Die Deutschen essen immer noch…
Gerade zur Weihnachtszeit geht es nun mit entschuldigten Essgelagen weiter: eine Weihnachtsfeier jagt die nächste, selbstgemachte Kekse winken, der Weihnachtsmarktbesuch war erst richtig gelungen, wenn Glühwein und Bratwurst sowie eine große Tüte gebrannte Mandeln dabei waren.
Nicht zu vergessen sind die eigentlichen Feiertage. Dort wird erst so richtig geschlemmt- Gänsekeulen und Entenbrust, Rotkohl mit Schmalz und Knödel mit viel Bratensoße. Bratapfel, Vanilleeis mit heißen Kirschen oder eine schöne Crème Brûlée. Ein Feiertag kann somit beim Durchschnittsdeutschen schon mal mit 4000 kcal zu Buche schlagen, die hauptsächlich aus gesättigten Fetten, Kohlenhydraten und Zucker bestehen. Der tatsächliche Bedarf liegt bei den meisten erwachsenen Deutschen bei ca. 2000 kcal täglich.
Die Pfunde steigen- der Frust auch
Die Zahlen der Bundesregierung sind alarmierend: Bereits beginnend im Kindesalter sind bereits 15% der Menschen von so genannter Adipositas (Fettsucht) betroffen. Das Alter geht gleichzeitig mit einer Gewichtszunahme einher, so dass wir bei den Rentnern eine Bilanz ziehen können: 7 von 10 Frauen und Männern sind übergewichtig. Mit steigender Gewichtszunahme steigt nicht nur das Risiko für Herz- Kreislauferkrankungen, wie z. B. Bluthochdruck und Diabetes mellitus, sondern auch die seelische Belastung durch die übermäßigen Pfunde. Viele Menschen mit Adipositas berichten von ihrem psychischen Druck durch das Gewicht: sie fühlen sich eingeschränkt, minderwertig und als Versager im Kampf mit der Gewichtsreduktion. Schlanke Menschen gelten als vitaler, gesünder, disziplinierter und erfolgreicher, wohin ein dickerer Mensch eher mit den Attributen faul, willenlos, langsam und krank bedacht wird. Dieses Stigma entspricht häufig dem Selbstbild des übergewichtigen Menschen, der sich daraus neue Verhaltensweisen aneignet: kein übermäßiges Essen in der Öffentlichkeit, kein Bikini in der Badanstalt, kein Saunabesuch sind als mögliche Beispiel zu nennen. Er beginnt sich Dinge zu verbieten, mit der unterschwelligen Überzeugung, dass es den schlanken Menschen vorbehalten ist. Die Werbung und der derzeitige Kulturlack unterstützt den Schlankheitswahn immer noch und vielleicht stärker denn je. Der Adipöse ist nun nicht mehr richtig so wie er ist- er muss abnehmen.
Übergewicht als Teufelskreislauf
„Wer es auch wirklich will der schafft das auch.“ Eine Aussage, die in diesem Zusammenhang immer wieder gehört wird. Doch ist es wirklich so? Der Wille ist oftmals da, doch die Umsetzung häufiger zum Scheitern verurteilt. Der Wunsch nach Gewichtsreduktion ist da, wenn bemerkt wird, dass das Zuviel an Körperfett seine Nachteile präsentiert. Das Essverhalten wird nun unter die Lupe genommen. Dabei wird beispielsweise festgestellt, dass ein täglicher Konsum von rauen Mengen an Schokolade statt findet. Der Umkehrschluss scheint hier auf der Hand zu liegen: die Schokolade wird nun mit einem Verbot bedacht. Sie wird als absolut negativ im Kampf gegen das Gewicht bewertet und im Gegenzug dazu Lebensmittel wie Obst und Gemüse auf die Positivliste gesetzt. Das Prinzip ist einfach: Obst und Gemüse statt Schokolade.
Doch jetzt kommt der Haken: Die Psyche spielt auf einmal nicht mehr mit und möchte kein Obst und Gemüse, sondern nur noch Schokolade und andere Fettigkeiten. Das Gefühl auf etwas Wertvolles und Essentielles verzichten zu müssen, der ständige Gedanke an das Verbotene sowie das schlechte Gefühl des Verlustes lassen es zu, dass wieder Schokolade gegessen wird. Und das vielleicht sogar in rauen Mengen. Nach dem „Fressanfall“ kommt es zwar zur kurzfristigen Befriedigung, das schlechte Gewissen lässt aber nicht lange auf sich warten. Und wieder fühlt sich der übergewichtige Mensch als Versager, der es mal wieder nicht geschafft hat und wahrscheinlich auch nie schaffen wird. Wie schaffen das bloß die Anderen?
Die Welt der Schlanken
Und jetzt kommt der Punkt an dem Abstand genommen werden muss von klassischen Diätempfehlungen, die sich ausschließlich auf das Umstellung der Ernährung beziehen. Viel wichtiger und auch durchaus interessanter ist, sich die natürlich schlanken Menschen als Vorbild zu nehmen.
Ein natürlich schlanker Mensch macht offensichtlich etwas anders als ein übergewichtiger Mensch- doch mit Sicherheit nicht das, was Adipöse tun, um endlich so zu werden wie ein Schlanker.
Eine beispielhafte Geschichte, wie sie häufiger vorkommt:
Ein Mensch der Gewicht verlieren möchte geht in einen Kurs und hört dort, dass Yoga das absolut Beste ist um effektiv, schnell und dauerhaft abzunehmen. Also meldet dieser sich bei einem 10- Stunden- Yogakurs an. Im Grunde ist Yoga nicht so sein Ding, die Kursleitung gefällt auch nicht so sonderlich und die eigene Unbeweglichkeit treibt die Motivation erst recht in den Keller. Es wird sich noch genau zweimal hingeschleppt, die Aufregung über die (schlanke) Kursleitung verstärkt sich und die Übungen scheinen für Anfänger auch gänzlich ungeeignet. Beim nächsten Mal tun ihm so die Knochen weh, dass er lieber zu Hause bleibt, beim darauffolgenden Mal hat die Mutter Geburtstag und beim nächsten Mal war der gesamte Tag sehr stressig, so dass eher Sofa angesagt ist. Nun stellt er fest, dass die Krankenkassenrückerstattung hinfällig geworden ist, da eine Mindestteilnahme von 80% erforderlich war. Jetzt schlägt der Schweinehund richtig zu und beschließt, dass es jetzt auch egal ist und er den Kurs sausen lassen kann. Und wieder ist er gescheitert. Der Schweinehund hat ihn in die Knie gezwungen.
Doch ist es tatsächlich so, dass Schlanke keinen Schweinehund haben? Oder warum können sie zum Yoga gehen und alle Stunden diszipliniert absolvieren?
Der Unterschied ist eigentlich ganz einfach: der eine hat Spaß- der andere nicht.
Der Schweinehund schlägt nicht zu, wenn Dinge Spaß machen und aus der eigenen Motivation heraus gemacht werden, sondern nur, wenn man sich „quälen“ muss. Bei der Möglichkeit einen Einkaufsbummel mit unbegrenztem Budget würde wahrscheinlich kein Schweinehund kommen und sagen:“ Heute nicht. Morgen ist auch noch ein Tag….ich bleibe auf dem Sofa.“ Diesen Satz würde wohl eher ins Ohr flüstern, wenn es um die ungeliebte Steuererklärung geht.
Und nun wird der Unterschied deutlich- ein schlanker Mensch würde keinen Yogakurs buchen, wenn er dazu keine Lust hätte- er sucht sich den Sport nach anderen Kriterien aus, wie zum Beispiel Spaß oder die Tatsache in wie weit die eigene körperliche Fähigkeit dort berücksichtigt wird.
Alles andere ist ein selbstschädigendes und ungünstiges Verhalten. Somit sollte der Weg sein, den Menschen mit Gewichtsproblemen zu helfen ein anderes Verhalten zu trainieren, welches ihrem Typus entspricht und die eines natürlich schlanken Menschen entspricht.
Schlanke Menschen feiern auch Weihnachten, essen fettige Sachen, essen unregelmäßig, essen worauf sie Lust haben, gehen auch mal nicht zum Sport und legen ihre Beine hoch, haben auch Stress bei der Arbeit und ärgern sich, haben Langeweile, essen nicht 5x am Tag Obst und Gemüse und ausschließlich den fettarmen Käse.
Sie essen wenn sie Hunger haben und hören auf zu essen wenn sie satt sind. Sie kompensieren emotionale Dinge nicht ausschließlich mit Essen.
Wichtig ist zu lernen sich zu verhalten wie ein schlanker Mensch. Das bedeutet trainieren, umdenken, sich frei machen, Verbote loslassen, Essen als Tagesgrundgedanken verdrängen, Essen nicht mehr wichtig zu sehen, Essen nicht als Lösung für alles sehen, gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung nicht als allein nützendes Dogma sehen. Alles andere bedeutet sich zu verhalten wie ein dicker Mensch auf Diät- und was hat´s gebracht?