Man zählt etwa 100.000 Deutsche die aktuell an der Spielsucht leiden. Oft verlieren sie ihr ganzes Hab und Gut. Wie gefährlich ist diese Krankheit?
„Spielsucht“ nennt man sie in der Umgangssprache und „Pathologisches Spielen“ in der Fachsprache. Viele Familien, Paare und alleinstehende Menschen kratzen an ihrer Existenz, weil sie dem Reiz des Spiels verfallen sind. Oftmals ist es nur der nette Familienvater von nebenan, oder die charmante ältere Dame aus der Bäckerei, welche ihr ganzes Vermögen in klimpernde Spielautomaten oder in hitzige Roulette-Partien stecken. Diese gefährliche Affinität der Betroffenen, wird oft vor dem Rest der Familie oder Freunden geheim gehalten. Erst wenn das Konto schlagartig riesige Summen im Minusbereich vorweist, kommt das Thema zur Sprache. Zu diesem Zeitpunkt scheint es in der Regel zu spät, um sich von dem immensen Schuldenberg noch länger befreien zu können.
Wo spielsuchtgefährdete Menschen ihre Neigungen ausleben
Die sogenannten „Spielstätten“ ergeben sich durch die mittlerweile zahlreich erbauten Casinos. In jeder Stadt findet man mindestens eine Spielbank, welche die nötigen Automaten bereitstellt. Doch nicht nur Spielautomaten sorgen für Spaß und Verlust. Das klassische Spiel wie Roulette, Black Jack, Poker oder Baccara, bei dem die Hasardeure in direktem Kontakt zu den Croupiers stehen die das Spiel leiten, erfreut sich an großer Beliebtheit. Meist wird auf eine feine Abendgarderobe hingewiesen und in manch einem Casino wie beispielsweise im Casino an der Hohensyburg in Dortmund, trifft man auf berühmte Persönlichkeiten.
Die Symptome der Spielsucht
Eine einfache Verabredung mit ein paar Bekannten, bei der auch mal das Glücksspiel ausgetestet werden soll, kann bei Einzelnen zu einer Suchtgefahr hinauslaufen. So besucht ein Familienvater, nachdem er das letzte Wochenende so begeistert von der „Atmosphäre“ war, die nächste Woche denselben Spielsalon noch einmal. Bald wird die Visite zum Alltag und kann kaum noch kontrolliert werden. Oft geht der Spielende mit einem unglaublichen Optimismus an die Sache ran und erfüllt sein Gefühl, welches einem Höhenflug gleichkommt, mit kleinen Gewinnen. In der ersten Phase wird mit den Gewinnen gespielt und Einsätze werden Schritt für Schritt erhöht.
Schon bald genügt dieses „Anfängerspiel“ nicht mehr und man möchte riesige Summen an Geld als Preis davontragen. Die Gedanken kreisen einzig und allein nur noch um das Spiel und vernachlässigen wichtige andere Dinge im Leben. Aufgrund von ersten nachwirkenden Verlusten werden Kredite aufgenommen oder Freunde müssen für die Gier des Suchtunterliegenden bürgen. Zudem werden sich Techniken ausgemalt, die das Spiel zugunsten des Spielenden verändern könnten. So erweist sich der Spielautomat ganz rechts, als gewinnreicher im Gegensatz zu dem Spielautomaten ganz links. Bei dem klassischen Spiel bilden sich häufig männliche „Zocker“ ein, die Frau in ihrer Nähe würde ihnen Glück bringen. Bestätigt sich dieser Gedanke in den ersten Spielen, wird die auserwählte weibliche Person oft ins Spiel mit einbezogen und eingeladen.
In der letzten Phase setzt die pure Verzweiflung ein. Verluste sollen durch Gewinne kompensiert werden und die Zurückzahlung der Schulden erweist sich als immer komplizierter. Die Beschaffung des Geldes mündet in illegale Handlungen und kann bei dem Betroffenen sogar in Suizid enden.
Beziehungsbrüche und Verlust des gesellschaftlichen Ansehens
Da sich Spielsüchtige oft vollkommen isolieren und auszahlende Glücksspielmaschinen echten sozialen Kontakten vorziehen, steht ihnen in den meisten Fällen niemand mehr bei, wenn es sich der Verzweiflungsphase zuneigt. Anstatt sich um nahestehende Freunde und die Familie zu kümmern, wird stundenlanges Spielen an den Tag gelegt.
Der Ehepartner kann den Rückzug des Gatten oder der Gattin aufgrund der Unwissenheit über die tatsächlichen Umstände nicht verstehen und reicht oftmals die Scheidung ein. Genauso häufig kommt es vor, wenn der Ehepartner die Karten auf den Tisch legt und zugibt finanziell in der Kreide zu stehen. Aus Angst davor auf der Straße zu stehen, packen die Partner ihre Koffer und verlassen die Suchtperson.
Auch auf der Arbeit verliert ein suchtgefährdeter Mensch sein zuvor hart erarbeitetes Ansehen. Teilweise muss mit Mobbing oder respektlosem Umgang seitens der Kollegen gerechnet werden. Noch schlimmer ist es, wenn der Betroffene eine Führungsposition inne hat und sein Image Berufswegen aufrecht erhalten muss. Aufgrund negativer Eigenschaften wie der Spielsucht, wenden sich viele Kunden von dem Unternehmen oder Sonstiges ab, weil sie befürchten, bei Einwilligung eines Vertrages, auf Dauer Verluste zu machen.
Illegale Geldbeschaffung um die Spielerei zu finanzieren
Um den Kontorückstand wieder auszugleichen oder weiterhin hohe Einsätze zu machen, wird zu illegaler Geldbeschaffung gegriffen. Diese kann sich in eher harmlosen Aktionen wie der Aufbruch eines Zigarettenautomaten äußern, oder in weniger harmlosen Aktionen in denen die betroffenen Personen z.B. Raub – oder Diebstahl durchführen.
In entsprechenden Strafverfahren wird jedoch auf eine eventuelle Minderung des Urteils Rücksicht genommen, weil der Täter keine Kontrolle mehr über sich hatte und in Folge seiner Krankheit an Entzugserscheinungen gelitten hat. Für diese Beurteilung wird in den meisten Fällen ein Sachverständiger zur Rate gezogen.
Eine Therapie gegen die Spielsucht
Für Spielsüchtige ist es in den meisten Fällen ratsam, eine Selbsthilfegruppe in Anspruch zu nehmen. Genau wie bei den Anonymen Alkoholikern, gibt es Gruppen in denen sich Namenslose oder unter einem Pseudonym benannte Personen zu ihrem Problem äußern. Die Erkenntnis nicht alleine an dieser Krankheit zu leiden, stärkt das Selbstbewusstsein und gibt den Betroffenen neue Hoffnung.
Im Internet gibt es zahlreiche Websites die Kontaktdaten zum Thema Spielsuchttherapie anbieten. So auch die offizielle Homepage für Betroffene der Spielsucht.
Neben psychotherapeutischen Ansätzen gibt es auch Medikamente auf dem Markt, welche allerdings nur begrenzt und nicht auf Dauer den Verzicht auf das Spiel ermöglichen können.
Sicherlich muss neben dem psychologischen Aspekt auch Hilfestellung seitens eines Schuldenberaters eingeholt werden, welcher die Rückstände einigermaßen regulieren kann.
Neue Gesetze verringern die Anzahl der Spielsüchtigen
Aufgrund neuer Gesetze zum Glücksspielwesen wie das vom 01.01.2008, haben in Zukunft nur noch Personen in regelmäßigen Abständen Zutritt zu Spielbanken, wenn keine Suchtprobleme vorliegen. Ob jedoch unter der Hand auf diese Regelungen in ausreichendem Maße Rücksicht genommen wird, bleibt fraglich – irgendwie muss das Geld ja reinkommen.