In Jahr 2011: Zwei weitere Todesfälle in Niedersachsen sind heute bekannt geworden. Mittlerweile gibt es eine Spur, die Sprossen als Bakterienquelle nahelegt.
Seit etwa sechs Wochen grassiert der EHEC-Erreger in seiner aggressiven Form in Deutschland. Aller Vorsichtsmaßnahmen und aller Bekundungen aus der Politik, der Höhepunkt sei überschritten, zum Trotz hat sich die Zahl der Todesopfer in Niedersachsen auf nun acht Fälle erhöht. Bundesweit gelten etwa 3.000 Menschen als erkrankt.
Unterdessen verdichten sich die Hinweise auf den Ausgangspunkt der Erreger. Demnach ist ein Biohof im niedersächsischen Bienenbüttel stark verdächtig, über Sprossen der Auslöser der Beschwerden zu sein.
EHEC: Weiter keine Sicherheit über die Herkunft
Gewissheit gibt es allerdings nicht. Die bekannten Fakten besagen, dass sichtbar viele Fälle von EHEC-Erkrankungen dort aufgetreten sind, wohin der Biohof seine Sprossenerzeugnisse geschickt hatte. Auch die Tatsache, dass drei Mitarbeiterinnen zu Beginn der EHEC-Welle unter Durchfallerkrankungen litten, weist in dieselbe Richtung. Einzig die Tatsache, dass in mittlerweile 750 ausgewerteten Proben kein einziger Nachweis des Bakteriums gelang, hindert die bisherigen Indizien daran, aussagekräftige Beweise zu werden. Möglich ist allerdings auch, dass die drei Beschäftigten sich an anderer Stelle infiziert haben. In dem Fall wäre der Ausgangspunkt weiter unentdeckt. Aus Kreisen des Verbraucherschutzministeriums hieß es, dass auch die Möglichkeit mehrerer Ursprungsorte in Betracht gezogen werden müsse.
EHEC-Erreger auf Gurke in Magdeburg gefunden
Sicher nachgewiesen werden konnte EHEC auf einer Gurke in Magdeburg. Allerdings verweilte besagte Gurke, die in der Mülltonne einer dreiköpfigen Familie, die komplett – in einem Fall sogar mit der Komplikation HUS – erkrankt ist, gefunden wurde, über eine Woche im Abfall. Daher könnten keine definitiven Angaben über die Herkunft des Bakteriums gemacht werden, so das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit. Es sei auch denkbar, dass ein benutztes Taschentuch mit der Gurke in Berührung und so zur „Übertragung“ des EHEC-Erregers gekommen sei.
Keine Gurken, Tomaten, Paprika mehr: Gravierende Umsatzeinbußen als Folge
Die Verbraucher in Deutschland sind sensibel geworden. Gurken werden so gut wie überhaupt nicht mehr verkauft, auch Tomaten und Paprika werden von den Kunden weitgehend gemieden. Bei Salaten ist ein Rückgang von 60 Prozent zu verzeichnen. So mancher Händler wird bereits ärgerlich, auch weil es bei zweifelsfrei nicht befallenen Nahrungsmitteln keine Entwarnung gibt. Selbst Spargel, der gekocht wird und damit keine Gefahr darstellt, geht schleppender über den Ladentisch als gewöhnlich.
Leichter Rückgang der Erkrankungen, aber noch keine Entwarnung
Tendenziell sinkt die Zahl der Neuinfektionen, doch bis zur endgültigen Klärung der „EHEC-Angelegenheit“ dürfte noch gewisse Zeit vergehen, auch abhängig davon, ob sich der Biohof in Bienenbüttel tatsächlich als (einziger) Ursprung herausstellt. Es bleibt zu hoffen, dass bis dahin keine weiteren Todesfälle auftreten.