Zeugen aus Deutschlands Urzeit. Ihre hervorragend erhaltene Fossilien haben den Ruf der Grube Messel begründet. Dieses kurze Porträt stellt die wichtigsten vor.
Im Unterholz aktiv – die Urpferde
Gut 60 Exemplare der drei Arten Eurohippus parvulus, Propalaeotherium hassiacum und Hallensia matthesi haben die Ausgräber bis heute aus der Grube Messel geborgen. Durch ihren gedrungenen Körperbau konnten die Tiere wie die heutigen Ducker-Antilopen leicht durch das Unterholz schlüpfen. Auch ihre Ernährung ähnelte eher der der Antilopen. Die Zähne der Urpferde konnten nur weiches Laub statt harter Gräser kauen. Bei einigen Fossilien ist sogar der Mageninhalt erhalten geblieben. Aus ihm konnten die Forscher die letzte Mahlzeit des Tieres vor seinem Tod bestimmen. Sie bestand aus Laubblättern und Früchten wie zum Beispiel Weinbeeren. Besonders beeindruckend sind die Funde von trächtigen Stuten. In ihrem Unterleib sind noch die Knochen der Föten zu erkennen. Einen ähnlichen Fund gab es 1991 bei den Ausgrabungen im Eckfelder Maar in der Eifel.
Weitere Tiere aus dem Unterholz
Außer den Pferden lebten am Boden des Waldes auch kleine Raubtiere (Lepitiction und Lesmesodon), igelähnliche Insektenfresser (Macrocranion), Nagetiere (Ailuravus, Masillamys und Hartenbergeromys), Schuppentiere (Eomanis) und Vögel (zum Beispiel Gastornis, Palaeotis und Messelornis). Von einigen leben die nächsten Verwandten heute nur noch in Südostasien oder auf dem Amerikanischen Kontinent. Die Verbindungen zwischen den Erdteilen waren im Eozän demnach noch nicht vollständig unterbrochen.
Im Blätterdach des Waldes
In den Kronen der Bäume tummelten sich eine Menge weiterer Tiere. Sie besaßen alle Krallen an den Fingern und Zehen, um sich an den Ästen festklammern zu können. Eine Ausnahme bilden naturgemäß die Schlangen. Daneben war der Wald erfüllt vom Gesang unzähliger Vögel. Mehrere hundert Funde von Kleinvögeln lassen diesen Schluss zu. Die meisten von ihnen haben sich von Insekten oder Früchten ernährt. Ihre komplette Erhaltung mitsamt ihrem Federkleid machen sie zu einer besonderen Attraktion.
Ameisen als Leibgericht
Eine Besonderheit des Messeler Urwaldes sind seine Riesenameisen. Bis zu 16 Zentimeter konnten die Flügel dieser Tiere messen. So einen Happen konnten sich das Schuppentier, aber auch Ameisenbär oder andere Insektenfresser nicht entgehen lassen. Aber auch andere Insekten schwirrten durch das Blätterdach. Besondere Schmuckstücke sind Käfer mit buntschillernden Panzern. Der Ölschiefer hat die mikroskopisch feine Details der Flügeldecken erhalten. Das sich daran brechende Licht ruft das farbenprächtige Glänzen hervor. Sehr selten sind Funde von Spinnen. Sie konnten meist auf der Wasseroberfläche laufen und sich so ans Ufer retten.
Im, am und unter Wasser
Zwar waren die tiefen Wasserschichten lebensfeindlich. Doch nahe der Oberfläche tummelten sich Fische, Schildkröten und Krokodile. Besonders die Überreste der Panzerechsen imponieren durch ihre großen Zähne und dicken Schuppen. Insgesamt sechs verschiedene Arten lebten im und am See. Speziell die Gattung Asiatosuchus fällt durch ihre Größe auf. Bis zu fünf Meter können die Tiere lang geworden sein. Ihre Lebensweise ähnelte vermutlich den heutigen Nilkrokodilen. Am Ufer liegend lauerten die Krokodile ihrer Beute wie Urpferden oder anderen Urwaldtieren auf. Andere Arten wie Bergisuchus liefen auf der Suche nach Beute durch den Wald. Im Wasser suchte Buxolestes wie ein heutiger Fischotter seine Nahrung. Sie bestand vermutlich aus Fischen wie dem Schlammfisch Cyclurus, dem Knochenhecht Atractosteus oder Barschen der Gattungen Paleo-, Amphi– oder Rhenaoperca.
Leben im Luftraum
Die Luft ist der Lebensraum der Fledermäuse. Fehlen sie in anderen Fundstellen fast völlig sind sie in Messel die häufigsten Säugetiere. Die Fossilien haben fast alle volle Mägen. Sie sind ein Beweis für den Tod der Tiere während ihrer Beuteflüge. Die Skelette untersuchen die Forscher mit Röntgenstrahlen. Feinste Details können sie so sichtbar machen und auswerten. Die eozänen Fledermäuse konnten ihre Beute wie die heute lebenden mit einer Art Echolot aufspüren und fangen. Ob die Flattertiere zuerst geflogen und dann „geecho“-ortet haben oder erst „geecho“-ortet und dann geflogen, war bislang nicht geklärt. Anfang 2008 zeigte der Fund einer Fledermaus aus den USA, dass die Tiere erst fliegen konnten. Kurze Zeit später entwickelte sich die Möglichkeit mit Ultraschalllauten die Umgebung abzutasten. Auch in Messel weist die Art Palaeochiropteryx auf diese Reihenfolge der Anpassung hin.
Fossilien erleben
Die Funde aus über 40 Jahren wissenschaftlicher Grabungstätigkeit sind in drei Museen zu besichtigen.
Das Fossilien- und Heimatmuseum Messel im Ort Messel zeigt in seiner Dauerausstellung die Bergbaugeschichte und Originalfossilien.
Seit über 100 Jahren sammelt man im Hessischen Landesmuseum Darmstadt Funde aus der Grube Messel. Es besitzt die älteste und umfangreichste Sammlung dieser Fossilien.
Eine ebenfalls sehr umfangreiche Sammlung ist im Naturmuseum Senckenberg in Frankfurt zu sehen.
Am Rand der Grube Messel steht seit 2005 eine Info-Station. Hier gibt es Informationen zum Messelmaar und können Führungen in die Grube gebucht werden.