Gründe für eine rein pflanzliche Ernährung. Die Zahl der Menschen, die sich vegetarisch oder vegan ernähren, steigt ständig an. Ethische, ökologische und gesundheitliche Gründe sprechen dafür.
In den letzten zwanzig Jahren hat sich die Zahl der Vegetarier in Deutschland etwa verzehnfacht. Nach Schätzungen des Vegetarier-Bunds kommen wöchentlich 4000 bis 5000 Menschen dazu, die auf Fleisch und weitere tierische Produkte wie Milch oder Eier verzichten. Dabei sind die Frauen noch weit in der Überzahl. Nach durchschnittlich fünf Jahren geht eine gewisse, nicht näher bezifferte Anzahl der Vegetarier zu einer veganen Lebensweise über.
Der vegane Lebensstil
Veganer essen nichts, was von Tier stammt. Sie streichen neben Fleisch, Wurst und Fisch also auch Butter, Eier, Milch, Käse, Quark, Joghurt, Gelatine und Honig von ihrem Speiseplan und ersetzen diese durch pflanzliche Alternativen. Grundlage der Nahrung sind Obst und Gemüse, Getreide und Hülsenfrüchte, ergänzt durch Soja-Erzeugnisse. Der vegane Lebensstil umfasst neben der Ernährung auch den Verzicht auf weitere tierische Produkte wie Leder, Wolle und Seide. Auch Kosmetik und Reinigungsmittel für den Haushalt dürfen keine Inhaltsstoffe enthalten, die von Tier stammen. Statt die ethischen und ökologischen Motive dieser ständig wachsenden Minderheit anzuerkennen, gelten Veganer aber immer noch als Spinner, Chaoten oder lebensfremde Dogmatiker. Dieses Image, das zu Unrecht besteht, sollte sich aber in den nächsten Jahren ändern.
Ethische Motive für den Verzicht auf tierische Produkte
Veganer wollen nicht mitverantwortlich sein für die Ausbeutung, Massenhaltung und den Tod von Tieren im Schlachthaus. Nicht nur Schlachtvieh, auch Milchkühe und Legehennen leben unter tierquälerischen Bedingungen und werden, wenn ihre künstlich gesteigerte Produktivität nachlässt, ebenfalls geschlachtet. Mitleid mit den empfindungsfähigen Geschöpfen und Empörung über die unwürdigen Bedingungen, unter denen sie vegetieren und sterben müssen, bringen Menschen dazu, auf Fleisch zu verzichten. Es ist dann oft nur noch ein kleiner Schritt, auch die übrigen tierischen Erzeugnisse nicht mehr zu konsumieren, zumal es heute viele gute Ersatzprodukte pflanzlichen Ursprungs gibt.
Ökologische Vorteile der veganen Lebensweise
Veganer entlasten die Umwelt, denn die Produktion tierischer Lebensmittel verbraucht ein Vielfaches an Energie und Wasser im Vergleich zur Produktion von Pflanzennahrung. Global gesehen gehen bei der Erzeugung von Fleisch, Eiern und Milchprodukten 90 Prozent der pflanzlichen Energie verloren, ein Luxus, den der Mensch sich angesichts der steigenden und zum Teil hungernden Weltbevölkerung nicht länger leisten sollte.
Der Ernährungsstil beeinflusst auch die persönliche Klimabilanz. Ein typischer Fleischesser verursacht 1,82 Tonnen CO2 pro Jahr, ein Vegetarier weniger als die Hälfte, nämlich nur 0,65 bis 0,98 Tonnen, wie das Bayerische Landesamt für Umwelt ausgerechnet hat. Die Werte für Veganer liegen noch darunter, sind aber bisher nicht beziffert worden. Durch die Abholzung der Urwälder für Weideflächen und Futtermittelanbau und durch den hohen CO2-Ausstoß der Nutztiere wird die Klimabilanz negativ beeinflusst. Je mehr die Menschen pflanzliche Nahrung direkt und nicht auf dem Umweg über tierische Organismen konsumieren, desto positiver kann die globale Klimaentwicklung beeinflusst werden.
Gesundheitliche Motive der Veganer
Viele Studien belegen: Vegetarisch und vegan lebende Menschen sind gesünder als andere. Sie leiden seltener an Übergewicht, Diabetes, Gicht, hohem Blutdruck, erhöhten Cholesterinwerten, deren Folgeerkrankungen Schlaganfall und Herzinfarkt und bestimmten Krebsarten. Ein weit verbreitetes Vorurteil behauptet, dass der Verzicht auf tierische Nahrung Mangelerscheinungen verursacht und die Gesundheit gefährdet. Dies ist jedoch durch wissenschaftliche Erkenntnisse inzwischen widerlegt. Die neueste Studie der American Dietetic Association (ADA) von 2003 bezeichnet eine ausgewogene vegane Ernährung für alle Lebensphasen, einschließlich Schwangerschaft, Stillzeit, Kindheit und Pubertät, als „gesund“. Erfolgreiche Sportler, die sich vegan ernähren, beweisen, dass rein pflanzliche Kost den Organismus nicht schwächt: Alexander Dargatz war Bodybuilding-Weltmeister 2005, Carl Lewis mehrmaliger Olypiasieger Leichtathletik, Martina Navratilova war Weltranglistenerste im Tennis.
Der bei einigen Veganern festgestellte Mangel an Vitamin B12 kann durch entsprechende Nahrungsergänzung, Nährhefe oder mit Vitamin B12 angereicherte Produkte ausgeglichen werden. Der Gesundheitsgefährdung durch verdorbenes oder verseuchtes Fleisch (Gammelfleisch, Hormon-Rückstände, BSE) oder gelastete Milch (Baby-Milch-Skandal in China) setzen sich Veganer nicht aus. Sie nutzen eine Vielzahl von Ersatzprodukten und abwechslungsreichen Rezepten.