Hautlipide ändern in der kalten Jahreszeit das Fettsäure-Verhältnis.
Bei trockener Haut im Winter oder bei Neurodermitis kann sich das Fettsäure-Verhältnis im Ceramid 1 der Hornschicht ändern: Statt Linolsäure wird mehr Ölsäure eingebaut.
Xerotische Haut ist keine erotische Haut – vielmehr ist dann die arme Haut eine trockene Haut, denn das griechische Wörtlein xero bedeutet so viel wie trocken. Über zu trockene Haut ist man nicht gerade erbaut, denn sie ist oft spröde und schuppt, sie spannt und sie juckt. Viele Menschen leiden nur im Winter an trockener Haut, manche nur an problematischen T-Zonen, doch Patienten mit Neurodermitis und Schuppenflechte leiden oft ständig an trockener Haut. Ein Grund für zu trockene Haut ist, dass die arme Haut die so genannte Hautbarriere umhaut, man spricht auch von einer Hautbarrierestörung der Hornschicht. In der Hornschicht sind zwischen den Hornzellen so genannte interzelluläre Fettstoffe eingelagert: Lipide und Sphingolipide wie zum Beispiel die Ceramide, die sich bei trockener Haut verändern.
Ceramide sind wichtige Hornschicht-Lipide
Barriereaktive Stoffe sind für den Aufbau der Hautbarriereschicht in der Hornschicht unserer Haut verantwortlich. Ist die Hautbarriere gestört kann der so genannte transepidermale Wasserverlust TEWL (transepidermal water loss) steigen und die Haut austrocknen. Wichtige barriereaktive Stoffe sind die Ceramide unserer Haut, sie gehören als interzelluläre Fettstoffe zum Mörtel des Ziegelstein-Mörtel-Modells unserer Hornschicht (siehe Grafik). In den Ceramiden sind Fettsäuren mit dem Sphingoidbasenrest über eine Amidbindung verbunden, mit Fettsäuren die auch in Pflanzenölen vorkommen.
In der Hornschicht & in Ceramiden gibt es Fettsäuren wie in Pflanzenölen
Mittlerweile sind neun verschiedene Ceramid-Unterklassen in der Hornschicht unserer Haut klassifiziert worden. In den Ceramiden 1, 4 und 9 entdeckte man bei Untersuchungen menschlicher Haut als eingebaute Fettsäure das ehemalige Vitamin F: die Omega-6-Fettsäure Linolsäure. Ceramid 1 gilt momentan als das wichtigste Ceramid, obwohl es nur knapp 8 bis 9 Prozent der gesamten Ceramide ausmacht. Bei Ceramid 1 ist die Linolsäure als so genannte omega-Acylgruppe über eine Amidbindung an einen Sphingosinrest gebunden. Die eingebauten Fettsäuren bestimmen je nach der Länge der Fettsäureseitenkette und den Doppelbindungen zwischen den Kohlenstoff-Atomen die biophysikalischen Eigenschaften der Ceramid-Lipide in den Lipidmembranen. Zusätzlich kommt Linolsäure wie Ölsäure oder Stearinsäure noch ungebunden als freie Fettsäure in der Hornschicht vor.
Trockene Haut: Im Winter wird statt Linolsäure vermehrt Ölsäure in die Ceramide eingebaut
Vergleichende Untersuchungen an menschlicher Haut im Sommer und im Winter haben gezeigt, dass im Winter gegenüber dem Sommer in Ceramid 1 statt der zweifach ungesättigten Linolsäure die einfach ungesättigte Ölsäure eingebaut wird. Auch andere gesättigte Fettsäuren werden durch die Ölsäure ausgetauscht. Wird aber zu wenig Linolsäure in die Ceramide eingebaut, steigt der TEWL der Haut. Durch die Barrierstörung wird die Haut trocken, auch die Nägel und Haare können als Hautanhangsgebilde bei einem Linolsäure-Mangel in der Hornschicht leiden. Einen erhöhten TEWL mit reduzierten Ceramid-1-Anteilen findet man auch oft bei an Neurodermitis erkrankter Haut.
Linolsäurehaltige Pflanzenöle – Hautpflege von Innen und Außen
Ernährt man sich mit einer Diät ohne essentielle Fettsäuren wie die Linolsäure, baut sich wie bei der trockenen Haut im Winter körpereigene Ölsäure in das Ceramid 1 ein. Hinsichtlich der Ernährung können bei trockener Haut linolsäurehaltige Pflanzenöle in der Küche die Hautbarriere unterstützen. So enthalten hochwertige Speiseöle wie das Arganöl, Feigenkaktusöl oder Traubenkernöl bis zu 70 Prozent Linolsäure, Färberdistelöl sogar knapp 80 Prozent. Während ein großer Teil der über die Nahrung aufgenommenen Linolsäure zu anderen Metaboliten wie die Arachidonsäure verstoffwechselt wird, können kosmetische Pflanzenöle direkt für die Hautpflege aufgetragen werden. Auch hier bieten sich Arganöl, Feigenkaktusöl und Traubenkernöl an. Möchten Sie lieber Cremes oder Lotionen als Hautpflegemittel für die trockene Haut verwenden, sollten Sie darauf achten, dass das Hautpflegeprodukt für die Haut physiologisch verwertbare Fettsäuren enthält.