Öl wird knapper. Atomkraft ist unsicher. In der Nordsee wachsen Windräder wie Pilze aus dem Boden und Privatleute setzen auf Solaranlagen auf dem Dach.
Dass es eines Tages mit den Ölreserven zu Ende gehen wird, weiß man schon seit Langem. Atomkraft wird aufgrund der Endlager- und Sicherheitsproblematik ebenfalls eine schwierige Zukunft vorausgesagt. Es stellt sich jedoch die Frage, welche Energieform die Energie der Zukunft darstellt.
In Kohlekraftwerken wird Braunkohle verfeuert oder aber aus Übersee importierte Steinkohle verfeuert. Solarzellen wiederum benötigen kristallines Silizium. Um Silizium aus Quarz zu gewinnen, ist zunächst einmal ein sehr hoher Energieeinsatz notwendig. Daher wird bei der Beurteilung von alternativen Gewinnungsarten von Strom also auch die Produktionsemissionen als auch die nachgelagerten externen Effekte – z.B. Endlagerproblematik bei Atomstrom – einbezogen. Nur so gelingt der ehrliche Blick, mit dem die Klimatauglichkeit von den Alternativen zur Stromgewinnung bewertet werden kann. Weniger sinnvoll ist es, Kraftwerke allein während ihres Betriebs auf Klimatauglichkeit zu prüfen.
Der gesamte Lebenszyklus muss bei der Energiegewinnung betrachtet werden
Betrachtet man die eingesetzte Energie zur Gewinnung von Energie über den gesamten Lebenszyklus – Fachleute reden hier von 30 Jahren – kann man ermitteln, welcher Kraftwerkstyp am klimafreundlichsten zu bewerten ist. Bei der Antwort auf diese Frage sollte der der komplette Energiebedarf eines Kraftwerks ermittelt werden: Von der Herstellung der einzelnen Komponenten wie zum Beispiel Silizium über den Bau und Betrieb bis hin zur Entsorgung (Atommüll).
Windkraft: Nach drei Monaten fällt die Klimabilanz schon positiv aus
Diese Aufgabe übernahmen Energieexperten vom DLR-Institut für Technische Thermodynamik in Stuttgart und vom Institut für Energie- und Umweltforschung (IFEU) in Heidelberg. Das Ergebnis: Sowohl Windkraft als auch Solarthermie bieten eine hohe Energieffizienz. Vor allem Windkraftanlagen sind dafür geeignet, die bei der Herstellung, beim Betrieb und bei der Entsorgung eingesetzte Energie durch selbst produzierte Energie zu amortisieren. Eine Windkraftanlage braucht bei den aktuellen Effizienzgraden gerade einmal drei bis sieben Monate bis sie die eingesetzte Energie wieder eingefahren hat. Ab dann beginnt bereits die klimafreundliche Energieherstellung.
Solarthermie ist im Süden besonders sinnvoll
So schnell amortisieren solarthermische Kraftwerke ihren Energieeinsatz nur in besonders sonnenreichen Gegenden auf diesem Planeten, etwa in Nordafrika. Dort sollen daher auch die zentralen Standorte für das zukunftsweisende Desertec-Projekt angesiedelt werden. In Mitteleuropa benötigt ein Photovoltaik-Karaftwerk bei den aktuellen Nutzungsgraden bereits fünf Jahre, um erstmals Energie zu produzieren, die als klimaneutral eingestuft werden kann. Bei den moderneren Dünnschicht-Solarzellen verkürzt sich diese Zeit immerhin schon auf drei Jahre.
Kohlekraftwerke und Atomkraftwerke werden niemals klimaneutral
Das geht schon schneller bei Wasserkraftwerken. Hier wurde ermittelt, dass sie rund 13 Monate benötigen, bis sie den Energieeinsatz amortisiert haben. Bei Kohlekraftwerken und bei Atomkraftwerken gilt gleichermaßen: Ihnen gelingt es trotz modernster eingesetzter Technologien nie, ihre Energiebilanz auszugleichen: Die Brennstoffe, die zur Energiegewinnung eingesetzt werden, weisen einen höheren Energiegehalt auf als dass neue Energie aus ihnen gewonnen wird. Im wahrsten Sinne des Wortes verpufft die Energie dabei einfach.
Da man Energie überall benötigt, macht es keinen Sinn, allein auf Solarthermie aus dem fernen Süden und auf Windkraft aus dem hohen Norden zu setzen – auch wenn das unter dem Aspekt der Klimaneutralität zunächst einmal sinnvoll erscheint. Vielmehr empfehlen Experten einen intelligenten Mix aus den einzelnen Formen der Stromgewinnung. Denn nur so kann es angesichts der aktuell verfügbaren Technologien gelingen. Strom herzustellen, der jederzeit abrufbar ist und zugleich bezahlbar bleibt.