Wohin entwickeln sich Fernsehgeräte und das hochauflösende Fernsehen?
Weiterhin dem quasi olympischen Motto größer, schneller, sparsamer – oder auch kleiner, flacher, leichter- folgte die Entwicklung der Fernsehgeräte. Das hauptsächlich von Panasonic propagierte Plasmaprinzip wird als Neoplasma vom Ruch der Energiefresserei befreit. Tatsächlich meldet ein schlecht übersetztes Plakat Höhere Helligkeit, niedrigerer Stromverbrauch. Erst im Kleingedruckten liest man jedoch, daß nicht beides zugleich möglich ist. Entweder erzielt man bei gleichem Stromverbrauch mehr Helligkeit, oder man erhält die gleiche Helligkeit mit weniger Stromverbrauch. Panasonic stellte auch den größten Flachbildschirm aus, 150 Zoll Diagonale, > 3,8 m.
LCD-Fernseher
Bei den nunmehr eindeutig dominierenden LCDs – Sharp hat das Thema Plasma für sich abgeschlossen und ist mit LCD zu 65″-Diagonale vorgedrungen – fielen zwei Entwicklungen auf. Die Verwendung von LEDs als Hintergrundbeleuchtung steigert den Kontrast und reduziert die Leistungsaufnahme. Laut Philips kann mit dieser Technik sogar der Kontrastumfang von Plasmas übertroffen werden. Da aber etliche tausend LEDs benötigt werden, sind entsprechende Geräte deutlich teurer als die bisherigen.
Mit 200 Hz Bildfrequenz ,zum Beispiel von Sony und Samsung vorgestellt, sollen horizontale Bewegungen unterbrechungsfrei-kontinuierlich wiedergegeben werden. Die Verbesserung gegenüber 100 Hz ist aber gering und wurde deshalb auch eher gegenüber 50 Hz demonstriert. Es ging wohl darum, ein neues Distinktionsmerkmal für die Geräteoberklasse einzuführen, um den Preis hochhalten zu können, und weil die eingebaute Rechenleistung für die Hochkonvertierung von PAL- und DVD-Signalen und Bildverbesserung ohnehin zunimmt, kann man nebenbei auch noch die Bildfrequenz verdoppeln. Tatsächlich wird die Bildverbesserung immer intelligenter, und so sehen wir uns dem Paradox gegenüber, daß wir, wenn in zwei Jahren HDTV in größerem Umfang eingeführt wird und wir originales HD-Material bekommen, die beste Pal-Konvertierung sehen werden – die wir dann nicht mehr brauchen. Sony bewarb die 200-Hz-Technik mit Anzeigen in durchweg englischer Sprache, auch in der S-Bahn, und so dürfen wir ungerührt darüber hinweggehen, weil wir uns nicht angesprochen fühlen können.
Auch an anderer Stelle wird Kosmetik betrieben. Die Hersteller setzen ihren Ehrgeiz darein, die Bildschirme möglichst dünn zu machen, bis auf 1 cm (als ob Gehäusetiefe je einen LCD-Interessenten vom Kauf abgehalten hätte). Sony geht dabei so weit, die im Gehäuse sonst nicht mehr unterzubringende Hintergrundbeleuchtung mittels einer lichtdurchlässigen Folie an die LCDs heranzuführen. Das Licht wird sozusagen um die Ecke gebracht. Derlei Kunststückchen (Sony Bravia ZX1 4.500 Euro) muten abwegig an gegenüber der doch viel drängenderen Forderung, die Produktionsausbeute bei größeren Diagonalen zu steigern, um den Preis senken zu können.
OLED-Verfahren
Auch bei dem uns offenbar als nächste Bildschirmtechnik ins Haus stehenden OLED-Verfahren gibt es noch genügend Entwicklungsarbeit zu leisten. Zwar sind diese selbstleuchtenden Bildschirme aus organischem Material wunderschön und von geradezu utopischer Farbigkeit, aber die Prototypen sind bei Sony nicht über 27″, bei Samsung nicht über 31″ hinausgekommen und unbezahlbar (schon das käufliche 11″-Modell kostet 3000 Euro). Bis zur Serienreife wird es noch Jahre dauern.
Ebook-Reader Kindle von Amazon
Gewissermaßen das Gegenteil solch utopischer Konzepte ist der Wiedergänger Elektronisches Buch, der seit Jahren immer wieder neu auf den Markt gebracht wird und verschwindet. Nach der schon in Amerika nicht besonders erfolgreichen Einführung des hermetisch verriegelten Kindle von Amazon kündigte nun Sony ein eigenes Gerät an, das im September in Großbritannien eingeführt werden soll. Etwa 160 Bücher sollen – natürlich auf dem proprietären Memory-Stick – gespeichert werden können.
3-D-Fernsehen, HDTV
Ein anderer Wiedergänger ist das 3-D-Fernsehen. Diesmal wurde es von Samsung und Philips vorgestellt, von ersteren in einer stereoskopischen Version mit Brille, von letzteren mit einem Freisichtbildschirm und einem speziell aufbereiteten Signal mit einer „Tiefenkarte“.
Die unbefriedigende Situation bei der HD-Ausstrahlung wurde mehrfach angesprochen. Gerhard Schaas rückte als Vorsitzender der Deutschen TV-Plattform (und Loewe-Vorstandsmitglied) die Verhältnisse zurecht. So erfreulich der Markterfolg der hochauflösenden Flachbildschirme auch sei, habe der Handel doch versäumt, auf das Erfordernis von HD-Quellen, das heißt Empfangsgeräten für das gewünschte Netz, und auf das spärliche Senderangebot aufmerksam zu machen. Das Missverhältnis ist auch daran ablesbar, daß das das Angebot an HD-Dekodern nur sehr langsam wächst. Wenn der Kunde erst nach dem Kauf feststelle, daß der neue Fernseher mit PAL nicht mehr so gute Bilder liefere, sei es zu spät. Ergänzend kann hier auch die mittlerweile gern beschworene Konsumideologie, der Kunde interessiere sich nicht für Infrastrukturen, Signalquellen und Technik, sondern nur für den Inhalt, korrigiert werden. Die erwähnte Verärgerung und/oder Zurückhaltung des Publikums ist Folge ebendieser Ignoranz gegenüber der Infrastruktur. Wer sich nicht für die gesamte Empfangskette interessiert, muß die Lückenhaftigkeit dieser Kette eben nachträglich hinnehmen.
Im Technisch-wissenschaftlichen Forum, bei Fraunhofer/Heinrich-Hertz, wurde unter neuem Namen eine alte Idee wiederbelebt. Hinter H.264 SVC verbirgt sich eine skalierbare Variante des für HDTV aktuell eingesetzten MPEG-4-Formates. Damit wird auf jenen Tag vorausgedacht, an dem die von der EBU empfohlene und von den öffentlich-rechtlichen Sendern dereinst eingesetzte 720p-Übertragung als unzureichend empfunden werden könnte. Mit geringem Mehraufwand läßt sich dann 1080p darüberlegen. Für das Mobilfernsehen lassen sich geringere Auflösungen darunterlegen. Diese Idee kennen wir aus den 90er Jahren von Frank Müller-Römer (Technischer Direktor des BR) als synchrone digitale Hierarchie.