Vier Wirkstoff-Klassen der Heilpflanze Echinacea stärken als Immunmodulatoren das Immunsystem: Alkamide, Glykoproteine, Phenolsäuren und Polysaccharide.
Dr. H. C. F. Meyer aus Pawnee City in Nebraska mischte wohl als erster im Jahre 1885 ein Wundermittel aus der Wurzel des Schmalblättrigen Sonnenhuts (Echinacea angustifolia) zusammen und verkaufte es gewinnbringend als „Meyers Blutreiniger“ (Meyers Blood Purifier). Dr. Meyer hatte die Verwendung der Sonnenhüte von den Medizinmännern Nordamerikas kennen gelernt. Verschiedene Indianerstämme wie die Komanchen oder Pawnee kauten Echinacea-Wurzeln gegen alle möglichen Krankheiten wie Erkältung, Husten und Kopfschmerzen: 125 Jahre später bieten deutsche Medizinmänner in unseren Apotheken über 100 verschiedene pharmazeutische Echinacea-Präparate an. In den Medikamenten stecken ungefähr 100 bekannte Inhaltsstoffe des Sonnenhuts. Man unterscheidet hauptsächlich vier Wirkstoff-Klassen in den Arzneidrogen, die wie der Wurzelextrakt Umckaloabo das Immunsystem stärken sollen. Die Wirkstoffe werden aus den oberirdischen Pflanzenteilen gewonnen, zum Beispiel aus der Droge „Echinaceae Pallidae Herba„, oder aus der unterirdischen Wurzel – zum Beispiel aus „Echinaceae Purpureae Radix„.
Alkamide stimulieren die Verfressenheit von Fresszellen
In Deutschland baut man vorwiegend drei Sonnenhut-Arten als Heilpflanze an: den Schmalblättrigen Sonnenhut (Echinacea (E.) angustifolia), den Blassfarbenen Sonnenhut (E. pallida) und den Purpur-Sonnenhut (E. purpurea). Alkamide findet man in den Wurzeln und in den oberirdischen Pflanzenteilen, die Menge der Wirkstoffe variiert dabei abhängig von der Echinacea-Art und der Vegetationsperiode. Bei den Alkamiden handelt es sich meistens um Isobutyl-Amide mit angehängten Fettsäuren. Das Haupt-Alkamid hat zum Beispiel den einprägsamen Namen Dodeca-2E-4E-8Z-10Z-Tetraensäure-Isobutylamid. Die Alkamide des Purpur-Sonnenhuts stimulieren im Tierversuch bei Ratten die Verfressenheit (Phagozytose) von Fresszellen (Makrophagen) in der Lunge. Die Makrophagen produzieren durch die Alkamide zusätzlich vermehrt ein Protein namens Tumor-Nekrose-Faktor (TNF-alpha). TNF gehört zu den körpereigenen Cytokinen der Immunabwehr und Wundheilung.
Glykoproteine aktivieren Leukozyten und verfressene Makrophagen
Glykoproteine sind Proteine mit einer oder mehreren Zuckergruppen (Saccharide oder Kohlenhydrate). Auch die Glykoproteine aus Echinacea aktivieren in einigen wissenschaftlichen Studien die verfressenen Makrophagen. Zusätzlich stimulieren Glykoproteine und deren Polysaccharid-Komplexe eine Untergruppe der weißen Blutkörperchen (Leukozyten) – die B-Lymphozyten oder B-Zellen (siehe Abbildung).
Kaffeesäure-Derivate sind bioaktive Substanzen
Pflanzliche Phenolsäuren wie Hydroxy-Zimtsäuren und Kaffeesäuren gehören als sekundäre Pflanzenstoffe zu den bioaktiven Substanzen: In den Echinacea-Wurzeln findet man besonders das Kaffeesäure-Derivat Echinacosid. Als 1,3-O-Di-Caffeoyl-Chinasäure kommt in der Wurzel des Schmalblättrigen Sonnenhuts außerdem wie in der Artischocke Cynarin vor, im Purpur-Sonnenhut dagegen die Cichoriensäure. Je nach Sonnenhut-Art enthalten die Pflanzen verschiedene Mengen an Cichoriensäure, Chlorogensäure, Iso-Chlorogensäure, Echinacosid und Verbacosid. Eine immunstimulierende Wirkung konnte für die Cichoriensäure gezeigt werden. Cichoriensäure stimuliert die Phagozytose der Fresszellen. Einige Sonnenhut-Extrakte zeigen durch Echinacosid auch eine antioxidative Wirkung.
Auch Polysaccharide stimulieren die Phagozytose
Polysaccharide gewinnt man vor allem durch wässrige Extraktion, in alkoholischen Auszügen sind Polysaccharide wie Arabino-Rhamno-Galaktane und Heteroxylane nur auszugsweise vorhanden: Einige Polysaccharide hemmen in Versuchen zum Beispiel ein Enzym namens Hyaluronidase, welches die Hyaluronsäure im Bindegewebe abbaut. Andere Arabino-Galaktane aktivieren dagegen wiederum die verfressenen Fresszellen. Die Makrophagen produzieren wiederum TNF-alpha und Interleukine. Interleukine gehören wie TNF zu den Cytokinen, als körpereigene Botenstoffe bewegen Interleukine zum Beispiel Granulozyten dazu, ins Blut auszuwandern.
Der Sonnenhut hat mit ätherischen Ölen nicht viel am Hut
Gegenüber der Heilpflanze Kamille aus der Familie der Korbblütengewächse enthalten Sonnenhüte nur wenig ätherisches Öl: Die typischen Öl-Komponenten wie Caryophyllen, Myrcen und Pinen machen oft weniger als 0,1 Prozent aus. Trotz aller bisherigen wissenschaftlichen Studien wurde noch nicht zweifelsfrei nachgewiesen, ob die das Immunsystem stärkenden Wirkstoffe des Sonnenhuts einen Schutz gegen Erkältungen bieten; beim Menschen gegen Grippe, Husten und Schnupfen wirklich wirken. Denn auch der Glaube kann Erkältungen verkürzen: In einer wissenschaftlichen Studie mit Scheinmedikamenten (Placebo), erkrankten Patienten, die an die Wirkung von Echinacea-Tabletten glaubten, nicht so schwer, obwohl die Patienten nur Placebo-Tabletten erhielten.