Das Kosmetikseminar für Krebspatientinnen unterstützt krebskranke Frauen in Therapie dabei, ihr Selbstwertgefühl und ihre Lebensfreude zurückzugewinnen.
„Jeder hat etwas Schönes, entweder es sind die Augen oder es ist der Mund, aber irgend etwas gibt es immer, das wir betonen können!“ Mit diesen Worten leitet Kosmetikerin Carmen Lutz am 13. September 2012 ein DKMS LIFE Seminar ein. Es soll Krebspatientinnen, die sich gerade in einer Therapie befinden, dabei helfen, ihr seelisches Wohlbefinden wiederzuerlangen. Die Idee ist einfach: Sich wohl fühlen fördert das Selbstwertgefühl und so den Heilungsprozess und die Gesundheit. Aber wer Heilung am dringendsten braucht, dem fehlt es gerade häufig an diesem Wohlgefühl. Das bestätigen auch die sechs Frauen, die zu diesem Seminar im Pforzheimer Siloah-Familienzentrum gekommen sind. Eine davon ist die 46-jährige Bärbel Edinger aus Königsbach-Stein.
Vor nur acht Wochen ertastete sie in ihrer linken Brust einen Knoten. Bärbel fragte ihren Mann, ob er an dieser Stelle auch etwas spüre, doch er verneinte. „Aber ich war mir ganz sicher, dass ich da etwas habe!“, erzählt Bärbel. Dann ging alles ganz schnell: Der Frauenarzt untersuchte ihre Brust und fand im Ultraschall den Knoten, der sich in den Milchgängen ihrer Brustdrüse gebildet hatte. Er entnahm eine Gewebsprobe. Das Ergebnis: bösartig. Es waren sogar schon zwei Lymphdrüsen betroffen.
Krebs – und plötzlich ist nichts mehr wie zuvor
„Von da an hörte die Welt auf, sich zu drehen!“, erzählt Bärbel. Die vierfache Mutter wurde von dieser Diagnose vollkommen lahmgelegt. „Plötzlich ging es nicht mehr darum, dass ich im Familienverband funktioniere, sondern dass ich mich um diese Krankheit kümmere“, erzählt sie. „Von heute auf Morgen stand mein Leben völlig auf dem Kopf!“
Bärbel wurde noch in der gleichen Woche operiert. Ihr wurde das verkrebste Brustgewebe mit den betroffenen Lymphdrüsen entfernt. Nachdem die Ärzte das Gewebe histologisch untersucht hatten, waren sie nicht mehr sicher, alles erwischt zu haben. „Drei Tage nach dem ersten Eingriff operierten sie noch einmal nach“, erzählt Bärbel. Zwölf Tage war sie im Krankenhaus, dann bekam sie ihre erste von sechs Chemotherapien. Sie vertrug sie so schlecht, dass sie einen weiteren Tag im Krankenhaus bleiben musste.
Als Bärbel wieder zuhause war, konnte sie nicht viel für die Familie tun. „Damit mussten sich alle arrangieren“, sagt sie. „Aber wir sind eine Familie, die sehr intensiv lebt. Wir sind sehr gläubig. Das hilft nicht nur mir, das hilft auch den Kindern, die ja nicht so recht wissen, wie sie mit meiner Krankheit umgehen sollen.“ Doch Bärbel ermutigt ihre Kinder, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. „Krankheit und Tod gehören zum Leben. Man sollte diese Themen nirgendwo ausgrenzen!“
Mit dem DKMS LIFE Seminar zu mehr Wohlbefinden
Mit der zweiten Chemotherapie fielen Bärbel die Haare aus. Die sonst eher uneitle Frau kaufte sich ein paar farblich auf ihre Garderobe abgestimmte Mützen und Kappen. Als ihr angeboten wurde, das DKMS LIFE-Kosemtikseminar zu besuchen, sagte sie spontan zu. „Ich schminke mich sonst überhaupt nicht, ich wusste gar nicht, wie das geht!“, lacht sie. Im Seminar bekam sie nicht nur Tipps von einem Profi, sondern auch eine riesige Tasche mit Kosmetikprodukten im Wert von mehreren Hundert Euro zum ausprobieren. „Immer mehr Firmen beteiligen sich an diesem Programm und stellen uns ihre Produkte zur Verfügung“, erzählt Douglas-Kosmetikerin Carmen Lutz.
Seit 2008 unterstützt Douglas als Hauptsponsor die Arbeit von DKMS LIFE, die krebskranken Frauen im Rahmen kostenfreier Kosmetikseminare hilft, mit den äußerlichen Folgen ihrer Erkrankung und deren Therapie besser umzugehen. Seit Beginn der Kooperation haben Douglas-Mitarbeiterinnen wie Carmen Lutz Hunderte von Kosmetikseminaren für DKMS LIFE durchgeführt.
Von der Hautreinigung zum großen Make-up
In diesem etwa eineinhalbstündigen Seminar in Pforzheim spricht Carmen von der richtigen Hautreinigung, von den insgesamt 16 Hauttypen, die es gibt, von Augencremes, Lichtschutzfaktoren und Tagespflege. Danach demonstriert sie, wie ein gutes Make-up aussehen sollte und schminkt eine Kollegin. Bärbel Edinger macht zunächst zögernd, dann aber begeistert mit. Vorsichtig trägt sie das erste Make-up ihres Lebens auf und ist erstaunt, als sie sich danach im Spiegel sieht: Mit Grundierung, Rouge, Lidschatten, Wimperntusche und Lippenstift wirkt sie tatsächlich frischer, jünger und lebensbejahender als noch zu Beginn der Veranstaltung. „Super“, findet sie und strahlt. Es ist ganz offensichtlich, wie sehr sie sich jetzt gefällt. „Wenn man plötzlich Krebs bekommt, ist alles depressiv und davon überschattet. Alle gehen vorsichtig mit einem um. Aber hier sind wir jetzt ausgelassen und fröhlich!“
„Immer wenn wir uns hübsch machen, verschwindet auch die Niedergeschlagenheit“, weiß Kosmetikerin Carmen Lutz, die von der Parfümerie Douglas in Pforzheim eigens für dieses Seminar freigestellt wurde. „Und die positive Lebenseinstellung hilft im Kampf gegen den Krebs.“ Auch Bärbel zieht viel Gutes aus dieser Veranstaltung: „Sie hat meiner Seele gut getan, deshalb ist sie auch gut für meinen Körper!“ Dennoch wird Bärbel noch viel Kraft und Gottvertrauen brauchen können: Nach weiteren vier Chemotherapien muss sie noch 50 Tage lang täglich bestrahlt werden.