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Emotionaler Ausdruck und non-verbale Kommunikation

Non-verbale Ausdrücke spielen eine zentrale Rolle in sozialen Situationen. Lesen Sie mehr dazu in diesem deskriptiven Essay.

Emotionen sind aktuelle, intensive Zustände eines gestörten psychischen, kognitiven, behavioralen, somatischen oder motivationalen Gleichgewichts, die ein Individuum über den Emotionsausdruck mitteilen kann. Der emotionale Ausdruck manifestiert sich mehr oder weniger stark auf unterschiedlichen Ebenen: Zum einen mag er direkt inhaltlich über die Sprache (verbale Ebene) mitgeteilt werden, doch vor allem ist auch die non-verbale Ebene bedeutsam, über die der emotionale Zustand mitgeteilt werden kann. Zuerst sei zwischen non-verbal und non-vokal unterschieden: ersteres (non-verbal) bezeichnet alle Subebenen, auf denen sich ein Ausdruck manifestieren kann, ohne die Sprache direkt einzubeziehen. Indirekt aber gehören auch sprachliche Faktoren dazu, nämlich die sogenannten paralinguistischen Faktoren. Non-vokal hingegen ist eine Bezeichnung, welche alle non-verbalen Subebenen miteinbezieht mit Ausschluss der paralinguistischen Faktoren. Im Weiteren sei der Fokus auf die non-verbalen Emotionsausdrücke gerichtet.

Non-verbale Ausdrucksebenen

  • Mimik : Gesichtsausdruck, Blick (-Richtung), Pupillendilatation
  • Gestik
  • Körperhaltung
  • körperliche Berührung der eigenen Person oder des Interaktionspartners
  • äußere Faktoren: Kleidung, Frisur,…
  • Paralinguistik (non-verbale Vokalisation): Stimmqualität, Sprechstil, Geschwindigkeit, Lautstärke sowie prosodische Eigenschaften (Rhythmus, Intonation, Stress)
  • Geruch

Der Einfluss des Kontexts auf den emotionalen Ausdruck

Je nachdem, in welchem emotionalen Zustand sich ein Individuum gerade befindet, manifestiert sich dies in unterschiedlichen Ausdrücken, wobei die verschiedenen non-verbalen Subebenen mehr oder weniger stark einbezogen sein können. Dies ist zum einen davon abhängig, welche Emotion/en gerade gefühlt werden und zudem auch, in welchem Kontext sich das Individuum befindet. Denn es macht einen Unterschied, ob ein Individuum, das sich in einem emotionalen Zustand befindet, alleine ist oder unter anderen Menschen und darüber hinaus nehmen noch andere Faktoren Einfluss darauf, wie sich Emotionen manifestieren; zum Beispiel stellen die Kultur, die Relation zu anderen gegenwärtigen oder vorgestellten Menschen weitere Einflussfaktoren dar. Daher ist zwischen dem spontanen oder natürlichen Emotionsausdruck und dem willkürlichen, bewusst beeinflussten Emotionsausdruck zu differenzieren.

Der spontane Emotionsausdruck und seine Kontrolle

Ekman (1972) verdeutlicht in zwei kurzen Aussagen, wann der spontane und wann der willkürliche Emotionsausdruck im Vordergrund steht: „In private, innate expressions; in public, managed expressions“. Dies impliziert, dass der emotionale Ausdruck eines Individuums, wie er sich dem Beobachter manifestiert, nicht zwingend mit dem „wahren“ emotionalen Zustand dieses Individuums übereinstimmt. Je nachdem, wie geübt der Beobachter ist und wie gut das Gegenüber „schauspielert“, kann er mehr oder weniger gut die Anzeichen entdecken, die für diese wahren Emotionen sprechen und die sogenannten „Micro-Expressions“ entziffern.

Zur Universalität von Emotionen und emotionalen Ausdrücken

Man spricht dann von einer Modifizierung der Emotionen mittels sogenannter „Display Rules“, wenn spontane Emotionen unterdrückt werden. Während diese willkürlichen Ausdrücke von Kultur zu Kultur variieren können, so hat man doch kulturübergreifende Emotionsausdrücke gefunden. Aufgrund zahlreicher empirischer Evidenzen wird angennommen, dass diese Gültigkeit für alle Menschen besitzen. Dazu zählen vor allem bestimmte Gesichtsausdrücke, die zustande kommen können, wenn das Individuum in einen Zustand gerät, welcher mit einer sogenannten Basisemotion beschrieben wird. Je nach Autor werden mit den Basisemotionen mehr oder weniger viele universale Emotionen beschrieben. Mehrere theoretische Ansätze kommen zu dem Schluss, dass folgende Emotionen als universal angesehen werden können:

  1. Angst/Furcht
  2. Ärger
  3. Traurigkeit
  4. Freude/Glück
  5. Ekel
  6. Überraschung

Illustratoren, Emblems und ihre Bedeutung für die Kommunikation

Die kulturspezifischen Ausdrücke, also jene, welche je nach Kultur variieren, umfassen vor allem Illustratoren und Emblems. Der Begriff Illustrator bezeichnet in diesem Kontext eine Geste, die mit verbalen Ausdrücken gepaart ist, um Inhalte besonders hervorzuheben beziehungsweise sie zu verdeutlichen. Der Begriff Emblem hingegen meint hier eine Geste, die eine direkte verbale Übersetzung hat. Zum Beispiel wäre ein Kopfnicken im europäischen Raum als Zustimmung aufzufassen, die Übersetzung wäre also das „Ja“. Das Gegenstück hierzu wäre das Kopfschütteln, was ein „Nein“, also Ablehnung zum Ausdruck bringt. In anderen Kulturen hingegen haben obige Beispiele genau die umgekehrte Bedeutung/Übersetzung. So findet man das Kopfschütteln in Indien mit der Bedeutung des „Ja“ und auch in manchen Teilen Afrikas, wohingegen dann das Kopfnicken als „Nein“ zu verstehen ist.

Welche Rolle spielen die non-verbalen Ausdrücke von Emotionen?

Zum einen wird aus obigen Beispielen sichtbar, dass sie in sozialen Settings besonders zentral sind, zumal die Sprache eine gewisse Limitierung mit sich bringt und einige Botschaften emotionalen Inhalts einfach schwer zu sagen sind, sodass sie sich über den non-verbalen Kanal leichter überbringen lassen. Natürlich hängt es aber auch von internen und externen Faktoren aller Beteiligten ab, inwiefern ein Individuum eine emotionale, non-verbale Botschaft an den Mann bringt (Enkodierung), beziehungsweise inwiefern der Beobachter die emotionale Emotion eines Gegenübers verarbeitet und versteht (Dekodierung). Ein wesentlicher Faktor stellt hierbei auch die Empathie dar, das heißt, das Sich-Hineinversetzen, das Nachempfinden eines Zustandes eines anderen Menschen. Non-verbale Ausdrücke von Emotionen stellen damit einen wichtigen und besonders einflussreichen Faktor in der sozialen Kommunikation oder Interaktion dar, also dann, wenn Menschen direkt miteinander in Kontakt treten.