Das Pheromon Farnesol ruft bei Pilzen, Bakterien, Tieren und Menschen unterschiedliche Reaktionen hervor: es dient zum Erhalt der Art, lockt an und stößt ab.
In der belebten Natur tauschen sich selbst primitive Lebensformen durch Übermitteln von Signalen aus, die beim Empfänger der eigenen Spezies bestimmte Reaktionen auslösen. Derartige Botenstoffe werden als Pheromone(altgriechisch: pherein „überbringen, übermitteln, erregen“ und hormon „bewegen“) bezeichnet.
Als Pheromon-Beispiel soll hier Farnesol näher betrachtet werden, eine Substanz, die bei Candida-Pilzen, Pflanzen, Tieren (Insekten) und auch beim Menschen Reaktionen unterschiedlichster Art hervorruft – als Botenstoff, Lockstoff, aber auch als Allergen.
Farnesol – Sexuallockstoff von Insekten und Milben
Farnesol (3,7,11-Trimethyl- 2,6,10-dodecatrien-1-ol) ist eine farblose, nach Maiglöckchen riechende Flüssigkeit, die unlöslich in Wasser ist. Der Name stammt von der Akazienart Acacia farnesiana. Farnesol kommt natürlich vor im Öl von Moschuskörnern, Lindenblüten, in Anis, Jasmin und Rosen, kann aber auch chemisch hergestellt werden.
Farnesol ist ein Pheromon. Zwei Beispiele aus der Insekten- und Spinnenwelt sollen die Funktion als Sexuallockstoff verdeutlichen. Hummelmännchen nutzen (E)-2,3-Dihydrofarnesol, um Gebiete zu markieren, die sie dann auf durch den Duftstoff angelockte Weibchen inspizieren. Weibliche Spinnmilben produzieren Farnesol, um männliche Milben zur Paarung anzulocken. Zur Bekämpfung dieser Nutzpflanzenschädlinge listet die US-Umweltbehörde EPA Farnesol als zugelassene und nicht-toxische Substanz auf, das in Verbindung mit einem Pestizid auf rohe Feldfrüchte (Obst, Gemüse und Nüsse) aufgesprüht werden soll.
Selbst-Regulation von Krankheitskeimen
Auch Pilze stehen über Botenstoffe miteinander in Kontakt, wie bei der in verschiedene Erscheinungsformen vorkommenden Candida albicansbeobachtet wurde. Eher harmlos sind sprossende Hefezellen als Schmarotzer, wohingegen Fäden (Mycel-) bildende Zellen bedeutsam sind bei Infektionen. Auch die Bildung von Candida-Biofilmen z.B. auf medizinischen Gebrauchsgegenständen (Katheter, Stents, Shunts, Prothesen, Implantate und Herzschrittmacher) steht in enger Beziehung zu Krankheiten. Das von C. albicans selbst produzierte Farnesol verhindert den Übergang der harmlosen Hefe in die Mycelform und blockiert die Biofilm-Bildung.
Interessant sind auch antibakterielle Untersuchungen von Farnesol. Eine Hautbesiedlung von Staphylococcus aureus-Bakterien kann die Symptome einer Neurodermitis verschlimmern. Japanische Forscher fanden heraus, dass Farnesol-haltige Cremes selektiv die Bildung von S. aureus-Biofilmen auf der Haut von Neurodermitikern verhinderte beziehungsweise auflöste. Farnesol trägt also mit zur Aufrechterhaltung einer physiologischen Mikroflora der Haut bei.
Duft- und Konservierungsstoff in Kosmetika wirkt allergen
Farnesol wird als Duftstoff (vor allem in süßlichen Parfüms mit Veilchennote) und antibakterielle Substanz – aufgrund der Hemmung Schweiß zersetzender Bakterien – eingesetzt in Deodorants, Fußsprays, Waschemulsionen und Pflegeprodukten bei Akne. Neben diesen positiven besitzt Farnesol aber auch für den Menschen unerwünschte Eigenschaften. Farnesol gilt als Haut sensibilisierend und Duftstoff-Allergen. Es gehört zwar nicht zu den Top Ten der Kontaktallergene, muss aber in der EU als Inhaltsstoff von Kosmetika und Körperpflegemitteln deklariert werden, weil zunehmend allergische Reaktionen beobachtet werden. Daher sind auch Naturkosmetika nicht bedenkenlos einzusetzen.
Reizstoff und Wirkstoff Farnesol
Farnesol ist ein Pheromon. Was Hummelweibchen erregt, besänftigt Candida-Pilze und trägt zum Aggressionsabbau bei, indem der Pilz zur Rückkehr in die asexuelle Sprossphase bewegt wird. Ein Aggressor wird wieder zum harmlosen Schmarotzer. So trägt ein Lockstoff im übertragenden Sinne zur Geburtenkontrolle und Abrüstung bei und besitzt durchaus therapeutisches Potenzial. Doch Farnesol besänftigt nicht nur, es ist reizend. Nicht nur als wohlriechender Duftstoff, sondern auch als sensibilisierende Substanz.