Offene Immobilienfonds in ein Wertpapierportfolio aufzunehmen, erhöht die Portfoliorendite und reduziert das Risiko. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie. Die Fonds erhöhen die Rendite und vermindern das Risiko eines Depots.
Die vom Bundesverband Investment und Asset Management (BVI) in Auftrag gegebene Studie beruht auf einer Untersuchung aus dem vorigen Jahr. Diese wurde nun aktualisiert, um die Entwicklungen seit der Verschärfung der Finanzkrise zu berücksichtigen. Die Offenen Immobilienfonds waren von der Krise durchaus stark betroffen: Im Oktober 2008 zogen Anleger so viele Mittel ab, dass elf Fonds die Rücknahme von Anteilen aussetzten – weil ihre flüssigen Mittel unter die gesetzlich vorgeschriebene Mindestquote zu fallen drohten.
Immobilienfonds mit positiver Rendite auch in der Finanzkrise
Die Fonds-Performance beeinträchtigte das allerdings nicht oder kaum. Im Frühjahr 2009 verweist der Investmentfonds-Dachverband BVI stolz darauf, dass die Offenen Immobilienfonds durch die gesamte Finanzkrise hindurch eine positive Rendite aufweisen.
Was lag also näher als die Aktualisierung einer ohnehin positiv ausgefallenen wissenschaftlichen Studie? Das Ergebnis: Privatinvestoren mit geringer Risikoneigung können durch die Beimischung Offener Immobilienfonds das Risiko ihres Portfolios um 22 Prozent senken – bei gleichbleibender Rendite. In riskanter aufgestellten Depots ist die Wirkung Offener Immobilienfonds noch größer. Hier vermindern sie der Studie zufolge das Risiko um bis zu 42 Prozent.
Empfehlung: bis zu 30 Prozent Offene Immobilienfonds ins Depot
„Dies gilt genauso in den Portfolios institutioneller Investoren, auch wenn diese Offene Immobilienfonds oftmals nur bis zu einer gesetzlich vorgeschriebenen Maximalhöhe von 25 Prozent beimischen dürfen“, erklärt Professor Bernd Rudolph von der Münchner Universität. Der optimale Anteil Offener Immobilienfonds am Depot beträgt der Studie zufolge für eher risikoscheue Anleger 25 Prozent und für Anleger mit höherer Risikoneigung sogar 30 Prozent.
Die Untersuchung beruht auf der Entwicklung der Fonds und Aktienmärkte zwischen Februar 1991 und Februar 2009, berücksichtigt also die Monate, in denen die Finanzkrise ihren Höhepunkt erreichte.
Rendite der Immobilienfonds blieb gleich, die der Aktien sank
Das Ergebnis: Durch die Finanzkrise verringerte sich die durchschnittliche monatliche Rendite der Offenen Immobilienfonds gegenüber dem Zeitraum von Februar 1991 bis April 2008 kaum, nämlich um 0,01 Prozentpunkte pro Monat. Sie lag nun bei 0,42 Prozent statt zuvor 0,43 Prozent. Die durchschnittliche monatliche Rendite der im europäischen Aktienindex DJ Stoxx 600 enthaltenen Aktien dagegen sank von 0,61 Prozent auf nur noch 0,28 Prozent. Die durchschnittlichen Renditen anderer Assetklassen wie Staatsanleihen (0,62 Prozent) oder Geldmarkt-Anlagen (0,36 Prozent) veränderten sich nicht oder kaum.
Gleichzeitig stieg durch die Finanzkrise das Risiko von Aktien, das in der Studie durch die Standardabweichung gemessen wird, ein Maß für die Schwankungsbreite eines Wertes. Je höher die Standardabweichung, desto höher auch das gemessene Risiko. Die Standardabweichung der Rendite der im Stoxx 600 enthaltenen Aktien lag zwischen Februar 1991 und Februar 2009 bei 4,95 Prozent, 0,35 Prozentpunkte höher als bei der Untersuchung im Vorjahr. Die Standardabweichung der Rendite Offener Immobilienfonds blieb dagegen konstant niedrig bei 0,34 Prozent.
Geringe Korrelation der Offenen Immobilienfonds mit anderen Anlageklassen
Ein weiterer Vorteil kommt den Offenen Immobilienfonds den Autoren der Studie zufolge zugute: Sie haben sich in der Vergangenheit relativ unabhängig von anderen Anlageklassen entwickelt – wenn die Aktienmärkte fielen, entwickelten sich die Offenen Immobilienfonds trotzdem positiv. Und umgekehrt, machten die Immobilienfonds starke Aufwärtsbewegungen der Aktienmärkte nicht mit. Auch der Zusammenhang der Entwicklung Offener Immobilienfonds mit der Entwicklung von Staatsanleihen, Rohstoffen oder REITs war nur sehr schwach. Dadurch können die Offenen Immobilienfonds einen guten Beitrag zur Diversifikation eines Wertpapierportfolios leisten, zur Risikostreuung also.
All diese Faktoren führen letztlich dazu, dass die Studie zum Schluss kommt, dass Offene Immobilienfonds das Rendite-Risiko-Profil sowohl konservativer als auch risikoreicherer Portfolios verbessern.
Daten aus der Vergangenheit – keine Prognose der Zukunft
Auch die Autoren der Studie schränken aber ein: „Es bleibt allerdings zu berücksichtigen, dass alle Berechnungen auf historischen Daten basieren und damit zukünftige Entwicklungen nicht erfasst werden können.“ Schließlich ist es keineswegs beschlossene Sache, dass die Finanzkrise für die Offenen Immobilienfonds schon komplett überstanden ist.
Und dass eine Studie am Ende eines „verlorenen Jahrzehnts“ für die europäischen Aktienmärkte zu keinem für Aktienanlagen sonderlich schmeichelhaften Ergebnis kommt, dürfte auch wenig überraschend sein. Anleger, die heute Entscheidungen treffen müssen, können sich dafür allerdings nichts kaufen. Für sie wäre etwas anderes deutlich interessanter – zu wissen, wie die gleiche Studie in zehn oder 20 Jahren ausfallen würde.