Durch die Einstellungsgröße wird festgelegt, wie nah oder distanziert die Kamera das Geschehen verfolgen soll. Hier sind ein paar Tipps für die Dreharbeiten.
Die Wahl der richtigen Einstellung hängt davon ab, was durch die Aufnahme ausgesagt werden soll: Was ist für das Video wichtig, was nicht, soll Nähe oder Distanz aufgebaut werden? Die verschiedenen Einstellgrößen sollen die Aufmerksamkeit des Zuschauers erhöhen. Durch die gezielte Auswahl der Perspektive sollen zum Beispiel Reaktionen und Gefühle in Form von Neugier, Interesse, Anteilnahme oder auch Ablehnung geweckt werden. Welche Einstellungen gewählt werden, ist aber auch abhängig von der Entfernung der Kamera zum Objekt (Motiv), aber auch von den technischen Möglichkeiten wie Brennweite und Bildwinkel. Je nach Bildausschnitt werden prinzipiell folgende Einstellungsgrößen (engl. Field Sizes) unterschieden.
Super-Totale (engl. Extreme Long Shot)
In manchen Videos wird die so genannte Super-Totale verwendet. Diese Einstellung dient als Gesamtübersicht ohne Wahrnehmung von Details. Beispiel: Menschen oder Landschaften aus großer Entfernung.
Totale (Wide Shot, auch Long Shot)
Die Totale führt den Zuschauer in die Örtlichkeit ein und verschafft ihm einen Überblick. Diese Einstellung ist geeignet für den Anfang eines Films. Totale sollten grundsätzlich länger als Naheinstellungen dauern, weil sie eine Fülle von Einzelheiten enthalten, die das Auge des Zuschauers wahrnehmen muss. Im Fernsehen werden Totale meistens gemieden. Auf einem kleinen Bildschirm erzielen sie keine Wirkung. Anders auf der großen Leinwand: Hier beginnen Filme oft mit einer länger dauernden Totalen, die außerdem häufig mit langsamen Kamerafahrten oder –schwenks kombiniert werden.
Halbtotale (Full Shot oder Full Figure)
Bei der Halbtotalen rückt die Kamera ein Stücke näher an das Motiv heran. Eine Person oder ein Objekt wird bei dieser Einstellung vollständig abgebildet. Die Halbtotale kann eine Person einführen oder begleiten.
Amerikanisch (Three Quarter Shot oder American Shot)
Diese Einstellungsgröße lehnt sich an die Erfordernisse des klassischen Western an. Beim so genannten Showdown, dem Duell der Widersacher auf dem Höhepunkt der Geschichte, wird die Figur von oben bis zum Colt-Ansatz gezeigt (Wer schießt schneller?). Diese Einstellungsgröße lässt die Darstellung individueller Tätigkeiten mit Armen und Händen zu.
Halbnah (Medium Shot)
Diese Einstellungsgröße wird verwendet, wenn das Augenmerk des Betrachters auf die Figuren in ihrem engsten räumlichen Umfeld gelenkt werden soll. Bei Gesprächen steht dabei schon die Gesprächssituation im Mittelpunkt. Das Bildgeschehen spielt sich damit auf der mimischen und gestischen Handlungsebene ab.
Nah (Medium Close Up)
Diese auch Head & Shoulder genannte Einstellung ist die am häufigsten für Dialoge oder in Interviews verwendete Größe. Damit wird eine größere Nähe zur Filmfigur hergestellt. Durch diese Einstellung kann man ihr Verhalten, ihre Aktionen oder Reaktionen zeigen. Durch die Naheinstellung wird das Augenmerk des Betrachters auf einen größeren Ausschnitt des Ganzen gelenkt. Beim Brustbild werden auch schon Kleidungsdetails oder Schmuckstücke sichtbar.
Groß (Close Up)
Diese Einstellung ist eine im Videobereich häufig verwendete Einstellung. Sie zeigt den Kopf auf den Schultern und erlaubt eine größere Annäherung das Motiv.
Detail (Extreme Close Up)
Eine mehr beim Film verwendete Einstellung. Sie zeigt zum Beispiel nur Teile eines Gesichts wie den Mund oder die Augen. Diese Großaufnahme sind geeignet innere Zustände und Emotionen wiederzugeben. Aber nicht nur Personen, auch Gegenstände können als Großaufnahme eine besonders intensive Bildwirkung haben.
Für die Auflösung einer jeden Szene sollten Sie sehr genau wissen, welche Einstellungsgrößen Sie verwenden, um die Stimmung und Folgerichtigkeit optimal zu treffen. Als Faustregel gilt: Nie zwei gleiche Einstellungen hintereinander. Selbst zwei Landschaftstotalen wirken besser, wenn sie durch eine Nahaufnahme, beispielsweise eine Pflanze, voneinander getrennt sind.
Kleiner Tipp: Schneiden Sie eine Person nie an den Körpergelenken ab. Der Zuschauer denkt sonst, dass beispielsweise eine Hand amputiert wäre. Generell wirken Lebewesen immer unharmonisch, wenn sie an den Körpergelenken vom Bildrahmen beschnitten werden. Achten Sie auch darauf, dass Hauptmotiv nicht durch fremde Elemente zu stören, dass also zum Beispiel kein Verkehrsschild aus dem Kopf ragt oder kein Zweig aus den Ohren wächst.