EHEC – Wieder wurde mit den Sprossen eine Ursache ausgeschlossen. Ist Salatsauce auf Joghurtbasis das fehlende Puzzleteil?
EHEC, erst Gurken, Tomaten und Salate, dann scheinbar die heiße Spur. Sprossen waren die Verdächtigen. Nun scheint es wieder nichts mit der scheinbaren Ursache zu werden. Dies ist der Sachstand am 07.07.2011.
Kompetenzgerangel
Neben einem Gesundheitsminister, welcher scheinbar mit der Verantwortung überfordert ist, preschen immer mehr Länderminister vor und wollen das Thema EHEC vom Tisch haben. Mit dem Hahnenkampf zwischen dem ärztlichen Direktor der Charité und dem Robert Koch-Institut erreicht das EHEC-Drama seinen Höhepunkt. Neben vielen zu unrecht (vor)verurteilten Bauern steht nun ein Biobetrieb in Bienenbüttel vor dem wirtschaftlichen Aus. Die eigentliche Ursache der EHEC-Epidemie ist jedoch immer noch nicht gefunden. Die Mediziner haben jedoch, ähnlich wie Mikrobiologen, ausgenommen Biotechnologen, die Angewohnheit, eingetretene wissenschaftliche Pfade nicht zu verlassen und nur bekannte oder bislang aufgetretene Ursachen in Betracht zu ziehen. So gab es einen EHEC-Ausbruch in Japan, verursacht durch Sprossen, deshalb ist dieser Verdacht sicherlich nicht abwegig gewesen, aber haben alle Kranken Sprossen gegessen? Dies hätte vor der politischen Medieninszenierung der niedersächsischen Landesregierung durch Wissenschaftler abgeklärt werden müssen. Hier zeigt sich der Unterschied zwischen Politik und Wissenschaft, die Wissenschaftler haben mit wissenschaftlichen Methoden die potentiellen Ursachen eingegrenzt, die Politiker hingegen versuchen mit vorschnellen Ergebnissen vorzupreschen und eigene Egoismen zu bedienen.
Salatsauce auf Joghurtbasis: Die Ursache?
Eine Ursache, welche bislang nach all den angedachten Ursachen noch nicht in Betracht gezogen wurde, welche aber angesichts der bislang vorliegenden Erkenntnisse einleuchtend und damit plausibel klingt, wäre die Verunreinigung von Salatsauce auf Joghurtbasis. Warum ist dies möglich? Rohmilch gilt als eine der potentiellen EHEC-Quellen, aber auch generell aus Milch hergestellte Produkte wie Eiscreme und Salatsauce sind potentielle Quellen, denn diese werden aus Milch hergestellt. Bei den zurzeit vorliegenden Fällen wird immer wieder von dem Genuss von Salat gesprochen, was ist im Salat enthalten? Salatgurke, Tomate und Salatblätter verschiedenster Art und je nach Geschmack Sprossen. Dies verbindet alle Erkrankten, deshalb der Rückschluss der Wissenschaftler auf eines der Lebensmittel. Was verbindet noch alle? Jeder Salat wird mit einer Soße zubereitet. Es bleibt also die Frage, warum nicht die betroffenen Patienten gefragt werden, ob diese ein Joghurtdressing oder ein Essig- und Öl-Dressing zu sich genommen haben. Wenn sich herausstellen sollte, dass in erster Linie Joghurtdressing gewählt und gegessen wurde, dann könnte dies der „Missing-Link“ zur EHEC-Ursache sein.
Es muss nicht die Ursache darstellen, es ist aber eine weitere mögliche Ursache. Weitere Ursachen wären der horizontale Gentransfer, der in Bezug auf die Kombination der beiden Bakterienarten als erwiesen gilt, und die Übertragung mittels Fliegen. Den Wissenschaftlern und Politikern ist trotz aller Misserfolge und gegenseitigen Schuldzuweisungen zumindest eines nicht abzusprechen, der unbedingte Wille, die Ursache zu finden und damit die Epidemie einzudämmen. Allerdings bedarf es dazu auch manchmal, eingetretene Pfade zu verlassen.
Nachtrag: 06.07.2011: Zwiscehnzeitlich wurde die EHEC-Quelle zweifelsfrei gefunden (Bockshornkleesamen aus Ägypten) , Salatsauce war es diesmal definitiv nicht, allerdings bedeutet dies für die Zukunft nicht, dass diese grundsätzlich nicht als mögliche Quelle in Betracht kommt.