Einzelne Lebensmittel beziehungsweise Substanzen in Lebensmitteln können durch ihre Wirkung das menschliche Immunsystem stärken.
Die Erkenntnis, dass verschiedene Substanzen in Lebensmitteln präventive Wirkungen in Bezug auf die Entstehung von Krankheiten haben können und sich positiv auf bereits bestehende Krankheiten auswirken können, ist schon seit Tausenden von Jahren bekannt. Nicht umsonst sprach bereits Hippokrates aus: „Lass die Nahrung Deine Medizin sein und die Medizin Deine Nahrung“.
Nutraceuticals haben positive Effekte auf die Abwehrkräfte
Im Jahre 1989 wurde von der Foundation for Innovation in Medicine der Begriff „Nutraceuticals“ geprägt. Hierbei handelt es sich um in Nahrungsmitteln enthaltene Stoffe mit physiologischer Wirksamkeit. Jeder Nährstoff oder Teil eines Nahrungsmittels, der medizinisch oder für die Gesundheit im Sinne von Prophylaxe und Behandlung von Erkrankungen nützlich ist, wird zu den Nutraceuticals gezählt. Dazu gehören unter anderem
- Ballaststoffe,
- mehrfach ungesättigte Fettsäuren,
- Proteine,
- Peptide,
- Aminosäuren,
- Mineralstoffe und
- Spurenelemente,
- Vitamine sowie
- Antioxidantien.
Bei den physiologisch wirksamen Stoffen sollten die so genannten sekundären Pflanzenstoffe (Phytochemicals) ebenfalls nicht außer Acht gelassen werden.
Die Modulation des Immunsystems ist einer der medizinischen und gesundheitlichen Nutzen der Nutraceuticals. Doch nicht nur chemischen Stoffen, sondern auch lebenden Mikroorganismen werden gesundheitsfördernde, zum Teil sogar immunstärkende Eigenschaften zugeschrieben. Insbesondere probiotische, präbiotische und synbiotische Lebensmittel spielen hier eine Rolle.
Auf dem Markt sind derzeit aber auch Lebensmittel im Umlauf, die durch Zugabe bestimmter Nährstoffe beziehungsweise Zutaten so modifiziert wurden, dass sie spezifische gesundheitliche Vorteile bringen. Solche Lebensmittel gehören laut Definition der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) zu den „Functional Foods“.
Das Immunsystem und unsere Ernährung
Ernährung und Immunantwort stehen in Wechselwirkung miteinander. Auf der einen Seite kann der Ernährungszustand die Immunlage beeinflussen, umgekehrt kann sich eine Verschlechterung der Immunlage, zum Beispiel durch eine Infektion, negativ auf den Ernährungszustand auswirken.
Einzelne Nahrungsmittel beziehungsweise Nahrungsmittelbestandteile können direkt das lymphatische System und die Funktion der Immunzellen beeinflussen und dadurch sowohl die humorale als auch die zelluläre Immunität verändern. Eine indirekte Wirkung auf die Immunantwort ist möglich, wenn die Nahrungsbestandteile metabolische, neurologische oder endokrine Parameter verändern, welche ihrerseits die Immunfunktion beeinflussen. Die optimale Synthese von an der Immunantwort teilnehmenden Proteinen, wie Immunglobulinen, Enzymen und Lymphokinen ist nur durch ein ausgewogenes Angebot an Aminosäuren, Energieträgern, Vitaminen und Mineralstoffen gewährleistet.
Stärkung des Immunsystems durch bewusste Ernährung
Im Allgemeinen kann zum Beispiel eine Begrenzung der Energieaufnahme zur Entlastung des Stoffwechsels und des Kreislaufs und damit auch des Immunsystems beitragen. Ebenso begünstigt ein ausgewogenes Mengenverhältnis von Kohlenhydraten, Fetten und Eiweißen den Stoffwechselablauf im Körper. Eine optimale Bedarfsdeckung mit mehrfach ungesättigten Fettsäuren (ω-3 und ω-6-Typ) kann sich unter anderem positiv auf die Bildung von Prostaglandinen und Immunglobulinen auswirken. Durch eine eingeschränkte Kochsalzaufnahme kann neben der Entlastung des Kreislaufs sogar die Entzündungsbereitschaft der Haut vermindert werden. Darüber hinaus trägt eine optimale Aufnahme sekundärer Pflanzenstoffe aus pflanzlicher Nahrung zur Steigerung der Abwehrbereitschaft, zur Verbesserung des Immunstatus und zum Schutz des Organismus gegenüber freien Radikalen bei. Für ein intaktes Darmmilieu und damit für eine starke darm-assoziierte Abwehr ist die ausreichende Aufnahme von Ballaststoffen notwendig. Weiterhin steigert eine vermehrte Vitamin C-Aufnahme die Leukozyten-Phagozytose, und die vermehrte Aufnahme von β-Carotin beziehungsweise Vitamin A erhält die Abwehrbereitschaft von Schleimhäuten im Magen-Darm-Kanal, der Atmung und der Harnwege aufrecht.
Bestimmte Nahrungsfaktoren wie zum Beispiel Eiweiße beziehungsweise Aminosäuren, Fette, Spurenelemente und antioxidativ wirkende Vitamine oder Vitaminvorstufen beeinflussen offensichtlich die spezifische Immunantwort des menschlichen Organismus auf ein Antigen. Davon ist hauptsächlich die zellvermittelte Immunantwort betroffen, die durch die Lymphozytensubsets (B- und T-Zellen) gesteuert wird. Vor allem bei der Bereitstellung von löslichen Mediatoren (Zytokinen), wie zum Beispiel Interleukinen, Interferon, TNF, greifen verschiedene Nährstoffe ein.
Mikronährstoffe wie zum Beispiel
- Zink,
- Selen,
- Eisen,
- Kupfer,
- die Vitamine A, C und E sowie
- Folsäure
können unter anderem bestimmte Teile der angeborenen Immunität beeinflussen. Im engeren Sinne sind sie in der Lage, Zellen, die bei der angeborenen Immunität eine Rolle spielen, zu schützen und darüber hinaus die Aktivität der natürlichen Killerzellen zu verstärken.
In der Literatur sind zwar ständig neue Informationen zu den präventiven Wirkungen von Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen und sekundären Pflanzenstoffen zu finden, konkrete Angaben zur Höhe der wünschenswerten Zufuhr mit präventiver Wirkung fehlen jedoch zum Teil noch immer.