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Eine Familie mit zwei Wohnungen – Vor und Nachteile

Verschiedene Lebensformen beinhalten verschiedene Herausforderungen und regen zu kritischen Überlegungen an.

Zwei Wohnungen innerhalb einer Familie kann verschiedene Ursachen haben. Entweder hat die Familie noch nie zusammengewohnt oder es hat einfach nicht funktioniert.

In jedem Fall bringt diese Form des Wohnens ihre eigenen Herausforderungen mit sich.

Die erste Zeit in getrennten Wohnungen

Nach einer gewissen Umgewöhnungsphase finden beide Partner durchaus Gefallen an diesem neuen Wohnmodell. Jeder kann machen, was er will, kann es mit der Ordnung so ernst nehmen, wie er meint, kann die Türen knallen, Toilettendeckel oben lassen, Zahnpastatuben geöffnet lassen, sich auf der Couch breit machen, kann schnarchen, gammeln oder laut Musik und Fernsehen bis in die Nacht hören, ohne das es jemanden stört. Ein neues Freiheitsgefühl auf beiden Seiten kann entstehen. Die gemeinsam verbrachte Zeit in der einen oder anderen Wohnung kann wieder interessanter erscheinen, einfach weil es eine neue Situation ist. Das Paar erkennt sich wieder als eigenständige Individuen und zuvor erlebte Routine und Schwierigkeiten scheinen nicht mehr vorhanden. Wenn Freunde oder Freundinnen zu Besuch kommen, ist man ebenfalls flexibler. Man scheint ein frisch gebackener Single zu sein, der alle Vorteile dieser Lebensweise nutzen kann , aber die auf die Vorteile einer Beziehung nicht verzichten muss. Alles Neue hat anfangs eben ihren Reiz.

Nach einer Weile dann……

Oft ist es so, das nach einer Weile die alten Konflikte dann doch wieder auftreten, oder eben neue. Die Frage „zu mir oder zu dir“ wird weiter gestellt, aber immer schwieriger beantwortet. Keiner möchte auf seine neue gewonnenen Freiheiten so recht verzichten und der Hausherr oder die Hausdame stellt bewusst oder unbewusst seine oder ihre Revieransprüche. Rücksichtnahme und Kompromissbereitschaft können mit der Zeit schlichtweg verlernt werden oder zumindest der Wille dazu. Zu Hause ist es nun mal am schönsten und die wertvolle Freizeit wird gerade von den Menschen, welche die Zwanziger verlassen haben, am liebsten in den eigenen vier Wänden verlebt. Egal, wie flexibel man ist, der Mensch ist ein Gewohnheitstier, wie man so schön sagt. Die Lieblingsspeisen befinden sich im eigenen Kühlschrank, man weiß, in welchen Schränken wo und was ist, alleine der Geruch, Erinnerungsstücke und vielleicht sogar Haustiere binden an das eigene Heim. Wenn Kinder in der Familie leben, sind getrennte Wohnungen nach einer Weile dann noch komplizierter, Ein richtiges Zuhausegefühl, wie es für Kinder unentbehrlich ist, will und kann sich nicht so richtig einstellen und kann zur Dauerbelastung führen. Die Folge ist oft, das entweder ein Partner wieder die alten Kompromisse zu Gunsten des anderen eingeht, oder das sich nirgendwo mehr richtig zu Hause gefühlt wird.

Theorie und Praxis

Um hier zu einer Lösung zu gelangen, welche allen Familiemitgliedern entspricht, bedarf es der Kompromissbereitschaft jedes einzelnen Familienmitgliedes. Das gestaltet sich oft schwieriger als vorerst angenommen. Denn während an einer geeigneten Lösung gefeilt wird, mit der jeder leben kann, sieht die Umsetzung nicht so einfach aus. Die Gründe, warum man auseinandergezogen ist, leben wieder auf und einer der Partner ist vielleicht nicht mehr bereit, ein Familienglück auf ausschließlich eigene Kosten zu schmieden. Weder das alte noch das neue Wohnmodell scheint richtig zu funktionieren, es können sich nun ganz neue Fragen stellen, dessen Antworten sich nicht finden wollen . Vielleicht ist es tröstlich zu wissen, das diese neue Situation wie alles im Leben einen Prozess darstellt und sich entsprechende Antworten früher oder später von selbst einstellen.