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Die Skoliose-OP: Methoden, Tipps und Wissenswertes

Bei hochgradigen Wirbelsäulenverkrümmungen ist eine Operation manchmal unvermeidlich. Wann wird operiert und welche Methoden gibt es?

Rund 400 000 Menschen leiden in Deutschland an einer Wirbelsäulenverkrümmung, der sogenannten Skoliose. Die dreidimensionale Verbiegung des Rückgrats mit Drehung der einzelnen Wirbelkörper tritt besonders häufig während der Pubertät auf und betrifft in vier von fünf Fällen junge Mädchen. Die meisten Skoliosen sind nur leicht und können mittels Krankengymnastik oder Korsetttherapie behandelt werden. Ist die Wirbelsäule aber stärker gekrümmt, können neben Rückenschmerzen auch Schädigungen von Organen, wie Herz oder Lunge, auftreten. Eine Operation ist dann oft der letzte Ausweg.

Wann wird operiert?

Skoliosen im Bereich der Brustwirbelsäule werden bei Patienten im Wachstumsalter ab einer Gradzahl von 50 operiert. Im Bereich der Lendenwirbelsäule kann schon bei Krümmungen zwischen 35 und 40 Grad eine Operation notwendig sein.

Die angegebenen Werte sind Richtwerte, die für Skoliosen im Erwachsenenalter nicht gelten. Generell gilt (auch für Skoliosen im Wachstumsalter): Der Schritt zu einer Operation ist groß und sollte nur nach Rücksprache mit Wirbelsäulenspezialisten getroffen werden. Holen Sie am besten zwei oder drei Meinungen ein, denn eine Skoliose-Operation ist nicht ohne Risiko und sollte immer gut überlegt sein.

Was passiert bei einer Skolisoe-Operation?

Bei einer Skoliose-OP werden dem Patienten metallische Schrauben eingesetzt, die die Verkrümmung aufrichten sollen. Skoliosen können nicht ganz korrigiert werden. Im Durchschnitt kann die Skoliose um 60 Prozent reduziert werden, häufig erreichen Operateure jedoch bessere Werte.

Die Operationsmethoden sind mittlerweile so ausgereift, dass primärstabil operiert wird. Das bedeutet, dass die Versteifungsstrecke direkt nach der OP bereits so gefestigt ist, dass auf eine weitere Korsettversorgung verzichtet werden kann.

Verminderung des Risikos: Was Sie und die Ärzte tun können

Die Skoliose-OP ist ein gefährlicher Eingriff. Es gibt allerdings einige Dinge, die Sie und die Ärzte machen können, um die Risiken zu minimieren.

Blut: Erfahrungsgemäß verliert der Patient während der OP viel Blut. Deshalb ist es ratsam, vor der OP zwei bis drei Eigenblutspenden durchzuführen. Klären Sie rechtzeitig mit Ihrer Krankenkasse, ob die Kosten übernommen werden und wenn Sie an einem anderen Ort spenden, wie das Blut in die OP-Klinik kommt (Stichwort Bluttaxi). Eine weitere Methode: Klappt es mit der Eigenblutspende nicht, ist es möglich, dass die Ärzte das von Ihnen bei der OP verlorene Blut aufbereiten. Klären Sie die Möglichkeit beim OP-Vorgespräch.

  1. Minimierung des Lähmungsrisikos: Die größte Angst der meisten Patienten ist, dass sie nach der OP im Rollstuhl sitzen könnten. Um das Risiko einer Lähmung zu minimieren, gibt es zwei Möglichkeiten. Die erste ist der so genannte Aufwachtest: Dazu wird der Patient während der OP unter Schmerzmittelgabe aufgeweckt und von den Operateuren aufgefordert die Beine zu bewegen. Dadurch soll ausgeschlossen werden, dass es bei der Versteifung zu einer Beschädigung des Rückenmarks kam. Zweite Möglichkeit ist das so genannte Neuromonitoring. Dabei handelt es sich um eine intraoperative Methode der Nervenmessung.
  2. Wirbelsäulenstreckung: Bei besonders schweren Skoliosen wird eine so genannte Wirbelsäulenstreckung durchgeführt. Ziel ist es, die Wirbelsäule im Vorfeld der Versteifungs-OP bereits zu dehnen, um so nervenschonender operieren zu können und das Risiko von Lähmungen zu verringern. Um die Streckung durchzuführen, wird dem Patienten ein sogenannter Halo-Fixateur angelegt. Dabei handelt es sich um einen am Kopf befestigten Ring, an dem Tag für Tag immer schwerere Gewichte befestigt werden. Ist die Wirbelsäule ausreichend gedehnt, kann die Aufrichtungs-OP stattfinden.

Die verschiedenen OP-Methoden: Von hinten und von vorne

Es gibt zwei verschiedene Zugangswege für eine Skoliose-OP: Von hinten und von vorne. Meistens wird nur ein Zugangsverfahren verwendet, bei besonders schweren Fällen werden beide Verfahren auch miteinander kombiniert. Welche Methode gewählt wird, hängt immer vom jeweiligen Einzelfall ab.

  • Der hintere Zugang

Bei der Operation über den hinteren Zugang wird der Rücken aufgeschnitten. Die Schrauben werden dann an beiden Wirbelseiten angebracht. Es folgt die Befestigung von zwei Stäben, die letztendlich für die Aufrichtung der Verkrümmung sorgen. Anschließend werden noch Knochenspäne (entweder durch die Entnahme einer Rippe oder aus dem Beckenkamm) an den Wirbeln angelagert, die letztendlich nach circa einjähriger Verwachsung für die Versteifung des operierten Abschnitts sorgen.

  • Operation von der Seite

Beim vorderen Zugang wird die Wirbelsäule durch einen seitlichen Schnitt (z.B. vom Bauchraum ausgehend) freigelegt, um dann die Bandscheiben an der verkrümmten Stelle zu entfernen. Das ermöglicht eine gewisse Mobilität der Wirbelsäule. Anschließend werden auch hier Knochenspäne platziert und dann über das Anbringen von Schrauben und ein oder zwei Stäben an den einzelnen Wirbeln die Korrektur der Verkrümmung vollzogen. Bei dieser Operationsmethode wird das Anbringen einer so genannten Thoraxdrainage nötig, weil Wundflüssigkeit aus dem Brustkorb abfließen muss. Sie wird einige Tage nach der OP gezogen.