Haushaltsgeräte mühelos mit Essig entkalken. Lesen Sie, wie Essigsäure den Kalk löst, praktische Tipps zur Anwendung und welche Materialien Essig schädigt.
Viele schwören auf die Kraft des Essigs gegen Kalk. Andere empfinden den Geruch als gewöhnungsbedürftig und bevorzugen Zitronensäure oder im Handel erhältliche Entkalker. Essigsäure ist teilweise in Verruf geraten, weil sie neben dem Kalk andere Materialien auflösen kann oder porös macht. Die Wirksamkeit bleibt dennoch unbestritten.
Essig: Warum löst er Kalkablagerungen?
Kalk ist eine Verbindung aus Kalzium, Kohlenstoff und Sauerstoff, die chemisch als Kalziumkarbonat bezeichnet wird. Karbonate sind in Wasser unlösliche Salze der Kohlensäure, deshalb kann der Kalk nicht abgerieben werden.
Essig enthält Essigsäure. Kommt sie mit Kalk in Berührung, entsteht eine chemische Reaktion, bei der die Struktur des Kalkes umgewandelt wird (die chemische Formel wird umgeschrieben). Das Salz der Kohlensäure (Karbonat) wird im Zuge dessen zu normaler Kohlensäure umgewandelt. Die veränderte chemische Anordnung nennt sich Kalziumacetat und lässt sich leicht abwischen.
Wo Wasser fließt, lagert sich Kalk ab. Der Kalkgehalt des Wassers wird in Härtegraden (Schweiz, Deutschland, Österreich) angegeben und ist von der Region abhängig. Hartes Wasser und häufige Gerätenutzung führen schneller zur Verkalkung.
Essig: soviel zur Theorie – die Praxis folgt auf dem Fuß
Die im Essig enthaltene Essigsäure ist ausschlaggebend für die Entkalkung. Verwendet werden kann beispielsweise Apfelessig, Weinessig oder Branntweinessig. Für geringe und mäßige Verkalkungen wird er verdünnt. Sind sie hartnäckiger, vertragen sie 25-prozentige Essigsäure oder Essig pur. Um zusätzliche Flecken zu vermeiden, ist farbloser Essig dem Naturtrüben vorzuziehen. Der Gesundheit zuliebe, um eine Reizung der Atemwege auszuschließen, werden heiße Entkalkungen ausschließlich bei offenem Fenster empfohlen. Handschuhe schützen die Hände.
Wann darf Essig nicht verwendet werden?
Marmor und Stein werden durch die Säure im Essig in einer chemischen Reaktion gleich dem Kalk aufgelöst. Holz, Gummi und Kunststoff (Plastikdichtungen) strahlen nach der Behandlung nicht wie neu, sondern werden angegriffen, matt und porös. Sind solche Bestandteile in den Geräten, ist Essig nicht ideal. Er eignet sich für die gute alte Kaffeemaschine, für moderne Kaffeeautomaten nimmt man besser handelsüblichen Entkalker. Messing und Kupfer reagieren mit Essigsäure und es entsteht das gesundheitsschädliche Salz Grünspan.
Essig gegen Kalk in Kaffeemaschinen und Wasserkocher
Ist die Kaffeemaschine vom Kalkmonster befallen, arbeitet sie durch die verlegten Leitungen langsamer. Sie muss öfter pumpen und produziert blubbernde Geräusche. Sie schreit nach einer Entkalkung. Flugs wird eine Tasse Apfelessig oder Essigessenz in die Kaffeekanne gegeben und mit Wasser aufgefüllt. Nachdem diese Mischung zur Hälfte durchgelaufen ist, die Maschine abschalten. Den Essigwasser-Rest zwei Stunden im Behälter einwirken lassen und mit zwei bis drei Kaffeekannen Wasser nachspülen.
Der Wasserkocher wird bis über die Heizspirale, wo sich der Kalk ablagert, mit unverdünntem Essig befüllt. Nach mehrmaligem Aufkochen das Essigwasser ein bis zwei Stunden einwirken lassen und mit klarem Wasser nachspülen.
Essig rückt dem Kalk in Dampfbügeleisen, Wasch- und Spülmaschine zu Leibe
In Dampfbügeleisen wird die Mischung von einem Teil Essig und einem Teil Wasser gefüllt. Mehrmals aufdampfen und abschalten. Nach der Einwirkzeit von einigen Stunden entleeren und nachspülen. Ablagerungen an der Sohle des Bügeleisens können mit in Essig getränkten Tüchern gereinigt werden.
Wird Wasch- und Spülmaschinen nach jedem Gebrauch beim letzten Arbeitsgang eine halbe Tasse Essig zugesetzt, spart man Weich- und Klarspüler. Bei starken Verkalkungen gibt man vier Liter Apfelessig in die leere Trommel der Waschmaschine und lässt den Hauptwaschgang bei 60 Grad Celsius durchlaufen.
Essig gegen den Kalk im Bad
Kalkränder und -flecken an Armaturen und Waschbecken können mit einem in Essig getränkten Schwamm abgerieben werden. Bei stärkeren Ablagerungen die Einwirkzeit bis über die Nacht ausdehnen. Damit Duschköpfe und Wasserhähne nicht durch Kalkablagerungen verstopfen, schraubt man die Köpfe ab und kocht sie in einer Lösung, in der Essig und Wasser zu gleichen Teilen gemischt wurden. Alternativ können sie in heißem Essigwasser eingelegt und nach ein paar Stunden abgeschruppt und gesäubert werden, sofern keine Plastikteile beteiligt sind.
Die Ablagerungen am WC, die durch den Wasserrand entstehen, werden behoben, indem man unverdünnten Essig oder Essigessenz bis über den Rand füllt. Über Nacht einwirken lassen und die WC-Spülung mehrmals betätigen. Der WC-Rand wird blitzblank, wenn ein Wegwerftuch hineingeschoben wird, das Ende sollte leicht überstehen, dass es sich nach der Prozedur entfernen lässt. Das herausragende Ende wird mit Essigessenz beträufelt, bis es vollgesogen ist. Über Nacht einwirken lassen und am nächsten Tag nachspülen.
Essig gegen den Kalk in der Küche
In verkalkten Töpfen verliert das Essen an Geschmack. Für die unbeschwerte Gaumenfreude füllt man einen Teil Apfelessig und zwei Teile Wasser ein. Einwirken lassen, wenn nötig abreiben und nachwischen. Bei starken Verkalkungen kann man puren Essig verwenden und ihn aufkochen. Bei Bedarf mehrmals wiederholen.
Wer mit Essig entkalkt, kommt vielleicht auf den Geschmack und verwendet beispielsweise Apfelessig als Weichspüler, als Reinigungsmittel, als Glasreiniger und Fleckenentferner, zum Blumen düngen, als Heil- und Gewürzmittel und für die Schönheitspflege. Das alles kann er. Wem das zu viel des Guten ist, am Markt ist glücklicherweise für ausreichend Alternativen gesorgt.