Die symptothermale Verhütungsmethode bietet bei korrekter Anwendung die gleiche Sicherheit wie eine Antibabypille – ganz ohne hormonelle Nebenwirkungen.
Viele Frauen beklagen sich darüber, keine geeignete Art der Empfängnisverhütung für sich zu finden. Die Auswahl an unterschiedlichen Methoden ist jedenfalls reichlich: Es gibt natürliche, mechanische, hormonelle, chemische, chirurgische und pflanzliche Verhütungsmethoden – und nicht alle eignen sich gleichermaßen für die „sichere“ Empfängnisverhütung. Eine Form der natürlichen Methoden stellt die symptothermale Verhütungsmethode dar, welche – eine korrekte Anwendung vorausgesetzt – mit einem Pearl-Index von 0,4 Prozent die gleiche Sicherheit bietet, wie es eine Antibabypille tut. Nebenwirkungen, wie ein erhöhtes Brustkrebs- und Thrombose-Risiko, Kopfschmerzen, Zwischenblutungen, Libidoverlust et cetera, die vor allem bei Pilleneinnahme häufig auftreten können, sind damit keine Themen mehr.
Die Bestimmung des Eisprungs und der „kritischen Tage“
Im Zentrum dieser Methode steht das physiologische Faktum, dass die weibliche Eizelle nach dem Eisprung höchstens 12 bis 18 Stunden befruchtungsfähig ist und zugrunde geht, wenn sie innerhalb dieser Zeitspanne auf keine männliche Samenzelle trifft. Allerdings, und das setzt das Wissen um den eigenen Körper und die genaue Deutung seiner Signale voraus, ist es daher wichtig, den Zeitpunkt des Eisprungs, der meist ungefähr in der Mitte des weiblichen Zyklus stattfindet, konkret bestimmen zu können. Denn bereits drei bis fünf Tage vor dem Eisprung können sich Samenzellen im Zervixschleim der Frau einnisten und auf den Eisprung „warten“. Dies ergibt die sogenannten „kritischen Tage“, an welchen an zusätzliche Verhütungsmittel wie beispielsweise Kondome gedacht werden sollte.
Messen der Basaltemperatur
Die Frau misst täglich morgens ihre Basaltemperatur mit einem (Digital-)Thermometer und legt eine Temperaturkurve an, die bei genauer Auswertung aussagekräftig ist. Denn in der Zeit um den Eisprung ist eine minimale Erhöhung der Körpertemperatur zu beobachten. Da diese als „Temperaturmethode“ bekannte Technik für sich alleine angewendet allerdings zu den sehr unsicheren Empfängnisverhütungsmethoden gezählt wird, ist es, um die hohe Sicherheit der symptothermalen Methode zu gewährleisten, wichtig, weitere körperliche Vorgänge wahrzunehmen und fachgerecht zu interpretieren. Es sollte jedenfalls mindestens ein weiteres Symptom zur täglichen Temperaturmessung hinzugezogen werden.
Weitere Symptome, die den Eisprung ankündigen
Die Beobachtung der Qualität und der Quantität des Zervixschleims, die sich im Laufe des Zyklus und vor allem in der Zeit um den Eisprung offensichtlich verändern, eignet sich weiters zur zeitlichen Festlegung der „kritischen Tage“. Eine weitere (Überprüfungs-)Möglichkeit stellt das Abtasten des Gebärmutterhalses dar. Vor allem dieses Abtasten setzt die Erfahrung der Frau über mehrere Zyklen hinweg voraus und ist kein unbedingtes Muss dieser Verhütungsmethode. Zusätzlich wird eine Frau, die mittels dieser Methode verhüten möchte, ihren Körper intensiver wahrnehmen und dementsprechend weitere Anzeichen der Veränderungen ihres Körpers bemerken. Beispielsweise kann ein Ziehen im Unterleib um die Zeit des Eisprungs denselben ankündigen, die Brüste können leicht schmerzen und zudem wird oft ein deutlicher Libidoanstieg wahrgenommen.
Aufzeichung und Auswertung der Signale des weiblichen Körpers
Diese, von der Frau täglich wahrgenommenen körperlichen Signale werden entweder in einem Zyklusblatt, das online zum Download erhältlich ist, eingetragen oder mittels eines Verhütungscomputers festgehalten. Empfehlenswert sind darüber hinaus elektronische Zykluskurvenprogramme. Die Form, in welcher die Aufzeichnungen festgehalten werden, variiert von Frau zu Frau; jedenfalls tragen die technischen Spielereien in Form von Verhütungscomputern maßgeblich dazu bei, die symptothermale Methode interessanter zu machen. Der Verhütungscomputer sollte allerdings nicht die einzige Form der Aufzeichnung sein, denn jedes technische Gerät kann defekt werden.
Die symptothermale Methode bei (unerfülltem) Kinderwunsch
Das Wissen über den konkreten Zeitpunkt des Eisprungs der Frau ermöglicht es einerseits jedem Paar nicht nur, eine Befruchtung zu verhindern, sondern gibt ihm andererseits auch die Chance, die Zeit der sogenannten „gemeinsamen Fruchtbarkeit“ optimal nutzen und genießen zu können. Durch die Beobachtung der Symptome des weiblichen Körpers kann der Geschlechtsverkehr darauf abgestimmt und dem jeweiligen Paar ein positives Gefühl vermittelt werden. Laut myNFP ist es wissenschaftlich erwiesen, dass die symptothermale Methode die Chancen auf eine Schwangerschaft innerhalb eines halben Jahres von nur 28 auf 85 Prozent erhöhen kann. Darüber hinaus liefern die genauen Zyklusaufzeichnungen wertvolle Informationen für den betreuenden Gynäkologen, wenn es doch mehrere Zyklen dauern sollte, bis sich die erhoffte Schwangerschaft einstellt.
Natürliche Verhütung ohne Hormone und gynäkologische Eingriffe
Jedoch hat auch diese Verhütungsmethode ihre Schwachpunkte, und so hat ein Paar, das keinen Kinderwunsch hegt, während der „kritischen Tage“ darauf zu achten, für weitere Verhütung zu sorgen. Andererseits offenbaren sich einer Frau bei Nutzung dieser Methode einige Vorteile: Sie lernt ihren eigenen Körper besser kennen, achtet möglicherweise vermehrt auf eine gesündere und ausgewogenere Lebensgestaltung und erlebt zusammen mit dem Partner gemeinsame Sexualität intensiver. Die hohe Sicherheit dieser Empfängnisverhütung und das Faktum, dass sie wissenschaftlich erforscht und weiterentwickelt wird, lassen die symptothermale Methode jedenfalls zu einer wichtigen und interessanten Alternative zu Pille, Spirale et cetera werden.