Die Besten der Besten? Wer gehört zur Elite und wie wird man Mitglied? So, wie die Welt zur Zeit erschaffen ist, scheinen Eliten nowendig zu sein, um wirtschaftglichen.
“Deutschland braucht wieder Eliten!” Überall in der öffentlichen Diskussion vernimmt man dieselbe Botschaft. Das zieht Fragen nach sich. Erstens: Wirklich? Zweitens: Wozu? Und drittens: Wer gehört zur Elite und wie wird man Mitglied?
Brauchen wir eine Elite?
So, wie die Welt zur Zeit erschaffen ist, scheinen Eliten nowendig zu sein, um Erfolg zu haben. Die großen Dax-notierten Unternehmen werden nicht basisdemokratisch geführt, sondern in Hierarchien. Mal flacher, mal steiler. Aber zumeist gibt es von oben nach unten: Vorstandsvorsitzende und Vorstände, Inhaber und Abteilungsleiter und irgendwann Mitarbeiter. Selbst die Internet-Start-ups der 90er, die zu Beginn noch sehr viel Wert legten auf dieselbe Turnschumarke, kollegiales Duzen und gleichberechtigte Entscheidungen, haben inzwischen etabliertere Strukturen.
Das alles heißt natürlich nicht, dass das die einzige Möglichkeit wäre, das Leben zu organisieren, aber zur Zeit ist die Welt wohl so. Wenn wir also fürs Erste keine Revolution planen, sollten wir damit zurecht kommen. Viele aufstrebende Länder, die asiatischen Tigerstaaten etwa oder China sind mit dem Konzept der rigiden Auswahl von Eliten zunehmend erfolgreich und zum Teil auf dem Sprung wirtschaftlich an uns vorbei zu ziehen. Diese Sorge befeuert die aktuelle Debatte um Eliten.
Wer ist die Elite?
Mindestens in der Wirtschaft scheinen wir also Eliten zu brauchen. Aber: Wer sind die Besten? Wie wird man das? Dieser Frage ist Julia Friedrichs in ihrem Buch “Gestatten: Elite, Auf den Spuren der Mächtigen von morgen” nachgegangen. Herausgekommen ist dabei Bekanntes wie Erschreckendes. Dass Vielverdiener für den Erfolg hart arbeiten müssen, hatte man schon mal gehört. Auch, dass viele in diesen Unternehmen sehr gute Abschlüsse gemacht haben. Die Leistung rechtfertigt den Erfolg. Scheinbar. An anderen Stellen erschrecken die Ergebnisse ihrer Suche vor allem. Etwa, wenn Friedrichs den Soziologieprofessor Michael Hartmann trifft, der in wissenschaftlicher Erbsenzählerei die Lebensläufe von 6500 promovierten Akademikern analysiert und dabei herausgefunden hat, dass diese fast alle aus wohlhabenden Familien stammen. Und dass Arbeiterkinder und Frauen mit Doktortitel statistisch gesehen so gut wie keine Chance haben. Allerdings überraschen seine Ergebnisse weit weniger, wenn man eine Weile eingetaucht ist in die Welt der teuren Privatgymnasien, privaten Hochschulen und der Netzwerke, die Julia Friedrichs beschreibt. Auf die Frage, was sie am meisten überrascht habe, antwortete Julia Friedrichs übrigens in einem Interview der Wirtschaftswoche: “Am meisten schockiert haben mich einige private Kindergärten. Da werden zwei- bis fünfjährige Kinder speziell gefördert, um ihre langfristigen Erfolgschancen zu optimieren.” Die Zahl teurer Privatkindergärten wächst in Deutschland seit einigen Jahren übrigens. Zeit für eine Diskussion, ob wir unsere Welt so haben wollen.