Der schwere Abschied vom eigenen Zuhause und der neue Lebensabschnitt im Altenheim. Ratschläge und Tipps.
Statistischer Überblick
Laut Publikationen des Statistischen Bundesamtes, lebten im Jahr 2007 2,25 Millionen pflegebedürftige Menschen in Deutschland. In 11 Tausend Heimen, haben 709 000 Bewohner(innen) ein neues Zuhause gefunden. Dort werden die pflegebedürftigen Menschen von etwa 574 000 Beschäftigten betreut. Wenn wir davon ausgehen, dass in diesem Jahr der Anteil der 60-Plus-Generation bei 26% der Bevölkerung in Deutschland liegt und bis 2020 auf 30% steigen wird, dann gibt es auch immer mehr pflegebedürftige Menschen.
Der schwere Weg ins Alten- Pflegeheim
Fast jeder Mensch muss sich mit dem Gedanken befassen, wie das Leben weitergeht, wenn unsere Eltern oder wir selbst, nicht mehr alleine in der Wohnung leben können. Das Schicksal entscheidet oft sehr schnell, ein Schlaganfall, eine Erkrankung die uns an den Rollstuhl bindet, Demenz oder Alzheimer. Irgendwann steht man vor der schwierigen Entscheidung, was mache ich mit meinen Eltern, wenn sie auf Pflege angewiesen sind. Mit der nachfolgenden kleinen Geschichte möchte ich einen Einblick in die Gefühlswelt einer alten Dame geben, die sich für den Umzug in ein Altenheim entschieden hat.
Ein letzter Blick
Heute schaue ich ein letztes Mal meine Wohnung an, es war mein Zuhause, hier habe ich 40 Jahre gelebt, hatte einen lieben Mann und habe hier unsere zwei Kinder groß gezogen. Ich höre noch das Kinderlachen, denke an die fröhlichen Familienfeiern. Nun soll ich mir einige Sachen zusammen packen, muss Möbel aussuchen, die in meine neue Stube von etwa 20 qm passen. Meine neue Stube ist in einem Altenheim, alles ist noch so unwirklich, was ist nun von meinem Leben übrig geblieben? Ein Teil von meiner Schrankwand, ein paar Regale, etwas Nippes, Geschirr, das ich kaum noch brauchen werde. Mit wie viel Liebe haben wir damals unsere Wohnung eingerichtet, für jedes Stück eisern gespart, sind selten in den Urlaub gefahren. Was haben wir uns über den ersten Farbfernseher gefreut. Als wir uns die Anbauwand kauften, die ich jetzt ein letztes Mal betrachte, lebte mein Mann noch, drei Jahre später hatte er einen Herzinfarkt. Er hat glaube ich nicht einmal gemerkt, dass er sterben musste, er ist gegangen als alles noch schön war und ich muss von unserem Leben Abschied nehmen. Ich wollte auch hier wohnen, bis ich sterbe.
Das Heim ist sehr schön, die Schwestern sehr nett, aber es ist nicht mein Zuhause, ich will stark sein, will die Notwendigkeit akzeptieren. Ich habe Angst, ich kenne doch dort niemanden und alles wird so ungewohnt sein. Die Schwestern in dem Heim sagten ja auch, dass es mir dort gefallen wird, aber die sagen es so leicht, die sind noch so jung, wissen die überhaupt wie mir zu Mute ist? Wissen es meine Kinder? Sie waren doch sehr erleichtert, dass ich einwilligte in ein Heim zu gehen, nachdem ich zweimal in meiner Wohnung umgefallen bin. Einkaufen kann ich auch nicht mehr alleine, das Laufen fällt mir schwer. Es hat ja auch keiner Zeit, sich laufend um mich zu kümmern, meine Söhne und Schwiegertöchter stehen ja noch voll im Berufsleben. Ein letztes Mal gehe ich durch meine Wohnung, so schöne Gardinen, die sind noch nicht alt, die Bilder, die Fotos aus einer glücklichen Zeit. Die handgeknüpfte Brücke aus einem unserer wenigen Urlaube, vielleicht kann sie ja noch jemand gebrauchen…, meine Kinder nicht, die sind anders eingerichtet. Damals haben wir auch den Haushalt von unseren Eltern aufgelöst, viele Sachen einfach unbedacht weggeschmissen, heute ist meiner dran, aber ich lebe noch und nehme mir ganz fest vor, diesen letzten Umzug als neuen Lebensabschnitt zu betrachten.
Ratschläge für die Suche nach einem passenden Pflegeheim
Das „Geschäft“ der Altenpflege boomt. In jeder Region gibt es etliche Pflegeeinrichtungen und es werden immer mehr. Suchen Sie eine Einrichtung in der näheren Umgebung, so dass Sie den Kontakt zu Ihrem Angehörigen, ohne lange Anfahrtswege, halten können. Ziehen Sie Erkundigungen ein. Nach welchem Konzept arbeitet die Einrichtung, kann man dort eigene Möbel mitbringen, kann man ausschlafen, kann man sich zu jeder Zeit in sein Zimmer zurückziehen und dort auch die Mahlzeiten einnehmen, wie ist das Freizeitangebot? Gibt es einen kleinen Park, um die viele Freizeit auch in der Natur verbringen zu können? In manchen Einrichtungen haben Bewohner die Möglichkeit auch hauswirtschaftliche Tätigkeiten ausführen. Sie helfen bei der Zubereitung von Salaten, übernehmen kleine Näharbeiten oder helfen bei der Gartenarbeit.
Noch ein Tipp, achten Sie auch auf das Personal. Wirkt es gestresst, mit aufgesetzter Freundlichkeit oder strahlt es eine angenehme Ruhe und Liebenswürdigkeit aus, denn Ihre Angehörigen verbringen fast den ganzen Tag mit dem Pflegepersonal und nicht mit der Heimleitung. Fragen Sie ruhig die Pflegekräfte, ob sie mit ihrer Arbeitsstelle zufrieden sind und wie lange sie dort schon arbeiten. Eine Heimleitung, die eine gute Mitarbeiterführung nicht umsetzen kann, hat einen häufigen Personalwechsel und das spricht nicht gerade positiv für diese Einrichtung.
Wenn das richtige Heim gefunden ist
Besprechen Sie alle Schritte mit Ihrem Angehörigen und stellen Sie ihn nicht vor vollendete Tatsachen. Richten Sie das Zimmer vor dem Einzug liebevoll mit vielen persönlichen Gegenständen ein, nur so kann sich eine Vertrautheit mit der neuen Umgebung entwickeln. Unterrichten Sie das Personal und die Heimleitung über bestimmte Gewohnheiten, Vorlieben und Charaktereigenschaften Ihres Angehörigen, so kann sich jeder auf den neuen Bewohner gut einstellen. Bringen Sie Bilder aus bisher gelebten Zeiten mit, die alten Menschen leben viel in der Vergangenheit und schauen sich gerne die Fotos zusammen mit ihren Pflegekräften an. Es ist für alle Beteiligten kein leichter Weg, aber in guter Zusammenarbeit und mit viel Einfühlungsvermögen ist er zu schaffen.