Stottern führt zu Isolation und Entwicklungsverzögerungen. Sabine Schütz hilft den Betroffenen mit ihrer Therapie innerhalb von nur drei Wochen. Mit Erfolg.
„Mit Stottern leben lernen …“ – genau dies ist nicht das Ziel der Stottertherapie von Sabine Schütz aus Bad Marienberg. Ihr Therapiekonzept ist darauf ausgelegt, den Stotterpatienten beizubringen, wie durch eine gezielte Zwerchfellatmung und mittels der Unterbindung von Sprechblockaden ein Leben frei von Stottern und ohne jegliche Sprachprobleme möglich wird. Die Therapie wird für 10- bis 25-Jährige angeboten.
Stottern belastet und zieht weitere Krankheiten nach sich
Stottern hat enorme Auswirkungen auf die soziale und persönliche Entwicklung eines jeden Betroffenen. Nicht nur die Sprachmotorik ist betroffen, sondern auch die Wortschatzentwicklung wird eingeschränkt. Die seelischen Verletzungen der Kinder und Jugendlichen sind enorm und Ausgrenzung, Mobbing und Zurückweisungen sind an der Tagesordnung. Stottern ist also nicht nur ein Sprachproblem, sondern zieht umfassende seelische Erkrankungen nach sich, die sich in Depressionen, Verhaltensstörungen und mangelndem Selbstwertgefühl äußern.
Neueste Forschungserkenntnisse zeigen, dass die Ursachen des Stotterns in der Neurophysiologie zu finden sind, da deutliche Koordinationsstörungen fehlerhafte und massiv automatisierte Sprechmuster auslösen. Ebenso feinmotorische Abläufe sind davon betroffen. Am deutlichsten ist die Problematik des Stotterns am Angstpegel der jeweiligen Person messbar. Beispielsweise ist die Furcht vor Einkäufen bei Stotternden ähnlich hoch wie bei nicht Betroffenen, die eben erfahren haben, dass sie an einer tödlichen Krankheit leiden.
Das D.E.L.P.H.I.N.-Projekt: ein neuer Ansatz in der Stottertherapie
Sabine Schütz setzt mit ihrer Stottertherapie auf eine schrittweise Überwindung der Sprachstörung in mehreren Etappen. Nach und nach bringt die Logopädin ihren Schützlingen bei, wie sie durch eine korrekte Zwerchfellatmung und ein gezieltes Abwehren der Blockaden wieder ohne Stottern normal sprechen lernen. Dabei geht sie nach dem sogenannten D.E.L.P.H.I.N.-Prinzip vor:
D – Deblockierungs-Impuls
E – Entspannung nach Jacobson
L – Logopädie
P – Phonetik
H – Hör- und Wahrnehmungstraining
I – Intensität
N – Nasaler Schwingungsakzent
Mit dem sogenannten Deblockierungs-Impuls wird ein Auftreten von Sprechblockaden unmittelbar unterbunden. Hierfür werden zusätzlich nasale Schwingungsakzente eingesetzt. Die Kursteilnehmer bekommen eine Anleitung, wie sie sich mittels einer abgestimmten Phonation in einem korrekten Atemrhythmus auch unter stressbedingten Gegebenheiten richtig verhalten. Die intensive Therapie, die drei Wochen und jeweils den kompletten Tag lang andauert, ist nach der Behandlungszeit nicht beendet. Vielmehr werden über Monate hinweg die erlernten Methoden trainiert. Und das immer, in jeder Situation, ob zu Hause oder außerhalb der eigenen vier Wände.
Die Unterstützung der Angehörigen und Freunde ist hierbei von immenser Bedeutung. Auch die Schule wird in die Therapie mit einbezogen. Die Lehrer bekommen einen Bericht über die Stottertherapie ausgehändigt und es wird ein Trainingsvortrag, das sogenannte „Outing-Referat“, vor der Klasse abgehalten. Dieses dient einer umfassenden Aufklärung und der ungemein wichtigen Übung der neuen Sprechweise vor der Klasse – mit dem Ziel des automatisierten Sprechens ohne Stottern in jeder Situation.
Die PME – Progressive Muskelentspannung nach Jacobson
Die psychischen Belastungen, die Stress- und Angstzustände führen im Körper der Stotternden zu erhöhten Muskelanspannungen von einzelnen oder gar allen Muskeln. Über kurze Zeit wäre dies für den Körper nicht problematisch, durch das Stottern und die damit verbundenen Blockaden werden die Muskeln allerdings einer permanenten Kontraktion ausgesetzt. Dies führt auf Dauer zu ernsthaften Schmerz- und Erschöpfungszuständen. Die PME zielt darauf ab, die verspannten Muskelpartien wieder zu entspannen. Hierbei werden die einzelnen Muskeln bewusst angespannt, um sie dann ebenso bewusst wieder zu entkrampfen. Durch dieses Training wird die Körperwahrnehmung der Kursteilnehmer gezielt geschult, um langfristig eine Automatisierung dieser Abläufe zu erreichen.
Trommeln hilft beim Koordinationstraining
Die Feinmotorik ist bei den Betroffenen oft deutlich eingeschränkt. Im Rahmen der Stottertherapie wird das Europäische Trommeln als unterstützende Methode eingesetzt, um die auftretenden Koordinationsprobleme zu beheben. Europäisches Trommeln deshalb, weil hierbei nicht wie beim Afrikanischen Trommeln nur eine Hand, sondern beide Hände und somit beide Gehirnhälften zum Einsatz kommen. Dies fordert immens die Konzentration und durch den vibrierenden Sound und die Schwingungen wird eine wohltuende Wirkung auf den Solar-Plexus ausgeübt. Das Gehirn, die Hände und die Emotionen werden gleichermaßen angesprochen und der Teamgeist innerhalb der Therapiegruppe wird gefördert. Bei langfristigen Übungseinheiten – auch über die Intensivtherapie hinaus – wurden deutliche Verbesserungen der Koordinations- und Sprechfähigkeiten beobachtet.
Muss die Stottertherapie selbst bezahlt werden?
Die anfallenden Kosten für die Stottertherapie und die Koordinationstherapie (die Stunden für die Ergotherapie) werden von den Krankenkassen übernommen. Die Verpflegung und Unterkunft müssen allerdings selbst bezahlt werden, ebenso die Unkosten für das Europäische Trommeln. Vereinzelte Krankenkassen übernehmen auch die Kosten für die Progressive Muskelentspannung nicht. Hierbei sollte vorher bei der Kasse angefragt werden.