Es passiert jedes Jahr viele tausend Mal in Deutschland: Menschen scheiden nach langen Jahren und Jahrzehnten aus dem Berufsleben aus, weil sie die Altersgrenze erreicht haben. Trotzdem halten viele Ruheständler Ausschau nach einer neuen Betätigung, weil sie gesund sind und sich fürs Nichtstun zu jung fühlen. Vor allem fehlt vielen eine sinnvolle Aufgabe und das Gefühl, gebraucht zu werden. Hinzu kommt: War der Lebenspartner lange Jahre nicht berufstätig, hat er meist Erfüllung in anderen Lebensbereichen gefunden. Für familiäre, soziale oder kulturelle Aufgaben opfert er auch weiterhin seine Zeit. Hier prallen häufig zwei Welten aufeinander!
Beim SES können Ruheständler ihre beruflichen Erfahrungen weitergeben
Die Idee, die hinter dem SES steckt, ist einfach: Alte und junge Generation können voneinander profitieren. Warum sollte die Gesellschaft auf die gewaltige berufliche Expertise von ehemaligen Fach- und Führungskräften verzichten? Langjährige Berufserfahrung, zeitliche Flexibilität und Mobilität sind gefragte Güter. Der SES bietet Menschen im Ruhestand die Möglichkeit, sich einzubringen und die eigenen beruflichen Erfahrungen weiter zu nutzen. Umgekehrt ist die ehrenamtliche Tätigkeit beim SES für viele Menschen eine Bereicherung. Der SES wurde 1983 durch den Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHT) in Bonn gegründet. Der SES ist als gemeinnützig anerkannt und wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) finanziell unterstützt.
Was einen „Senior Experten“ beim SES erwartet
Menschen im Ruhestand, die ehrenamtlich für den SES tätig werden, sind sogenannte Senior Experten. Sie fördern die Aus- und Weiterbildung von Fach- und Führungskräften in Deutschland, aber auch im Ausland. Sie erhalten Kost, Logis und eine geringe Aufwandspauschale. Der Aufenthalt vor Ort beträgt in Deutschland bis zu zwölf Monate, im Ausland in der Regel mindestens drei Wochen und höchstens sechs Monate. Beim SES sind zur Zeit rund 9.000 „Senior Experten“ gelistet. Im vergangenen Jahr 2010 leisteten sie 2.184 Einsätze, davon 719 in Deutschland. Seit Bestehen des SES gab es mehr als 24.000 erfolgreiche Einsätze in Deutschland, Ost- und Mitteleuropa, Asien, Lateinamerika und Afrika.
Welche berufliche Qualifikation muss ein „Senior Experte“ mitbringen?
Jeder „Senior Experte“ sollte langjährige Erfahrung in einem technischen, handwerklichen, kaufmännischen, medizinischen oder sozialen Beruf mitbringen. So kommen „Senior Experten“ etwa aus den Bereichen Regionalentwicklung, Tourismus, Hotellerie und Gastronomie. Es gibt „Senior Experten“ für Aufbau und Management von Supermärkten, für die Zucht von Speisepilzen oder den Anbau von Zuckerrüben. Weitere typische Berufe, die vom SES nachgefragt werden, sind zum Beispiel
- Orthopädie-Techniker,
- Schreiner und Tischler,
- Experten für Spezialmaschinenbau,
- Gießereiexperten,
- Fachärzte,
- Bäcker und Konditoren,
- Köche,
- Berufsschullehrer und Ausbilder für Technik und Handwerk.