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Die Schizoaffektive Störung

Bei der schizoaffektiven Störung handelt es sich um eine psychische Erkrankung, die eine Mischform aus zwei bis drei psychiatrischen Erkrankungen darstellt.

Der Begriff ,,schizoaffektiv“ weist bereits darauf hin, dass es sich bei dieser schweren psychiatrischen Erkrankung um eine Mischform zwischen einer Manie und oder einer Depression, also einer ,,affektiven“ Störung handelt, während der Worteil „schizo“ darauf hinweist, dass auch Symptome aus dem schizophrenen Formenkreis bei dieser Erkrankung eine Rolle spielen. Bei der Erkrankung können sich Krankheitsbilder der Manie, Depression oder Schizophrenie miteinander abwechseln oder auch gleichzeitig vorliegen. Dazwischen können auch stabile Phasen liegen, in denen der Erkrankte weitgehend gesund ist. Bei jedem fünften bis zehnten Patienten, dem zunächst eine Depression, eine Manie, eine bipolare Störung oder Schizophrenie diagnostiziert wurde, erhält später die Diagnose schizoaffektive Störung.

Wie häufig tritt die Störung auf?

Bei Frauen tritt sie etwas häufiger auf als bei Männern, zumindest was das gleichzeitige Auftreten einer Schizophrenie und einer Depression betrifft. Vermutlich leiden Frauen unter dieser Kombination doppelt so häufig wie Männer. Erkrankungsbilder, bei denen ein schizophrenes Krankheitsbild zusammen mit einer bipolaren Störung vorliegt, treten bei Männern und Frauen etwa gleich häufig auf. Meistens wird die Erkrankung im mittleren Lebensalter festgestellt. Es gibt wohl auch schizoaffektive Störungen im Kindes- und Jugendalter, aber wohl eher selten. Wie häufig die Störung insgesamt in der Bevölkerung vorkommt, kann man nicht genau sagen, sondern nur Schlussfolgerungen ziehen, was die Auftretenshäufigkeit der psychischen Erkrankungen betrifft, die diese Störung beinhaltet. Bei den Erkrankungen aus dem schizophrenen Formenkreis geht man davon aus, dass ein Prozent der Bevölkerung darunter leiden, bei Manien gibt es etwa 2 bis 3 Prozent Betroffene und Depressive bis zu 10 Mal so viele.

Manie, Depression, Schizophrenie – eine kurze Erklärung

Betroffene einer Depression verlieren oft Freude, Interesse und Antrieb, fühlen sich niedergeschlagen bis verzweifelt, haben nicht selten das Gefühl versagt zu haben, leiden häufig unter Angst, innerer Unruhe oder einem übermäßigen Schlafbedürfnis. Es fällt den Betroffenen schwer, Entscheidungen zu treffen. Oft besteht ein Bedürfnis sich selbst zu isolieren. In schweren Fällen kreisen die Gedanken um Suizid oder es kommt sogar zu Suizidversuchen.

Der Maniker stellt eigentlich den Gegenpol zum Depressiven dar. Die Stimmung ist meistens hochgradig gehoben und mitreißend bis nervtötend euphorisch. Sie kann jedoch auch schnell in gereiztes, sehr aggressives Verhalten umschlagen. Es gibt auch Manien, in denen eine solche sehr agressive, gereizte Stimmung und entsprechendes Verhalten im Vordergrund steht. Oft fallen sie durch Hyperaktivität auf, sind nicht selten, zumindest während hypomanischer Phasen besonders leistungsfähig im Beruf, aber auch im gesellschaftlichen Leben und sexuell. Das Selbstbewusstsein kann bis zum Größenwahn gesteigert sein, dass Schlafbedürfnis ist stark reduziert oder sie brauchen fast gar keinen Schlaf. Im fortgeschrittenen Stadium der Manie neigen die Betroffenen zu irrationalem, verrücktem, peinlichem, distanzlosem Verhalten, zum Beispiel auch zu extremem Kaufrausch und verschulden sich nicht selten maßlos.

Charakteristisch für die schizophrene Psychose sind Wahnsymptome, das Gefühl, Gedanken werden von außen fremdbestimmt oder können von anderen gelesen werden, Halluzinationen, desorganisiertes, durch den Wahn beeinflusstes irrationales Verhalten, Überbewertung von alltäglichen Ereignissen oder Gegenständen. Die Betroffene verlieren teilweise oder vollkommen den Bezug zur Realität und die Fähigkeit, in dieser zu funktionieren. Aber auch die sogenannten negativen Symptome wie Konzentrationsschwierigkeiten, Verlust der Leistungsfähigkeit, Willensschwäche, Sprach- und Gefühlsverarmung und -verflachung sind typisch für diese Art von Erkrankung. Diese negativen Symptome fehlen in der Regel jedoch bei der schizoaffektiven Störung. Dadurch versucht man sie auch hauptsächlich von der schizophrenen Psychose abzugrenzen.

Die Vorwarnsymptome

Die schizoaffektive Störung tritt nur selten ohne Vorwarnsymptome auf. Gerade um weitere Krankheitsepisoden zu vermeiden, ist es sehr wichtig, für Betroffene und Angehörige, diese zu erkennen und dann entsprechend auf diese zu reagieren. Diese können sich sehr stark von Betroffenem zu Betroffenen unterscheiden, deshalb werden hier nur einige Beispiele genannt:

  • Müdigkeit, schnelle Erschöpfbarkeit
  • Stimmungsschwankungen
  • Konzentrationsstörungen
  • innere Unruhe
  • Schlafstörungen
  • Verhaltensänderungen
  • Schmerzen ohne organische Ursache
  • Appetitverlust
  • Schmerzen oder körperliche Beschwerden ohne organische Ursache

Diese Vorwarnsymptome können jedoch auch den Beginn einer anderen psychischen Krankheitsepisode ankündigen oder mit dieser im Zusammenhang auftreten.

Krankheitsverlauf und Prognose

Oft wechseln sich wie bei der bipolaren Störung, schizomanische und schizodepressive Episoden miteinander ab. Die Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls liegt leider sehr hoch, besonders häufig tritt ein Rückfall durch belastende Lebensereignisse auf wie zum Beispiel:

  • Verlust oder Wechsel der Arbeitsstelle, sowie Berentung
  • Mobbing am Arbeitsplatz
  • Heirat
  • Schwangerschaft, Geburt eines Kindes
  • finanzielle Probleme
  • hohe Ansprüche an sich selbst, Perfektionismus
  • überdurchschnittliche Intelligenz und Sensibilität
  • Todesfall in der Familie

Was die Geburt eines Kindes betrifft, so handelt es sich bei etwa der Hälfte der psychotischen Störungen, die im Wochenbett auftreten, um eine schizoaffektive Psychose.

Falls die Störung rechtzeitig erkannt wird, ist sie gut behandelbar und die Prognosen sind besser als bei schizophren Erkrankten. Acht von zehn Betroffenen können ein selbstständiges Leben führen, in etwa 25 Prozent der Fälle kommt es zu Berufsunfähigkeit, teilweise auch Erwerbsunfähigkeit und frühzeitiger Berentung und in nur 15 Prozent der Fälle zur Auflösung einer bestehenden Partnerschaft.

Leider besteht eine sehr hohe Suizidgefahr, besonders bei weiblichen Erkrankten und Erkrankten, bei denen psychotische und schwere depressive Symptome gleichzeitig auftreten. 75 Prozent der Erkrankten denken an oder planen einen Suizid oder versuchen sogar, sich umzubringen.

Behandlung der schizoaffektiven Störung

Die Therapie unterscheidet sich je nachdem, ob eine hauptsächlich schizomanische, schizodepressive oder gemischte Episode vorliegt. Bei einer schizomanischen Krankheitsepisode werden medikamentös meistens ein Neuroleptikum zusammen mit Lithium oder einem Medikament zur Phasenprophylaxe kombiniert. Hauptsächlich psychotische Episoden werden mit Neuroleptika und schizodepressive Episoden mit einer Kombination aus einem Neuroleptikum und einem Antidepressiva behandelt.

Außer den entsprechenden Medikamenten wird Psychotherapie, insbesondere die Verhaltenstherapie zur Behandlung empfohlen, außerdem Lichttherapie, soziotherapeutische Hilfemaßnahmen wie zum Beispiel Arbeitstraining und Belastungserprobung und eventuell langsame Wiedereingliederung ins Arbeitsleben oder berufliche Rehabilitation. Die Methode Schlafentzug, die gerne zur Behandlung von Depressionen eingesetzt wird, sollte bei der schizoaffektiven Depression aufgrund der Gefahr einer Manie oder Psychose nicht angewendet werden.