Die Bundeswehr erhielt vor 50 Jahren ihren ersten Starfighter, der rund 20 Jahre lang das Hauptwaffensystem von Luftwaffe und Marinefliegern war.
Vor 50 Jahren begann die Ära des Starfighters bei der Bundeswehr. Im Oktober 1959 übernahm die Bundeswehr in Palmdale ihren ersten Starfighter, eine doppelsitzige F-104 F, vom Hersteller Lockheed.Es darf bezweifelt werden, dass dieses Datum bei der Bundeswehr groß gefeiert wird. Denn mit dem Starfighter gab es schon bald viel Kummer. 292 von 916 beschafften Flugzeugen gingen durch Unfälle verloren. Bei denen kamen 116 Besatzungsmitglieder ums Leben. In der Öffentlichkeit wurde das Flugzeug oft als Witwenmacher, fliegender Sarg oder Erdnagel bezeichnet.
Die Entscheidung für den Starfighter F-104 G
Schon bald nach der Gründung der Bundeswehr stellte sich die Frage nach einem Standardflugzeug für die Bundesluftwaffe und die Luftstreitkräfte der Bundesmarine.
Die Militärs fassten ihre Anforderungen in vier Hauptpunkten zusammen:
- Das Flugzeug muss die doppelte Schallgeschwindigkeit erreichen
- Es muss konventionelle und nukleare Waffen tragen können
- Es muss allwetterfähig sein
- Von dem Flugzeug muss mindestens ein Vorserienmodell vorhanden sein
Eine ganze Reihe von Flugzeugmustern aus verschiedenen Ländern stand zur Auswahl:
- Chance Vought F-8 U
- Convair F-102 „Delta Dagger“
- Convair F-106 „Delta Dart“
- Dassault „Mirage III“
- English Eelectric „Lightning“
- Grumman F-11F – 1F „Super Tiger“
- Lockheed F-104 „Starfighter“
- Republic F-105 „Thunderchief“
- Saunders „ROE SR 1777″
- Sud Aviation SO.9050 „Trident“
Im Herbst 1957 waren schon die meisten Wettbewerber ausgeschieden. In der engeren Wahl blieben die Mirage III A, Grumman F-11F-1F „Super Tiger “ und Lockheed F-104 „Starfighter“. Es folgte ein Leistungsvergleich, bei dem der Starfighter sich als überlegen herausstellte. Allerdings war dieses Flugzeug weder allwettertauglich noch für den Einsatz als Bombenträger vorbereitet. Lockheed und die US Air Force waren überzeugt, dieses Flugzeug entsprechend den geforderten Fähigkeiten weiter entwickeln zu können.
Im Oktober 1958 fällt im Verteidigungsministerium die Entscheidung für die Beschaffung der F-104 G. Das G steht hier für German. Am 8. März 1959 wurde mit Lockheed ein Kaufvertrag über 30 Doppelsitzer F-104 F und 66 Einsitzer F-104 G, die bei Lockheed gebaut wurden, abgeschlossen. Gleichzeitig wurde die Vereinbarung über den Lizenzbau von 210 F-104 G durch deutsche Firmen abgeschlossen. Der Starfighter wurde zum wichtigsten Waffensystem für Luftwaffe und Marineflieger.
Die Produktion des Starfighters
Am 6. Juni 1960 absolvierte die erste bei Lockheed gebaute F-104 G ihrem Jungfernflug. Die bei Lockheed gebauten F-104 G wurden zerlegt nach Manching transportiert und nach der Endmontage ab 1961 der Bundeswehr übergeben.
Dann startete das Lizenzbauprogramm in Europa. Mehrere europäische Natostaaten hatten rund 1000 Exemplare bestellt. Mit ihrer Fertigung waren rund 100.000 Menschen in 25 Werken beschäftigt.
Der Lockheed-Skandal
Für den damaligen Bundesminister der Verteidigung Franz Josef Strauß führte die Unfallserie zu ernsthaften Problemen. Der Spiegel griff 1966 das Thema auf und die Umstände des Vertragsabschlusses mit Lockheed wurden durchleuchtet.
Das entscheidende Argument für den Starfighter war die Forderung von Verteidigungsminister Strauß, dass das Flugzeug Atombomben bis zum Ural tragen können muss. Aber Frankreich war, im Gegensatz zu den USA, zu einer Teilhabe der Bundeswehr am Atomwaffeneinsatz nicht bereit. Damit war die Mirage aus dem Rennen. Die dann 1966 aufgestellten Behauptungen und umlaufenden Gerüchte, dass Strauß außerdem von Lockheed bestochen worden sei, konnten nie belegt werden.
Die Unfallserie begann schon 1961
Am 29. März 1961 kam es zum ersten Flugunfall einer F-104 der Bundeswehr. Bei einem Schulungsflug kam es über der Eifel zu einem Triebwerksschaden der F-104 F. Beide Flugzeugführer konnten die Maschine mit dem Schleudersitz verlassen.
Am 25. Februar 1962 kam es zum ersten tödlichen Unfall mit einem Starfighter. Während des Starts in Nörvenich fiel der Nachbrenner aus. Ein Pilot kann sich mit dem Schleudersitz retten. Der zweite Pilot stirbt beim Aufprall der Maschine.
Es muss an dieser Stelle angemerkt werden, dass nach Expertenmeinungen sowohl die Vorgänger des Starfighters, die Flugzeugmuster F-84 und F-86, als auch andere vergleichbare Jagdbomber westlicher Hersteller ähnliche Unfallraten zu verzeichnen hatten wie der Starfighter.
Am 22. Mai 1991 stieg in einer weißblauen Sonderbemalung zum letzten Mal ein Starfighter der Bundeswehr in Manching in den Himmel.
Heute ist der Starfighter ein Museumsstück. Auf dem ehemaligen Flugplatz Gatow zeigt das Luftwaffenmuseum der Bundeswehr mehrere Exemplare dieses Typs.