Akkutechnik mit Ökostrom erspart Mensch und Natur CO2 und Stickoxide. Da Elektroautos völlig stickoxid- und CO2-frei fahren, wird ihre Technologie nun zügig ausgebaut. Denn Hochleistungs-Akkus und Öko-Strom-Tankstellen schonen das Klima.
Die Klimaerwärmung fordert weltweit Ingenieure und Techniker aller Fachrichtungen heraus. Egal, ob es um energiesparendes Heizen, klimafreundlichen Strom oder abgasarme Autos geht: Ihre Zielsetzung lautet immer, die Erzeugung von Kohlendioxid (CO2) einzudämmen. Bereits heute schädigt die globale Überproduktion des Treibhausgases Mensch und Umwelt so nachhaltig, dass ihre ökologischen Folgen den Lebenswert künftiger Generationen deutlich mindern.
Solange wachstumsorientiertes Denken und Handeln weiterhin kaum Rücksicht auf ökologische Wechselwirkungen nimmt, führt der selbstgemachte Treibhauseffekt sein weltweites Regiment. Laut Weltklimabericht tötet er nicht nur Korallenriffe im fernen Pazifik durch überhitztes Meerwasser, sondern löscht sogar 60 Prozent aller Tier- und Pflanzenarten in Europa bis 2080 aus. Da dafür maßgeblich Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor verantwortlich sind, machen Fahrzeugentwickler Elektroautos straßentauglich und serienreif.
Elektrofahrzeuge erzeugen nur dann kein CO2, wenn sie Öko-Strom tanken
Ein Elektroauto erzeugt im Betrieb kein Gramm Kohlendioxid. Ein Benziner oder Diesel dagegen stößt pro Kilometer durchschnittlich 164 Gramm des klimaschädlichen Treibhausgases aus. Ob sich allerdings ein elektrisch betriebenes Fahrzeug wirklich klimafreundlich fortbewegt, hängt von der Ladestromquelle ab. Denn nur wenn der Anbieter kein Kohlendioxid bei seiner Stromerzeugung freisetzt, bleibt die Verwendung des Elektroautos tatsächlich klimaneutral. Erneuerbare Energien, wie Windrotoren, Wasserturbinen oder Solarparks, erfüllen diese Voraussetzung.
Nach Angaben des Umweltbundesamts in Berlin vom April 2009 sichern diese Energieträger jedoch lediglich 10 Prozent des deutschen Strombedarfs. Atommeiler dagegen decken nahezu 30 Prozent des deutschen Strommixes ab, während Braun- sowie Steinkohle-Kraftwerke jeweils rund 21 Prozent liefern. Um Elektromobile also ökologisch wirksam einzusetzen, benötigen alle Ladestationen CO2-freien Strom. Andernfalls bleibt der Klimagewinn gleich Null, so wie in Frankreich.
In Frankreich tanken Elektroautos klimaschädlichen Atomstrom
Frankreich ist in Europa Vorreiter bei der Elektrifizierung des Verkehrs. Denn es zahlt seit 2008 nicht nur jedem Käufer eines Elektromobils 5.000 Euro Bonus dazu, sondern investiert ebenso in wichtige Schlüsseltechnologien dieser Branche. So fließen zum Beispiel 20 Prozent des 440 Millionen schweren Umweltprogramms in eine Batteriefabrik des Renault-Nissan-Konzerns. In den nächsten Jahren plant der Staat außerdem weitere 1,5 Millionen Euro ein, um ein breites Netz von Ladestationen einzurichten. Aus ökologischer Sicht verpuffen die vorbildlichen Maßnahmen allerdings sofort wieder, weil klimaschädlicher Atomstrom die Ladestellen speist. Nach Ansicht von Jörg Warnstorf, einem Experten für Elektromobile und Geschäftsführer des ersten deutschen Elektrofahrzeug-Instituts in Hannover, möchte so die französische Energiewirtschaft ihr Überangebot an Atomstrom abbauen.
Während der Verbraucher weder die wahre Herkunft des getankten Stroms noch das umweltfreundliche Etikett seines Elektromobils in der Praxis genau prüfen kann, beurteilt er Energieeffizienz, Fahrkomfort oder Zuverlässigkeit des Wagens gewohnt kritisch. Ingenieure und Techniker der ganzen Welt arbeiten emsig daran, Autos mit elektrischem Antrieb zu entwickeln, die seine gewohnten Ansprüche zufrieden stellen. Umfragen hierzu zeigen, dass junge Fahrer auf jeden Komfort im Elektroauto gern verzichten. Denn sie möchten es lediglich als zeitgemäßes Verkehrsmittel nutzen, das sie völlig abgasfrei befördert. Bis dahin jedoch versperren noch einige kleine und große Hürden den Weg.
Hochleistungs-Akkus liefern Strom für 800 Kilometer ohne Tankstopp
Die Schere zwischen Fahrsicherheit und möglichst hoher Reichweite des Elektrowagens scheint geschlossen. Dank moderner Materialforschung halten inzwischen Faser-Verbundwerkstoffe auf der Grundlage nachwachsender Rohstoffe im Fahrzeugbau Einzug. Denn sie bringen wenig Gewicht auf die Waage und gewährleisten eine sichere Fahrt. Auch Batteriebauer versuchen durch geeignete Stoffauswahl Masse einzusparen. Ihre Hauptaufgabe liegt allerdings in der Entwicklung von Batterien, die noch über weite Strecken Strom liefern.
Um dazu die leistungsfähigste Kombination aus geeigneten Speichermaterialien und Elektrolyt-Flüssigkeiten zu finden, forschen zahllose Labors in der ganzen Welt. So hat zum Beispiel die IBM Deutschland GmbH den in mobilen Computern eingesetzten Lithium-Ionen-Akku zu einem Lithium-Luft-Akku weiterentwickelt. Nach Aussage von Teodoro Laino aus dem Forschungsteam der Firma speichert diese Batterie etwa die zehnfache Energieladung einer vergleichbaren Lithium-Ionen-Batterie. Einen marktreifen Akku, der Fahrten bis zu 800 Kilometer ohne Tankstopp ermöglicht, erwartet IBM allerdings erst frühestens 2015.
Entwicklungsplan E-Mobilität: eine Million Elektroautos fahren bis 2020 CO2-frei
Ohne ein enges Tankstellennetz, schnelle Akku-Ladezeiten oder europaweit genormte Stecker bleibt die CO2-freie Mobilität für jeden E-Mobil-Besitzer jedoch eingeschränkt. Um diese organisatorischen und technischen Stolpersteine aus dem Weg zu räumen, hat die Bundesregierung den Entwicklungsplan E-Mobilität beschlossen. Unter Einbeziehung von Autoherstellern, Behörden und Stromversorgern sieht dieser vor, in Deutschland eine Zulassungszahl von ungefähr einer Million Elektrofahrzeuge bis 2020 zu erreichen. Die dafür notwendigen technischen Grundlagen reifen bereits.
Der amerikanische Elektroauto-Dienstleister Better Place hält zum Beispiel geladene Akkus zum Austausch leerer an seinen Tankstationen bereit, so dass der Batteriewechsel kundenfreundlich innerhalb weniger Minuten erfolgt. Die vor Ort neu befüllten Leer-Akkus werden später einem anderen Fahrzeug wieder eingebaut. Alternativ dazu kommen aber auch Schnelllade-Stationen auf den Prüfstand. Während die Frage noch offen bleibt, wie der Strom abgerechnet wird, sind die ersten Schritte zu einem europaweiten Einheitsstecker für Elektromobile schon getan. Denn darauf haben sich Energieversorger und Autohersteller in Hannover im April 2009 geeinigt. Der Klimaschutz auf Rädern ist also nun erwachsen und ein deutsches Elektrofahrzeug-Institut gegründet. Obwohl der graue Klimahimmel damit etwas Farbe bekommt, ächzen Meere und Ozeane noch schwer unter ihrer Last.