Hildegard von Bingen und das Urgetreide für gute Laune. Aus den medizinischen Schriften der Mystikerin Hildegard von Bingen sind Grundsätze für eine gesunde Ernährung abgeleitet worden. Im Mittelpunkt steht der Dinkel.
Ein Kochbuch im eigentlichen Sinne hat die um 1098 bei Alzey geborene Benediktinerin Hildegard von Bingen nie verfasst, doch es kursiert eine Fülle an Rezepten, die auf die Lehren der vielseitig begabten Mystikerin zurückgehen. Zu den Werken, die sie hinterließ, zählen zum Beispiel zwei Schriften medizinischen Inhalts. Bekannt sind die Bücher als „Physica“, als „Naturkunde“ und als „Causae et curae“, als „Heilkunde“.
Lebensmittel und ihre Wirkung auf Körper und Geist
In diesen schriftlichen Dokumenten, die sie in Latein einem Sekretär diktierte, hat sie Grundsätze für eine bis heute gültige Ernährungsheilkunde aufgezeigt. Ausführlich hat sie den Reichtum und die Heilkräfte der damals zur Verfügung stehenden Lebensmittel und deren Wirkung auf Körper und Gemüt beschrieben. Daraus wurden zu späteren Zeiten Regeln zu einer bis heute sinnvollen und gültigen gesunden Ernährung abgeleitet. Sie basiert auf den Begriffen der Viriditas – der Lebenskraft, die Kraft des Grünens und der Subtilität, dem Heilwert der Lebensmittel.
Die Mächtigen ließen sich von Hildegard beraten
Gelehrte und die Mächtigen der damaligen Welt lauschten begierig den Ratschlägen der kenntnisreichen Äbtissin. Bischöfe, Könige und auch der Papst hörten auf ihr Wort und Hildegard reiste viel umher, um ihre Ansichten den einfachen Menschen in den Städten und Dörfern zu vermitteln.
Das Urgetreide Dinkel steht im Mittelpunkt
Das wichtigste Lebensmittel ist für Hildegard das Urgetreide gewesen, der Dinkel, der alles enthält, was der Mensch zum Leben benötigt: Eiweiß und Kohlehydrate, Fette, Mineralien, Spurenelemente und die sogenannten sekundären Inhaltsstoffe wie der Heilstoff Rhodanid. Dinkel gilt als das einzige Lebensmittel, das keine Allergien auslöst. Der feste Spelz schützt das Korn vor schädlichen Umweltgiften.
„Dinkel ist das beste Getreide. Es wirkt wärmend und fettend, ist hochwertig und milder als alle anderen Getreidekörner. Wer Dinkel isst, bildet gutes Fleisch, Dinkel führt zu einem rechten Blut, gibt ein fröhliches Gemüt und die Gabe des Frohsinns“, soll Hildegard gesagt haben. Dinkel galt lange Zeit als das Hauptlebensmittel der Schwaben, dem diese ihre sprichwörtliche Schaffenskraft verdanken sollen. Städtenamen wie Dinkelsbühl erinnern bis heute an die Tradition des Dinkelanbaus in Süddeutschland. Wegen eines im Vergleich zum Weizen geringen Ertrags wurde Dinkel in den vergangenen Jahrhunderten mehr und mehr von ergiebigeren Getreidesorten verdrängt. Erst durch die Wiederbelebung der Heilkunde von Hildegard von Bingen und dem zunehmenden Trend zu gesunden und unbelasteten Getreiden wurde Dinkel wieder verstärkt angebaut und in den Handel gebracht.
Dinkel zur Entschlackung
Es gibt Dinkelmehl und Dinkelschrot, Dinkelkernotto- das ist geschälter Dinkel- und auch Dinkelkaffee mit einer Fülle an Zubereitungsmöglichkeiten. Hildegard von Bingen empfiehlt zur Entgiftung und Entschlackung des Körpers regelmäßige Kuren, bei denen über drei Wochen hinweg nur Dinkel kombiniert mit Obst und Gemüse verzehrt wird.
Dinkel- Kekse gegen die Traurigkeit
Als Mittel gegen die Traurigkeit empfiehlt die Hildegard von Bingen Küche Kekse aus Dinkelmehl, die alle Bitternis des Herzens und der Gedanken vertreiben soll, wie es heißt.
Dazu mischt man 45 Gramm Muskatnusspulver, 45 Gramm Zimt und 10 Gramm Gewürznelkenpulver mit 1000 Gramm Dinkelmehl, 500 Gramm geriebenen Mandeln oder Haselnüssen, 500 Gramm Butter, vier Eiern und 300 Gramm Rohrzucker zu einem etwas weichen Knetteig. Man setzt ihn nach einer Kühlphase in Häufchen aufs Blech oder sticht Plätzchen aus und backt sie bei 190 Grad etwa 25 Minuten lang.