Mit der Gründdonnerstagssuppe zu Ostern entgiften
Erste Frühlingskräuter: Entgiftend, reinigend, durchspülend und vitalisierend. Die Gründonnerstagssuppe, ihre heidnischen Hintergründe und Traditionen zu Ostern.
Bereits weit bevor Ostern als christliches Fest Einzug hielt, galten die Tage um den 21. März als besonderes Ereignis: Ostara, der Beginn des Frühlings, die keimenden Fruchtbarkeit wurde gefeiert, Kelten und Germanen begrüßten die neu erwachende Kraft, das Grün, welches sich nach den grauen Monaten des Darbens erstmals zu zeigen begann.
Die Neun-Kräuter-Suppe
Zur Frühjahrstag- und Nachtgleiche am 21. März wurden Feuer entzündet, mit Tänzen und Gesang wurde die Erdgöttin geweckt und eine Neun-Kräuter-Suppe wurde aus jenen Pflanzen zubereitet, die ihre ersten Sprosse zeigten – neun Kräuter, galt die Neun unseren Vorfahren doch als heilige, magische Zahl; auch liegt die Vermutung nahe, dass dies in Anlehnung an den angelsächsischen Neunkräutersegen geschah.
Nach der Christianisierung wurde aus der Neun-Kräuter-Suppe, aus dem „Ach, Du grüne Neune“ die Gründonnerstagssuppe. Zwar ist der Ursprung vielerorts in Vergessenheit geraten, die Umsetzung jedoch hat sich nur wenig geändert: Neun verschiedene erste Frühlingskräuter vitalisieren, wirken entschlackend, sind vitaminreich, mineralhaltig und sollen so den wintergeprägten Körper reinigen und stärken, die Müdigkeit aus den Knochen treiben. Der traditionellen Gründonnerstagssuppe wird eine große reinigende Heilkraft zugeschrieben wird. Das lange, damals unfreiwillige Fasten, wurde auf diese Weise gebrochen.
Heilsame Kräuter und ihre Zubereitung
Aufgrund der regionalen Vorkommen von unterschiedlichen Pflanzen, unterscheiden sich teils auch die verwendeten Kräuter. Im Allgemeinen werden die jungen Triebe von Brennnessel, Giersch, Vogelmiere, Gänseblümchen, Löwenzahn, Wegerich, Sauerampfer, Bärlauch und Taubnessel genutzt, das mittelalterliche Rezept enthielt Giersch, Löwenzahn, Taubnessel, Brennnessel, Schafgarbe, Sauerampfer, Sauerklee, Trippmadam und Gänseblümchen. Mancherorts werden auch Bärlauch, Spitzwegerich, Veilchen, Huflattich und Vogelmiere zusammen verwendet.
Um die Neun-Kräuter-Suppe herzustellen, nehme man die genannten Pflanzen, vornehmlich ohne Stängel, nur die zarten Triebe und Blättchen, dünste sie an und ergänze sie mit Brühe. Anschließend können sie noch abgeschmeckt werden. Ebenfalls ist es möglich, zunächst Zwiebeln anzudünsten, diese Masse mit Brühe aufzugießen und die fein geschnittenen Kräuter dann hinzu zu fügen. Außer der Gründonnerstagssuppe lassen sich aus diesen Pflänzchen auch andere Suppen, Aufläufe, Salate, Soßen, Aufstriche und Quarkspeisen oder ein Spinat zubereiten. In Teig getauchte Blättchen können als köstliche Chips genossen werden.
Sammelhinweise zur den Kräutern
Bei Wildsammlungen ist es sinnvoll, nicht am Straßenrand häufig befahrener Wege zu sammeln, auch Hundewiesen sollten gemieden werden. Das Scharbockskraut darf nicht mehr während oder nach der Blüte genutzt, bei Gundermann kann einschließlich der Stängel verwendet, Vogelmiere ganzjährig geerntet werden. Bei der Brennnessel und dem Löwenzahn nehmen die Bitterstoffe im Laufe des Jahres zu. Giersch eignet sich als Petersilienersatz, ist auch im getrockneten Zustand gut einzusetzen, auch hier empfiehlt es sich, vornehmlich die zarten Blättchen zu benutzen.
Österliche Traditionen versus Historie
Viele Speisen, die heute als Tradition gelten, sind längst nicht so alt, wie die Neun-Kräuter-Suppe: So ist beispielsweise die Frankfurter Grüne Soße, die gern im Zusammenhang mit Ostern erwähnt wird, erstmals 1860 erwähnt worden, sie stammt ursprünglich vermutlich aus Frankreich.
Anhand der darin enthaltenen Pflanzen ist zudem zu erkennen, dass es sich hier um eine eher jüngere traditionelle Verwendung handelt: Dill beispielsweise kam erst mit den Römern über die Alpen, wurde dann in der Landgüterverordnung von Karl dem Großen, im Capitulare des villis, erwähnt. Borretsch hielt erst im 12. Jahrhundert in Mitteleuropa Einzug und da beide Pflanzen eigentlich erst ab Mai zu ernten sind, lässt sich daraus schließen, dass sie zum Frühlingsanfang erst genutzt werden können, seitdem Kräuter jahreszeitenunabhängig auf den Märkten feilgeboten werden.