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Fasten – eine Gesundheitstherapie mit spirituellem Hintergrund.

Fastenkuren haben heute meist gesundheitliche Gründe. Jedoch ist der Verzicht auf Nahrung in vielen Religionen ein Faktor, der den Lebensrhythmus verändert.

Nach Feiertagen mit üppiger Speisenfolge, wenn die Waage etliche Kilos zu viel anzeigt oder einfach zum Entschlacken legen viele Leute ein paar Fastentage ein. Dabei steht das Heilfasten, welches angeblich Körper und Seele von Ballast befreit, hoch im Kurs. Von Fachleuten wird diese Form des Nahrungsentzuges unterschiedlich beurteilt. Ob Fasten nur zur Gewichtsreduktion, zur Steigerung der Selbstdisziplin oder zur Erweiterung des Bewusstseins dienen soll, muss ein jeder für sich selbst entscheiden.

Was ist Fasten?

Unter Fasten versteht man den völligen oder teilweisen Verzicht auf Nahrungsmittel. Oft werden dabei bestimmte Speiseverbote erlassen. So erlebt beispielsweise in den letzten Jahren die vorösterliche Fastenzeit eine Renaissance unter dem Motto: „Vierzig Tage ohne“. Welcher Art das „Ohne“ sein soll, bestimmt ein jeder für sich selbst, sei es als Verzicht auf Alkohol, Nikotin oder Süßigkeiten. Die Wahl wird eher nach gesundheitlichen Aspekten erfolgen, weniger als Zeichen der Askese.

Religiöse Tradition

Im Zeichen der Askese steht dagegen das Fasten aus religiösen Gründen. Fast alle Religionen kennen diesen Brauch. Am geläufigsten ist in heutiger Zeit das im Islam verankerte Fasten. Während des 29- bzw. 30-tägigen Ramadan (abhängig von der Sichtung der Mondsichel im neunten Monat des islamischen Mondkalenders) ist die Aufnahme von Speise und Trank am Tage strikt untersagt, was nach Sonnenuntergang beim sog. Fastenbrechen jedoch nachgeholt wird. Im Buddhismus wird Fasten als Zeichen der Mäßigung und Askese durchgeführt.

Fasten in der christlichen Religion

Das ursprüngliche Gebot des strengen Fastens zu bestimmten Zeiten wurde inzwischen mehr und mehr gemildert und ist heutzutage kaum noch von Bedeutung. Gleichwohl erinnern bestimmte Rituale noch immer an Zeiten der Selbstkasteiung. Dass freitags nur Fisch oder fleischlose Speise serviert wurde, ist ein Relikt aus jenen Zeiten, in denen durch das Fleischverbot auf Karfreitag, den Todestag Jesu, hingewiesen wurde. Zu Fastnacht und Karneval wird ausgiebig gefeiert und schließlich vokal bedauert, dass „am Aschermittwoch alles vorbei“ sei. Dass jetzt aber die (früher kategorisch beachtete) Fastenzeit bis Ostern beginnt, ist den wenigsten noch bewusst, obwohl Fastnacht und Karneval (carne vale = Fleisch, lebe wohl) die Bedeutung des Fastens bereits in ihrem Namen tragen.

Traditionelles Fasten

Mit der vorösterlichen 40 Tage dauernden christlichen Fastenzeit (von Aschermittwoch bis Karsamstag) sind eine Reihe volkstümlicher Bräuche verknüpft, die sich meist in einem Verbot bestimmter Speisen verdeutlichen. Diese Konvention dürfte aus dem früher jahreszeitlich bedingten Mangel an Lebensmitteln entstanden sein, wobei der Verzehr von Fleisch im Mittelpunkt stand. Nach langen, kargen Wintermonaten war das Vieh so abgemagert, dass sich eine Schlachtung nicht lohnte. Die körperliche Askese wurde durch vermehrte Gebete und Kirchenbesuche zu einer spirituellen Erweiterung umgemünzt, um die Gläubigen in einer Zeit der Entsagung, Buße und Besinnung auf das nahende Osterfest einzustimmen. Auch das Ausschmücken der Kirche stand unter dem Gebot des Verzichts. In manchen Gegenden wurden die Altäre katholischer Kirchen mit Fasten- oder Hungertüchern verhängt. Daraus herzuleiten ist übrigens die Redewendung „am Hungertuch nagen“. Gleichwohl entstanden vor diesem Hintergrund Kunstwerke von hohem Rang, beispielsweise mit den beiden Fastentüchern von Zittau/Oberlausitz. Auf dem Großen Fastentuch aus dem Jahr 1472 werden in 90 Bildern biblische Szenen dargestellt, während auf dem Kleinen Fastentuch von 1573 der Leidensweg und die Kreuzigung Christi zu sehen sind.

Fasten in anderen Kulturkreisen

Fasten zur Stärkung der Selbstdisziplin, als persönliches Opfer oder als Sühne ist auch in vielen anderen Kulturkreisen verhaftet. Selbstkasteiung wurde als Mittel zur Versöhnung mit erzürnten Gottheiten oder als Weg zu ihnen geübt. Schamanen fanden direkten Kontakt zu dem Göttlichen durch hungerbedingte Ekstase. Diese Bewusstseinstrübung ist allerdings ein Zeichen von Vergiftung durch unvollständigen Abbau von körpereigenen Fetten, die sog. Hungerazidose.

Fasten heute

Wer sich heutzutage einer Fastenkur unterziehen will, hat die Wahl zwischen vielerlei Methoden, wobei das Heilfasten am bekanntesten ist. Wichtig ist jedoch, sich vor Beginn einer ausführlichen ärztlichen Beratung zu unterziehen, damit die Kur zum Zugewinn für die Gesundheit wird und sich nicht durch Übertreibung ins Gegenteil verkehrt.