Kurze Beschreibung des Spektrums aller kreationistischen Weltanschauungen, von den fundamentalistischen bis zu den moderatesten.
Seit dem Aufstieg der Evolutionstheorie in die moderne Wissenschaft haben sich viele Gegentheorien etabliert, welche alle eine Alternative zur naturalistischen Evolution mit einem religiösen Hintergrund anbieten. Diese Schöpfungstheorien, auch als Kreationismus bekannt, sind jedoch sehr unterschiedlich.
Man solle nicht glauben, dass es so etwas wie DEN Kreationismus gibt. Vielmehr haben sich bei den Gegnern von Darwins Evolutionstheorie alle möglichen Vorstellungen über die Beschaffenheit der Erde und die Entstehung des Lebens gebildet. Diese Formen und Arten des Kreationismus lassen sich entlang eines gewissen Spektrums einordnen, wobei die Inhalte der Theorien von wortwörtlichen Interpretationen der heiligen Schriften bis hin zu sehr moderaten Kreationisten reichen, die sich selbst wohl nie als solche bezeichnen lassen würden.
Flache-Erde-Kreationimus
Die wohl krasseste Form des Kreationismus ist die in früheren Zeitaltern üblich gewesene Weltanschauung, dass die Erde flach sei, und nicht etwa ein runder Planet. Anhänger dieser Theorie berufen sich vor allem auf den Schöpfungsbericht im ersten Kapitel der Bibel, in dem steht: „Da machte Gott eine Feste und schied das Wasser über der Feste von dem Wasser unter der Feste Und es geschah so. Und Gott nannte die Feste Himmel.“ (1. Mose 1, 7-8) Es gibt nur sehr wenige Anhänger dieser Theorie. Allerdings werden sie in den USA noch immer durch eine Organisation repräsentiert, der sogennanten Flat Earth Society.
Bekannte Vertreter: Daniel Shenton.
Geozentrismus
Geozentristen akzeptieren zwar, dass die Erde ein Planet und keine Scheibe ist, weigern sich aber, die Sonne als das Zentrum des Sonnensystems anzusehen. Tatsächlich halten sie die Erde für dessen Mittelpunkt, und oft gilt das bei ihnen auch für das gesamte Universum. Geozentristen gehen dabei von einer alten hebräischen Kosmologie aus. Die Vertreter des geozentrischen Kreationismus können sich auch hier auf zahlreiche Bibelverse berufen, wie etwa: „Er hat den Erdkreis gegründet, dass er nicht wankt.“ (Psalm 93)
Bekannte Vertreter: Tom Willis
Junge-Erde-Kreationismus
Eine schon sehr viel häufigere Form des Kreationismus. Junge-Erde-Kreationisten nehmen den Schöpfungsbericht der Bibel wörtlich, nach dem die Erde innerhalb von nur 6 Tage erschaffen wurde. Das ungefähre Alter der Erde, welches sie nicht älter als 10.000 Jahre schätzen, leiten sie aus den Altersangaben der Patriarchen sowie den geschichtlichen Ereignissen der Bibel ab. Vor allem in den USA ist diese Form des Kreationismus weit verbreitet, laut Umfrage glauben bis zu 40% aller Amerikaner an eine Schöpfung durch Gott innerhalb der letzten 10.000 Jahre. Dort können Kreationisten viel finanzielle Unterstützung durch religiöse Gemeinden erfahren und so bemerkenswerte Projekte wie etwa Schöpfungsmuseen aufbauen.
Bekannte Vertreter: Henry Morris, Ken Ham
Omphalus-Argument
Manche Vertreter der Theorie einer jungen Erde erkennen die wissenschaftlichen Belege für eine alte Erde zwar an (wie z..B. Fossilien und Gesteinsschichten), meinen jedoch, dass Gott die Menschen getäuscht hat, indem er gefälschte Beweise erschuf und so die Erde hat viel älter aussehen lassen, als sie in Wahrheit ist.
Alte-Erde-Kreationismus
Diese Art von Kreationismus ist wissenschaftsfreundlicher, weil sie anerkennt, dass die Erde über 4 Milliarden Jahre alt ist. Trotzdem bestehen auch die Alterde-Kreationisten darauf, dass alle Lebewesen in ihrer jetzigen Form von Gott erschaffen wurden, und zwar vor Milliarden von Jahren, ohne sich verändert zu haben. Besonders oft thematisieren sie Lücken im Fossilbestand mit der Absicht, auf das Fehlen von Übergangsformen zu deuten. Diese Richtung des Kreationismus ist vor allem in der islamischen Welt verbreitet, da der Koran keine Angaben über das Alter der Erde macht und so die wissenschaftliche Sicht auf das Erdalter akzeptiert wird. Aber auch manche Christen vertreten diese Ansicht, indem sie die 6 Schöpfungstage nicht als richtige 24-Stunden-Tage deuten, sondern in ihnen lange Zeiträume, gleich Erdzeitaltern, sehen.
Bekannte Vertreter: Harun Yahya, Greg Neyman.
Intelligent Design (ID)
Sehr junge Strömung des Kreationismus, welcher wesentlich wissenschaftlicher agiert und auch schon von Wissenschaftlern propagiert worden ist. ID akzeptiert das hohe Alter der Erde als auch die Entwicklungsgeschichte der Arten. Allerdings kritisiert ID Annahmen der Evolutionstheorie über die einzelnen Mechanismen der Evolution, welche laut Ansicht ihrer Vertreter nicht durch Zufall passieren konnten. Oft wird auf die nicht reduzierbare Komplexität von Zellstrukturen hingewiesen und dabei die Schlussfolgerung gezogen, dass ein intelligenter Gestalter am Evolutionsprozess mitgewirkt haben muss. ID war in den USA bereits derart erfolgreich, dass vor Gerichten über die Änderung von Schulplänen gestritten wurde. Der ehemalige US-Präsident George W. Bush kommentierte dies wie folgt: „Let them teach both sides.“
Bekannte Vertreter: Michael Behe, William Paley
Theistische Evolutionisten
Manche Gruppen wollen auch keinen Widerspruch zwischen Evolution und Schöpfung erkannt haben. Vielmehr versuchen Anhänger der theistischen Evolution, eine harmonische Beziehung zwischen den Weltanschauungen aufzubauen. Ihrer Ansicht nach hat Gott die Evolution als Werkzeug für die Schöpfung benutzt, um auf der Erde Leben zu erschaffen. Diese Position wird u.a. von der katholischen Kirche vertreten, nach der das organische Leben als Materie durch Evolution entstand, die Seele jedoch von Gott geschaffen werde.
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Zu viel show der amerikaner