„Germanistikstudium? Was fängt man denn damit an?“ Studenten bekommen das oft zu hören, wenn sie stolz erzählen, was sie studieren. Was soll man da sagen?
Betroffene werden jetzt sagen: „Oh ja, da kann ich aus eigener Erfahrung sprechen.“ Warum entscheidet man sich denn aber für ein reines Deutsch- oder gar Mathematikstudium? Die allerersten Tendenzen, die den Hang zum Interessengebiet des Deutschen erkennen lassen, zeigen sich bereits in der Grundschulzeit: Nicht etwa, weil man schon damals abwägen konnte, welche Fächer einem am meisten liegen, sondern vielleicht viel mehr das Unverständnis und die fehlende notwendige Logik in den Naturwissenschaften, wie Mathe. Dadurch entsteht natürlich eine Abneigung in die eine Richtung und eine größere Vorliebe in die andere Richtung, wie in diesem Fall, für das künstlerische Schreiben und kreative Denken.
Die Weltliteratur als Wegweiser in die Zukunft
Ausschlaggebend für ein Germanistikstudium ist im Endeffekt der Deutschunterricht der Sekundarstufe eins als auch zwei auf dem Gymnasium des deutschen Schulsystems. Man wird an verschiedene Werke der Weltliteratur herangeführt und findet bestenfalls Gefallen an ihnen. Viele werden sich schon damals erträumt haben, wie es wohl ist ,einer dieser großen Schreiber zu sein. Ja, spätestens jetzt wird man wieder sein eigenes Bild vor Augen haben, wie man auf der Schulbank im Deutschunterricht saß und kleine Traumwölkchen über dem eigenen Kopf schwebten: Ein eigener Gedichtband oder sogar eine ganze Reihe von Romanen, die aus der eigenen Fantasie entsprungen sind und nun auch noch von aller Welt geliebt und gelesen werden. Doch bis dahin ist es noch ein langer Weg.
Das Interpretieren von Balladen, Verfassen von eigenen Gedichten, aber auch das kreative Schreiben von Aufsätzen trennt die willigen Lerner noch von ihrem Traumberuf. Natürlich ist das Deutsche nicht nur ein Werkzeug zum professionellen Schreiben und Sprechen, sondern lässt auch genügend Raum zur Forschung. Die Literaturepochen geben einen Einblick in den Deutschunterrich, der viel tiefgreifender ist, weiter zurückreicht und mehr Fassaden aufweist als angenommen. Somit wird hoffentlich auch noch Interesse bezüglich der Geschichte der deutschen Sprache und Schrift geweckt.
Bohrende Fragen und viele Zweifel: Gute Argumente sind die beste Rechtfertigung
Dass im Deutschunterricht der elften beziehungsweise zwölften Klasse nicht ausreichend Wissen über die Germanistik vermittelt wird, muss von Vornherein klar sein. Um den eigenen Wissensstand zu verbessern und zu vertiefen, bleibt einem also nur die Möglichkeit auf ein Germanistikstudium. Jetzt ist man also an dem Entschluss angekommen, sich nach dem Abitur für ein Germanistikstudium zu bewerben. Viele aus dem eigenen Umfeld und der Familie werden diese Entscheidung in Frage stellen. Was macht man mit einem Studium, welches sich ohne Umschweife um ein reines Fach dreht?
In erster Linie sollte man Gründe angeben, die den Skeptikern klar machen, dass man selbst nur so vor Begeisterung und Freude an der Studienrichtung sprüht. Nun wird man dennoch viele zweifelnde Blicke abfangen müssen und wird dadurch in eine zweite Position der Rechtfertigung gedrängt: Das Studium vermittelt alle Grundlagen einer Sprache, die wir in Deutschland jeden Tag benutzen. Die Sprache im Allgemeinen ist also unsere Kommunikation. Die menschliche Existenz hängt von ihr ab. Denn wie sollen die Menschen nur von materiellen Dingen leben können, wenn sie doch Wissen und Informationen über diese Welt brauchen? Durch die Sprache beziehungsweise Kommunikation ist also ein Informationsaustausch möglich. Nun kann es sein, wenn man sich mit diesen Worten rechtfertigt, dass sich die Zuhörer wegen dem ansatzweise philosophischen Denken genervt wegdrehen. Dann wäre schon mal ein Ziel erreicht: nämlich dieses, dass man nicht weiter mit Fragen durchbohrt wird.
Kandidaten, die etwas hartnäckiger sind, kann man mit so einer Rede nicht so einfach abspeisen. Nun ist es an der Zeit härtere Geschütze aufzufahren und die Skeptiker mit nüchternen Fakten zu konfrontieren. Berufsmöglichkeiten nach einem Germanistikstudium lauten wie folgt: Lehrer in verschiedenen Positionen (an Universitäten, im Ausland als Deutschlehrer), Angestellter in öffentlichen Stellen (hierbei ist nämlich das professionelle Schreiben ein grundlegende und erwünschte Voraussetzung), das Arbeiten im journalistischen sowie redaktionellen Bereichen in Agenturen oder sogar als freier Schriftsteller. Natürlich kann man auch jede x-beliebige Stelle im Büro einnehmen, da man mit guten Deutschkenntnissen überall gerne gesehen ist. Spätestens jetzt sollten auch noch die schwierigsten Skeptiker die Entscheidung zum Germanistikstudium abnicken. Im Endeffekt muss niemand die Entscheidung verstehen, aber sie sollte spätestens jetzt akzeptiert werden.
Zu guter Letzt zählt nur, was du dir selbst als Ziele setzt
Man kann also sehen, dass es genügend Argumente gibt, sich mit zweifelnden Fragen ruhig auseinanderzusetzen. Und mal ganz im Ernst: Ist es nicht eine tolle Sache, wenn sich viele dazu entschließen über die Sprache und Geschichte ihres Landes mehr zu lernen? Eventuell Profis in diesem Gebiet zu werden? Sollte das nicht zeigen, wie sehr man seine Heimat liebt? Erst dadurch können wir unsere Geschichte, unsere Sitten und Eigenarten anderen Menschen, die nicht von hier kommen, schmackhaft machen. Es ist kein Muss, aber wer weiß? Vielleicht wird dadurch eines Tages Deutschland eines der wortgewandtesten Länder der Welt…