukunft
Wo soll das hinführen ? Hier eine Prognose für die nächsten 30 Jahre: Ihren Platz am Handgelenk wird die Uhr wohl behalten. Dafür wird sie sämtliche Funktionen moderner Handys haben und diese verdrängen. Ein dreidimensionales Farbdisplay wird Standard, ferner ein bequemer Internetzugang. Die Uhr wird Ausweis und Geldbörse ersetzen und die Gesundheit des Trägers überwachen. Ein automatischer Notruf wird abgesetzt, wenn die Körperfunktionen des Trägers stark abweichen. Die Uhr wird sprachgesteuert und hat auf die Frage: „Wie viele Eier kommen in einen Eierkuchen für vier Personen ?“ garantiert sofort eine Antwort parat. Gesprochen mit einer angenehmen Stimme, wie wir sie heute von Navigationsgeräten kennen, die die Uhr natürlich auch ersetzen wird. Die Zukunft bleibt spannend.